Juveniles Angiofibrom: Der Weg zu innovativen Therapieansätzen - oder: Die lange Suche nach der Tumor-Ursprungszelle

23.06.2010 - Deutschland
Die Freunde des Universitätsklinikums des Saarlandes e.V. haben einen mit 20.000 Euro dotierten Forschungspreis an ein Forschungsvorhaben von Dr. rer. nat. Vivienne Willnecker, Labor der HNO-Klinik des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS), vergeben. Das juvenile Angiofibrom ist ein gutartiger jedoch aggressiv wachsender Tumor, der fast ausschließlich geschlechtsspezifisch bei männlichen Jugendlichen ab dem 10. Lebensjahr mit einer Häufigkeit von zirka 0,5% aller Tumorerkrankungen im Kopf-Hals-Bereich auftritt. Meist ist der Tumor im hinteren Abschnitt der Nasenhaupthöhle lokalisiert, häufig können jedoch auch angrenzende Strukturen wie die Nasennebenhöhlen, die Augenhöhlen oder die Schädelbasis betroffen sein. Ferner treten Fälle mit Ausdehnungen bis ins Gehirn oder entlang des Sehnervs auf, die die operative Entfernung des Tumors erschweren. Darüber hinaus besitzt das juvenile Angiofibrom eine Vielzahl von überwiegend irregulär geformten Blutgefäßen. Die fehlende Muskelschicht vieler Gefäße und hohe Anzahl an Gefäßen erklären die starke Blutungsneigung dieser gefäßreichen Bindegewebswucherung und erschwert in starkem Maße die operative Behandlung. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, nach der Ursache für das Auftreten der zahlreichen Blutgefäßspalten im juvenilen Angiofibrom zu suchen, um darauf basierend den zugrunde liegenden Entstehungsmechanismus gezielt hemmen zu können. Die Forschungsergebnisse konnten erstmals in Zellkulturexperimenten darauf hinweisen, dass die Bindegewebszellen des Tumors Stammzellcharakter besitzen und nach Stimulation mit spezifischen, im Tumor vorhandenen Wachstumsfaktoren (VEGF und FGF) in der Lage sind, sich zu Gefäßzellen weiter zu entwickeln. Aufgrund dieser Erkenntnis können nun neue wachstumsbegrenzende Therapieansätze für das juvenile Angiofibrom auf der Basis von VEGF- und FGF- hemmenden Medikamenten zunächst in Zellkultur getestet werden. Das langfristige Ziel des Forschungsprojektes ist, bei den betroffenen jungen Patienten zukünftig die Notwendigkeit ausgedehnter chirurgischer Eingriffe zu vermeiden.

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