Forschung mit "springenden Genen"

Hochdotierter Europäischer Förderpreis für ungarische Nachwuchswissenschaftlerin am MDC

27.08.2004

Für ihre Forschungen mit mobilen genetischen Elementen, springende Gene oder Transposons genannt, ist die ungarische Biologin Dr. Zsuzsanna Izsvák vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch mit dem zum ersten Mal vergebenenen European Young Investigators Awards (EURYI) in Stockholm ausgezeichnet worden. Sie erhält für die kommenden fünf Jahre rund eine Million Euro. Das entspricht in etwa der Dotierung des Nobelpreises. Mit dem Preisgeld baut sie am MDC eine eigene Forschungsgruppe auf. Dr. Izsvák ist laut Preiskomitee in der Transposonforschung führend. Diese Forschung erweitere das Verständis über die Wechselwirkungen mobiler genetischer Elemente und ihrer Wirtsorganismen. Dazu gehören auch solch grundlegende molekulare Prozesse, wie sie bei der Reparatur von DNA-Schäden in Säugerzellen und damit auch beim Menschen eine Rolle spielen. Als natürliche DNA-Transportvehikel könnten Transposons in Zukunft für die Medizin von großer Bedeutung sein, da sie unter Umständen neue, vielversprechende Möglichkeiten für die Gentherapie eröffneten. Auch in der Entwicklungsbiologie haben Transposons ein hohes Potential, so für die Entdeckung von Genen bei Wirbeltieren. Der Preis soll Dr. Izsvák, die auch mit dem Biologischen Forschungszentrum der ungarischen Akademie der Wissenschaften in Szeged, einem Exzellenzzentrum der Europäischen Union, verbunden ist, gegenüber ihren Konkurrenten in Japan und den USA stärken. Mit Dr. Izsvák sind insgesamt 25 Nachwuchswissenschaftler aus verschiedenen europäischen Ländern und den USA ausgezeichnet worden. Davon arbeiten vier in Deutschland. Unter dem Dach von 15 europäischen Forschungsorganisationen haben die European Heads of Research Councils (EUROHORCS) und die European Science Foundation (ESF) in Strasbourg den Preis ausgeschriebenen. Um die mit einer bis 1,25 Millionen Euro dotierte Auszeichnung hatten sich weltweit 777 Wissenschaftler beworben. 133 schafften die zweite Runde, von denen die jetztigen Preisträger ausgewählt wurden. In den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte die amerikanische Forscherin Barbara McClintock "springende Gene" oder Transposons an Maispflanzen entdeckt und dafür 1983 den Nobelpreis erhalten. Sie hatte als erste festgestellt, dass das Genom keine unbewegliche, feste Struktur hat, sondern durch die Transposons beweglich ist. Diese mobilen DNA-Elemente haben sich in die Erbanlagen (Genome) aller Organismen vom Bakterium bis zum Menschen eingeschlichen und nehmen dort einen für die Wissenschaftler erstaunlich großen Raum von rund 45 Prozent ein. Sie bezeichnen Transponsons als "molekulare Parasiten", die mit ihren Wirten leben und sich aus ihnen entwickeln. Transposons können Schäden an der DNA ihres Wirtsorganismus verursachen. Die meisten Transposons sind aber bei Wirbeltieren inaktive Überbleibsel einst aktiver Transposons. Einige der grundlegendsten zellulären Mechanismen, wie etwa die Ausbildung des Immunsystems bei Wirbeltieren, gehen auf Transposons zurück. "Dornröschen" nach langem Schlaf in der Evolution "wachgeküsst" Ihre Aktivität haben Transposons durch Mutationen im Laufe der Evolution verloren. Aus Transposons von Fischen, die vermutlich vor rund 20 Millionen Jahren aktiv gewesen waren, entwickelte Dr. Izsvák zusammen mit ihrem Mann, dem ungarischen Biologen Dr. Zoltán Ivics, der am MDC eine Forschungsgruppe leitet, ein künstliches Transposon. Sie "korrigierten" alle Mutationen aus ihrem Konstrukt und nannten es in Anlehnung an das Grimmsche Märchen "Dornröschen" (Sleeping Beauty), da sie es buchstäblich "wachgeküsst" hatten. "Dornröschen" kann sich in die DNA anderer Organismen und auch des Menschen einbauen.

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