Gefahr einer weltweiten Grippewelle

24.01.2005

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält das Risiko einer weltweiten Grippewelle derzeit für so hoch wie lange nicht mehr. Die letzte Influenza-Pandemie gab es vor 36 Jahren - normalerweise treten Pandemien alle 20 bis 30 Jahre auf. Das Vogelgrippevirus (H5N1) könnte möglicherweise der Auslöser einer neuen Pandemie werden. In Südostasien sind im Laufe des letzten Jahres 48 Menschen an den Folgen des Virus erkrankt und davon 35 in Thailand und Vietnam gestorben.

Bei einem solchen Szenario rechnet man derzeit weltweit mit einer Erkrankungsrate von einem Drittel der Bevölkerung und mit bis zu 7 Millionen Todesopfern. Darüber hinaus würde eine Pandemie die Gesundheitssysteme und das gesamte öffentliche Leben aufgrund der extrem hohen Zahl der ambulanten und stationären Behandlungen beeinträchtigen, wenn nicht gar ganz lahm legen. Niemand kann vorhersagen, wann eine Pandemie auftreten wird, aber das Bedrohungspotential ist vorhanden und verdeutlicht die Notwendigkeit von vorbereitenden Maßnahmen. Daher hat das Robert Koch-Institut (RKI) jetzt einen gemeinsam von Bund und Ländern getragenen Nationalen Influenza-Pandemieplan erstellt. Der Plan soll dazu beitragen, auf die Herausforderungen besser vorbereitet zu sein und den menschlichen und wirtschaftlichen Schaden auf ein Minimum zu reduzieren. Für den Fall einer Pandemie sollte eine zur Therapie der Influenza ausreichende Menge an antiviralen Arzneimitteln zur Verfügung stehen. Das RKI empfiehlt für die Therapie orale Neuraminidase-Hemmer.

Eine ernsthafte Bedrohung sind nach wie vor auch die jährlich regional auftretenden Influenza-Epidemien. "Die Influenza ist die letzte große klassische Seuche, die jährlich weltweit ca. 1 Million Menschenleben fordert." so Prof. Dr. Peter Wutzler, Direktor des Instituts für Virologie und Antivirale Therapie am Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Allein in Deutschland gab es im Winter 2002/2003 nach Informationen des RKI ca. 16.000 Todesfälle. Leider wird die Gefahr, die von einer Influenza-Infektion ausgehen kann, nicht ernst genommen. Die niedrige Impfbereitschaft in der Bevölkerung unterstreicht dies.

Typischer Ablauf einer Influenza

Die echte Grippe bricht plötzlich und unerwartet aus. Die krankheitsauslösenden Influenza-Viren werden durch Tröpfcheninfektion übertragen und schädigen die Schleimhaut der Atemwege. Innerhalb weniger Stunden kommt es aus völligem Wohlbefinden heraus zu Schüttelfrost, hohem Fieber und starken Kopf- und Gliederschmerzen. "Trotz Fieberzäpfchen ging das Fieber nicht zurück - noch dazu hatte ich am ganzen Körper Gliederschmerzen und Schüttelfrost", berichtet Nikola Sch., Patientin von Professor Dr. Georg E. Vogel, Internist aus München. Während der jährlichen Influenza-Epidemie sollten Betroffene beim Auftreten erster Symptome schnell einen Arzt aufsuchen, denn bei der Influenza ist rasches Handeln wichtig. Mit Einführung des Neuraminidase-Hemmers Tamiflu (Oseltamivir), der die Virusvermehrung zuverlässig stoppt, gibt es erstmals eine orale, gut verträgliche Therapie gegen Influenza Typ A und B. Die Therapie mit Tamiflu wird für Erwachsene und Kinder ab einem Jahr und in der Prophylaxe ab 13 Jahren von der Paul Ehrlich Gesellschaft e. V. und der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e. V. empfohlen.

Bei Pandemie sind Neuraminidase-Hemmer unverzichtbar

Bei einer Pandemie ist der Einsatz von antiviralen Medikamenten die einzige Möglichkeit der Prophylaxe und Therapie. "Man kann davon ausgehen, dass die Neuraminidase-Hemmer gegen alle menschlichen und tierischen Influenza-Viren wirken und im Pandemiefall Menschenleben retten können. Wegen der einfachen oralen Einnahme und der systemischen Wirkung empfiehlt die WHO für den Pandemiefall den Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir." erläutert Prof. Dr. med. Bernhard R. Ruf, Chefarzt für Innere Medizin am Klinikum "St. Georg" in Leipzig.

Je früher - Je besser

Entscheidend für den Therapieerfolg ist die frühestmögliche Einnahme von Tamiflu nach Auftreten der ersten Symptome. Laut Studienergebnissen reduziert Tamiflu signifikant die Schwere und Dauer der Erkrankung. In 55 % der Fälle wird Sekundärkomplikationen und somit auch Hospitalisierungen vorgebeugt. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass der Antibiotikaverbrauch um ein Drittel zurückging.

Das Grippe-Frühwarnsystem RealFlu

Während einer Epidemie könnten Informationen über die Verbreitung des Virus in der Region lebenswichtig sein. Diese Informationen bietet das Grippe-Frühwarnsystem RealFl, welches tagesaktuell und regionalisiert die Häufigkeit der Influenza-Infektion in den Bundesländern anzeigt.

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