Bayer will sich zügig von Covestro trennen

Für das Tiergesundheitsgeschäft hält sich Baumann alle Optionen offen

14.04.2016 - Deutschland

(dpa-AFX) Bayer will sich zügig von seiner Kunststofftochter Covestro trennen. "Wir werden unser Engagement über eine angemessene Zeit auf Null herunterfahren", sagte der designierte Konzernchef Werner Baumann am Montagabend in Leverkusen vor Journalisten. Dies werde "zügig" gehen und "keine fünf Jahre" brauchen, fügte er hinzu.

Bayer hatte Covestro im vergangenen Jahr an die Börse gebracht und sich so zum reinen Pharma- und Pflanzenschutzkonzern gewandelt. Seither dreht sich bei Bayer alles rund um die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze. Nach dem Börsengang hält Bayer noch rund 69 Prozent an Covestro. Am 6. April lief die vereinbarte Haltefrist ab. Bayer habe kein strategisches Interesse mehr an Covestro, erklärte Baumann. Die Abgabe der Anteile sei aber etwa auch von den Marktbedingungen abhängig.

Auch für das im Branchenvergleich inzwischen vergleichsweise kleine Tiergesundheitsgeschäft hält sich Baumann alle Optionen offen. Sollte eine geplante Stärkung des Geschäfts durch externes Wachstum nicht gelingen, müsse geprüft werden, ob das sehr attraktive Geschäft mit zuletzt rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz im eigenen Konzern auf Dauer noch eine gute Zukunft habe. Es gebe aber keinen akuten Handlungsbedarf, da das Geschäft hochprofitabel sei und zuletzt auch mit neuen Produkten punkte, betonte Baumann. Mit dem jüngsten Tausch von Geschäftsaktivitäten zwischen den Pharmakonzernen Sanofi und Boehringer Ingelheim ist die Konkurrenz in Deutschland gewachsen.

Im Gesamtkonzern zeichnet sich unterdessen mit der Stabübergabe zum Monatswechsel kein grundlegender strategischer Wandel ab. "Sie sollten nicht davon ausgehen, dass Bayer sich in eine gänzlich andere Richtung bewegt", sagte Baumann. Er wird den Traditionskonzern vom 1. Mai an führen. Nach der umfassenden Neuausrichtung in den vergangenen Jahren gehe es um eine Weiterentwicklung der bestehenden Strategie, erklärte er. Evolution statt Revolution sei dabei das Motto.

Baumann hatte gemeinsam mit dem nach der Hauptversammlung Ende des Monats scheidenden Konzernchef Marijn Dekkers den Umbau im Vorstand seit 2010 bereits entscheidend mitgestaltet. Die neue Konzernstruktur mit dem Einzug der Spartenchefs in den Vorstand soll die Schlagkraft erhöhen.

Den Umbau hat er als Finanz- und zuletzt als Strategiechef entscheidend mitgeprägt. Er war so an allen wichtigen Weichenstellungen beteiligt. Im für den Konzern besonders wichtigen Pharmageschäft punkteten die Leverkusener zuletzt mit neueren Produkten. Das Geschäft mit rezeptfreien Mitteln als Stabilisator für das mit hohen Risiko behaftete Pharmageschäft hatten Dekkers und Baumann zuletzt mit einem milliardenschweren Zukauf gestärkt. Bayer sei sehr gut aufgestellt, so Baumann.

Dekkers steht seit 2010 an der Spitze des Leverkusener Pharma- und Pflanzenschutzkonzerns. Er hat das Unternehmen in dieser Zeit ganz auf die Sparten Gesundheit und Pflanzenschutz ausgerichtet und mit dieser Strategie zeitweise zum wertvollsten Unternehmen im Deutschen Aktienindex Dax gemacht. Seinen Abschied hatte der aus den Niederlanden stammende Manager bereits im Sommer 2014 angekündigt. Baumann galt schon immer als Kronprinz aus den eigenen Reihen. Er hat sein gesamtes Berufsleben bei Bayer verbracht.

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