Alnylam Pharmaceuticals gelingt Durchbruch auf dem Gebiet der RNAi-Forschung

Erstmalig Beweis für den erfolgreichen Einsatz der RNA-Interferenz mittels systemischer Verabreichung erbracht

11.11.2004

Alnylam Pharmaceuticals hat den in vivo-Funktionsnachweis der RNAi-induzierten Inaktivierung einzelner Gene (Gene Silencing) in Säugern erfolgreich durchgeführt und veröffentlicht. Das Unternehmen nimmt damit eine Vorreiterposition auf diesem Gebiet ein. Dabei wurde eine Methode eingesetzt, die potenziell für systemische RNAi-Therapeutika bei Humanerkrankungen anwendbar sind.

Die jetzt in Nature veröffentlichten Forschungsergebnisse stellen einen bedeutenden Fortschritt bei der Entwicklung systemischer RNAi-Therapeutika dar. Die Verabreichung über die Blutbahn ermöglicht RNAi-Therapeutika im Prinzip jedes für den Ausbruch einer Krankheit verantwortliche Gen abzuschalten. Damit eröffnen sich völlig neue Perspektiven für eine breite Anwendung von RNAi-Therapeutika zur Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten.

In der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse beschreiben die Alnylam-Wissenschaftler die erfolgreiche in vivo-Inaktivierung des Gens für das Apolipoprotein B (apoB), einem Schlüsselprotein des Cholesterin-Stoffwechsels, sowie die damit einhergehende Senkung des Cholesterinspiegels im Blut. Dies wurde mit Hilfe der intravenösen Gabe speziell konstruierter, kurzer doppelsträngiger Ribonukleinsäuren (auch siRNAs genannt) erzielt. Die siRNA-Moleküle lösen in den Zellen RNA-Interferenz aus. Die synthetischen siRNA-Moleküle wurden mit patentierten chemischen Methoden so modifiziert, dass sie auch gezielt die entsprechenden Zellen erreichen und in sie eindringen konnten. Die intravenöse Injektion dieser modifizierten siRNA-Moleküle in Mäuse reduzierte die apoB-Messenger-RNA (mRNA) in der Leber und im Darm, was eine deutlichen Senkung des apoB-Protein- und Gesamtcholesterinspiegels im Blut zur Folge hatte.

Parallel dazu konnten die Wissenschaftler in einem transgenen Mausmodell die Inaktivierung des menschlichen apoB-Gens durch siRNA-Moleküle nachweisen. Das apoB-Gen ist ein klinisch höchst relevantes Zielgen, da es bis heute mit traditionellen Methoden, das heisst mit niedermolekularen Wirkstoffen, Proteinen oder Antikörpern, keine wirksame Therapie gibt, die direkt in diesen Stoffwechselweg eingreift.

"Mit dem ersten Nachweis einer RNAi-induzierten Inaktivierung eines Gens durch systemische Verabreichung von siRNAs konnten wir den Wissensstand auf dem Gebiet der RNAi-Forschung bedeutend erweitern. Wir haben damit den ersten konkreten Beweis für die vielfältigen potenziellen Anwendungsmöglichkeiten von RNAi-Therapeutika geliefert", sagte Dr. Hans-Peter Vornlocher, Forschungsleiter von Alnylam Europe AG. "Die jüngste Veröffentlichung unserer Forschungsergebnisse im renommierten Fachmagazin Nature betrachten wir als grosse Auszeichnung. Sie ist gleichzeitig auch ein Ansporn für Alnylams fortlaufende Forschungsarbeiten an vorderster Front der Therapeutika-Forschung, die Anwendungen der RNAi als völlig neue Wirkstoffklasse ermöglicht."

Alnylams Wissenschaftler lieferten erstmals den eindeutigen Beweis, dass siRNAs im lebenden Organismus für den RNAi-induzierten Abbau einer Ziel-mRNA verantwortlich sind. Mit Hilfe hochempfindlicher Analysemethoden konnte die Spaltung der apoB-mRNA an der vorausgesagten Stelle nachgewiesen werden. Die Bestätigung des spezifischen Wirkmechanismus von siRNAs verdeutlicht das therapeutische Potenzial bei der Anwendung des natürlich auftretenden Phänomens der RNA-Interferenz für die Behandlung von Krankheiten.

"Diese wichtigen Ergebnisse sind ein entscheidender Fortschritt für unsere Forschungsarbeiten an systemischen RNAi-Therapeutika und bei der breiten Anwendung der RNAi bei häufigen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes, Fettleibigkeit, Hepatitis und Krebs sowie vielen Infektionskrankheiten", erklärt Dr. John Maraganore, Chief Executive Officer von Alnylam Pharmaceuticals. "Alnylam wird auch weiterhin seine gesamte wissenschaftliche Expertise und seine patentierten Verfahren für die Weiterentwicklung sowohl direkter als auch systemischer RNAi-Anwendungen einsetzen. Dies schliesst natürlich die weitere Verbesserung der systemischen RNAi-Technologie zur Anwendung für Humantherapeutika ein."

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Kampf gegen Krebs: Neueste Entwicklungen und Fortschritte