GPC Biotech will onkologische Produkte einlizensieren und zukaufen

12.02.2004

Martiensried (dpa-AFX) - Das im TecDAX gelistete Biotechnologie-Unternehmen GPC Biotech will den eigenen Nachschub an neuen Produkten in der vorklinischen und klinischen Entwicklung durch gezielte Zukäufe weiter stärken. "Neben den eigenen zukünftigen Krebsmedikamenten, die in den kommenden 12 bis 18 Monaten in die klinische Erprobung gehen, wollen wir gezielt Onkologieprodukte und monoklonale Antikörper einkaufen", sagte der Vorstandsvorsitzende Bernd Seizinger am Mittwochabend der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Seizinger, der im Jahr 2000 die amerikanische Mitotix übernommen hat, schloss dabei mittel- bis langfristig auch eine weitere Firmenübernahme nicht aus.

HOFFNUNGSTRÄGER SATRAPLATIN

GPC Biotech, das derzeit noch in den roten Zahlen steckt und bisher kein eigenes Produkt im Markt hat, setzt die größten Hoffnungen auf das im Herbst 2002 einlizensierte Satraplatin, das ursprünglich vom US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb entwickelt wurde. Satraplatin, zur Behandlung von Prostatakrebs befindet sich derzeit in Phase III, der letzten der klinischen Erprobung. GPC Biotech schätzt das mögliche weltweite jährliche Umsatzpotenzial auf mehr als 500 Millionen Dollar.

2006 sollen die Zulassungsunterlagen in Europa und den USA eingereicht werden. Das Marktdebüt könnte dann 2007 erfolgen. Bis zur Zulassungseinreichung hat GPC Biotech Kosten in Höhe von 30 Millionen Euro für die Phase III-Studie veranschlagt.

AKTIENKURS HAT SICH VERDOPPELT

"Nach den positiven Daten, die wir zu Satraplatin auf der ASCO-Konferenz (American society for clinical oncology) im Sommer 2003 vorgestellt haben und dem günstigen Studien-Protokoll seitens der FDA hat sich das Interesse auch institutioneller Investoren aus Großbritannien und den USA an GPC Biotech deutlich erhöht", sagte Seizinger.

Alleine seit Jahresanfang hat sich die Aktie bei zeitweise extrem hohen Handelsumsätzen von acht bis auf 16 Euro verdoppelt. Die Investmentbank Lehman Brothers hatte Anfang der Woche das Kursziel von 14 auf 19 Euro angehoben und Goldman Sachs hatte das Papier Ende Januar von "Underperform" auf "Outperform" hochgestuft.

Trotz des kräftigen Kursplus ist die Aktie für den Unternehmenschef noch günstig bewertet: "Mit Blick auf amerikanische Biotech-Unternehmen, die ein Medikament in Phase III haben, sind wir noch günstig bewertet", sagte Seizinger. "Da ist immer noch Luft nach oben", erklärte der Unternehmenschef mit Blick auf weitere mögliche Anwendungsgebiete für Satraplatin.

GPC Biotech plant ab 2004 weitere kleinere Studien zu anderen Indikationen und Kombinationen durchzuführen", sagte Seizinger. Zudem werde noch in diesem Jahr ein monoklonaler Antikörper gegen Blutkrebs in die klinische Phase I kommen.

BESCHLEUNIGTES ZULASSUNGSVERFAHREN IN DEN USA

Im September 2003 hatte das 1997 gegründete Unternehmen mit der Zulassungsstudie für Satraplatin in den USA begonnen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte GPC ein beschleunigtes Zulassungsverfahren (Fast-Track) für das Mittel zur Behandlung von Patienten mit hormonresistentem Prostatakrebs zugebilligt, bei der eine Chemotherapie erfolglos war. Auch die europäische Zulassungsbehörde EMEA genehmigte GPC Biotech, die globale Phase III-Studie von Satraplatin auch in Europa voranzutreiben.

Satraplatin gehört zur Medikamentenklasse der Platinum-Derivate und kann als Tablette verabreicht werden. "Mit einer Pille, die oral als Tablette verabreicht werden kann, haben wir einen klaren Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Platin-Derivaten, wie z.B. Oxaliplatin (Spritze) von Sanofi-Synthelabo, das 2003 einen Umsatz von 836 Millionen Euro generiert hat", sagte Seizinger.

AUSBLICK 2004

Einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr wollte Seizinger vor der Bilanzpressekonferenz am 9. März nicht abgeben. GPC Biotech hat nach vorläufigen Zahlen 2003 einen Verlust "im unteren Bereich" von 25 bis 27 Millionen Euro verbucht - im Vorjahr waren es 34,5 Millionen Euro. Das Martinsrieder Biotech-Unternehmen hatte im November seine Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Beeinflusst vom schwachen Dollar verharrte der Umsatz mit 21,7 Millionen Euro etwa auf Vorjahresniveau.

Der Barmittelverbrauch habe sich Ende 2003 auf rund 25 Millionen Euro belaufen und sei damit deutlich niedriger ausgefallen als die angepeilten 30 bis 32 Millionen Euro. Mit liquiden Mitteln, die zum 31. Dezember 2003 bei mehr als 90 Millionen Euro lagen, habe GPC Biotech mit Abstand die stärkste finanzielle Position in der deutschen sowie eine der stärksten Positionen in der europäischen Biotechnologie-Branche.

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