Nobelpreisträger Ohsumi: «Bin nicht sehr wetteifernd»
(dpa) Bescheiden und warmherzig - so beschreiben Forscherkollegen den frisch gekürten Medizin-Nobelpreisträger Yoshinori Ohsumi. Der 71-jährige Japaner stammt aus einem akademischen Umfeld und erarbeitete sich seinen Weg an die Spitze der Topforscher hart. Erst mit 43 Jahren hatte er ein eigenes Laboratorium. «Er ist ein sehr offener, bescheidener und im persönlichen Umgang warmherziger Mensch, der ganz auf seine Wissenschaft konzentriert ist», sagt Tassula Proikas-Cezanne von der Universität Tübingen, die ihn von Fachkonferenzen kennt. «Ich habe ... immer gesagt: «Er kriegt irgendwann den Nobelpreis»».
Ohsumi «entdeckte und erforschte Mechanismen, die der Autophagie zugrunde liegen», erklärte das Karolinska-Institut in Stockholm bei der Zuerkennung des Nobelpreises an den Japaner. «Dabei handelt es sich um einen grundsätzlichen Prozess, um Zellkomponenten abzubauen und zu recyceln.» Das dient der Gesunderhaltung des Körpers.
Aufgewachsen im Nachkriegsjapan hatte es Ohsumi zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere nicht leicht. Sein Vater war Professor für Ingenieurwesen an der Universität Kyushu. Während der Vater eher industrieorientiert arbeitete, war der junge Ohsumi mehr an Naturwissenschaften interessiert. Nach der Oberschule schrieb er sich zunächst an der Universität Tokio in Chemie ein. Doch habe er schnell festgestellt, dass das für ihn nicht so attraktiv war, sagte Ohsumi.
Daraufhin wechselte er zu der damals im Aufbruch befindlichen Molekularbiologie. Die frühen 60er seien das «Goldene Zeitalter der Molekularbiologie» gewesen, so der Japaner, der 1974 promovierte und bis 1977 als Post-Doktorand an der Rockefeller University in New York tätig war. Dort begann er, sich mit Weizenzellen zu beschäftigen.
Später kehrte er nach Japan zurück und forschte an der Universität Tokio. 1986 wurde er Dozent, zwei Jahre später Assistenzprofessor. Schon damals beschäftigte er sich mit dem Membrantransport in Vakuolen in der Zelle, die Teil des Systems der Autophagie sind.
1996 ging Ohsumi als Professor an das Nationale Institut für Grundlagenforschung in der Biologie in Okazaki und war später Professor in Hayama. 2009 emeritierte er und ist heute als Ehrenprofessor am Institut für Technologie in Tokio tätig.
Jungen Forschern, die es nicht immer leicht haben, riet er in einem Interview: «Ich bin nicht sehr wetteifernd.» Er suche stets nach einem neuen Studienobjekt, «selbst wenn es nicht so populär ist».
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