Hautkrebs: Bekämpfung an zwei Fronten gleichzeitig

Neue Methode schaltet Krebsgen aus und aktiviert Immunsystem

03.12.2008 - Deutschland

Forscher aus München und Bonn haben eine neue Methode gegen den Schwarzen Hautkrebs entwickelt. Dabei wird der Tumor über zwei unterschiedliche Mechanismen gleichzeitig bekämpft: Zum einen wird ein Krebsgen im Erbgut der Tumorzellen ausgeschaltet, das für die bösartigen Zellen lebensnotwendig ist. Zum anderen wird das körpereigene Immunsystem gegen den Tumor aktiviert. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt dieses Forschungsprojekt an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München sowie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München mit rund 250.000 Euro.

Um das Krebsgen auszuschalten, nutzen die Wissenschaftler einen Mechanismus, der in Zellen von Pflanzen, Tieren und Menschen zum Abschalten von Genen führt: die so genannte RNA-Interferenz (RNAi). Seit ihrer Entdeckung ist die Interferenz-Methode zu einem wichtigen Werkzeug in der Gentechnik geworden, um Gene gezielt auszuschalten. "Wir haben die RNA-Interferenz-Technik benutzt, um ein Gen zu hemmen, das die Hautkrebszellen unbedingt zum Überleben brauchen", erklärt Dr. Hendrik Poeck, Projektleiter an der III. Medizinischen Klinik der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar. Zusätzlich haben die Wissenschaftler das RNA-Molekül derart verändert, dass es gleichzeitig die körpereigene Abwehr aktiviert.

Normalerweise entdeckt das Immunsystem entartete Zellen von alleine, zerstört diese und verhindert so frühzeitig die Krebs-Entstehung. Bei Krebs-Patienten funktioniert dieser natürliche Abwehrmechanismus jedoch nicht mehr. Um das Immunsystem in diesen Fällen wieder zu aktivieren, greifen die Forscher auf eine Entdeckung aus der Virusforschung zurück: Die Abwehrzellen erkennen eingedrungene Viren anhand der RNA, aus der die Viren bestehen. Dabei unterscheidet die Abwehr die Virus-RNA von körpereigener RNA anhand einer spezifischen chemischen Veränderung. "Wir haben 'unsere' RNA, die das Krebsgen ausschaltet, mit dieser Modifikation versehen und so quasi als Virus getarnt. Dadurch wird die körpereigene Immunabwehr alarmiert, die fremden Eindringlinge zu zerstören. Das so 'aufgeweckte' Immunsystem richtet sich dann auch gegen die Krebszellen", erläutert Dr. Robert Besch, Projektleiter an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU. "Erste Laborversuche sind sehr vielversprechend." Zudem könne diese Technik prinzipiell auch zur Bekämpfung anderer Krebsarten eingesetzt werden. Doch bis zur Anwendung am Menschen sind zunächst noch weitere Forschungsarbeiten notwendig.

Originalveröffentlichung: Hendrik Poeck, Robert Besch, Cornelius Maihoefer, Marcel Renn, et al.; "5'-triphosphate-siRNA: turning gene silencing and Rig-I activation against melanoma"; Nature Medicine, published online: 02.11.08

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