Wirtschaftswissenschaft: Überraschend positives Bild der deutschen Biotechnologie-Branche

30.06.2003

Die Biotechnologie ist im Zuge jüngster Forschungserfolge wieder ins Rampenlicht der Börsen und der breiten Öffentlichkeit zurückgekehrt. Jetzt hat sich auch die Wirtschaftswissenschaft der Struktur der deutschen Biotech-Branche angenommen. Soeben wurde in der "Zeitschrift für Biopolitik" zum ersten Mal eine empirische Bestandsaufnahme der strategischen Ausrichtung der deutschen Biotechnik-Unternehmen veröffentlicht.

Prof. Dr. Andreas Al-Laham, im Stuttgart Institute of Management and Technology (SIMT) auf Unternehmensführung sowie internationales und strategisches Management spezialisiert, hatte Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit dem Fachinformationsunternehmen BIOCOM AG die deutschen Biotech-Unternehmen nach ihrer strategischen Ausrichtung befragt. Dabei kam ein überraschend positives Bild der deutschen Biotech-Branche heraus: Die Unternehmen sind deutlich stabiler und mit zahlreichen marktreifen Produkten dichter am Geschäftserfolg positioniert als gemeinhin vermutet wird. So erwarteten 52% der Manager eine positive oder gar sehr positive Entwicklung der Nachfragesituation, während sich nur 11% auf eine Verschlechterung einstellten. (Rest neutral)

Nur noch rund ein Viertel der deutschen Biotech-Unternehmen sind reine Technologieentwickler (Plattformstrategie), während sich 34% auf Produktentwicklung und fast 40% auf beides (Hybridstrategie) fokussiert haben. Fast die Hälfte der dabei entwickelten, ganz verschiedenartigen biotechnischen Produkte (nicht nur Medikamente) soll schon im laufenden Jahr 2003 auf den Markt kommen. Da ist es kein Wunder, daß bei der Frage nach der Finanzierung der Unternehmen "eigene Umsätze" von fast 64% der Geschäftsführer als "sehr wichtig" eingeschätzt wurden, während das vielzitierte Venture Capital nur von rund 35% der Firmen als sehr wichtig angesehen wird. Überraschend auch die Gegenprobe: Fast 40% der Geschäftsführer bezeichneten Venture Capital als "sehr unwichtig".

Knapp 19.000 Mitarbeiter beschäftigten die 533 kleinen und mittleren Biotech-Unternehmen Deutschlands Ende 2002 (ohne Großkonzerne), das waren knapp 1.000 weniger als im Jahr zuvor. Obwohl die Gründungswelle zuletzt verebbt ist und auch Insolvenzen in der Biotech-Branche zu beobachten sind, verläuft die vielerorts düster beschworene "Konsolidierung" bislang offenbar ohne gravierende Einschnitte. Prof. Al-Laham: "Angesichts der relativ hohen Zufriedenheit mit der Erreichung ihrer Geschäftsziele zeigt sich, daß sich die Firmen gut gewappnet fühlen, den zukünftigen Anforderungen zu begegnen. Es ist daher sicherlich nicht verfehlt, die Situation in der Biotech-Branche und damit das Ergebnis eines nunmehr zweijährigen Konsolidierungsprozesses als "verhalten optimistisch" zu bewerten und der weiteren Entwicklung zuversichtlich entgegenzusehen."

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