Megadeal in Generikabranche lässt Interesse an STADA steigen

22.07.2008

(dpa-AFX) Die jüngste Milliardenofferte in der hart umkämpften Branche mit Nachahmermedikamenten hat Deutschlands drittgrößten Generikahersteller STADA wieder stärker ins Interesse der Anleger gerückt. Mehr als fünf Prozent zog der STADA-Kurs am Freitag in Reaktion auf die Übernahmeofferte des Branchenprimus Teva Pharmaceutical für den amerikanischen Konkurrenten Barr an. Der israelische Konzern, dem in Branchenkreisen immer wieder ein Interesse an STADA nachgesagt wurde, will fast 9 Milliarden Dollar für die Nummer vier der Welt auf den Tisch legen - inklusive Schulden von 1,5 Milliarden Dollar.

Kaufofferten für Generikahersteller trudeln in diesen Tagen fast wöchentlich ein und Branchenkenner sprechen schon von einer neuen Übernahmewelle: Erst vor wenigen Wochen hatte der japanische Pharmakonzern Daiichi Sankyo mitgeteilt, eine Mehrheitsbeteiligung an dem größten indischen Generikahersteller Ranbaxy für 3,4 bis 4,6 Milliarden Dollar (2,2 bis 3 Mrd Euro) übernehmen zu wollen. Daiichi hat mit dieser Offerte tief in die Tasche gegriffen. Die Bewertung entspricht rund dem Fünffachen des Ranbaxy-Umsatzes und mehr als dem 35-fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen und liegt damit deutlich über dem, was zuletzt in vergleichbaren Transaktionen bezahlt wurde. Bezogen auf den von Barr für 2008 erwarteten Umsatz von 2,7 bis 2,8 Milliarden Dollar bietet Teva inklusive Verbindlichkeiten etwa das Dreifache des Erlöses.

Der kräftige Aufschlag von 42 Prozent auf den Barr-Schlusskurs vom 16. Juli hat erneut die Übernahmefantasie angeheizt: "Wenn man das, was Teva bereit ist für Barr zu berappen, auf STADA überträgt, dann müsste ein Interessent einen Preis von über 80 Euro pro STADA-Aktie zahlen", sagte Analyst Hanns Frohnmeyer von der LBBW. Barr selbst hatte die Übernahme der kroatischen Pliva vor rund zwei Jahren in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar mit Schulden von 2,3 Milliarden Dollar finanziert und sich damit nach Einschätzung von Insidern verhoben. Der Barr-Verwaltungsrat hat sich nun bereits für die Annahme der Teva-Offerte ausgesprochen.

STADA mit seinem Händchen für Übernahmen in Osteuropa und weltweit mit einem Umsatz von 1,571 Milliarden Euro die Nummer sieben weckt immer wieder Begehrlichkeiten. In der Branche ist zu hören, dass neben Teva bereits Sanofi-Aventis und auch GlaxoSmithKline (GSK) bei Konzernchef Hartmut Retzlaff vorgefühlt hätten. Offiziell gibt es dazu von dem Bad Vilbeler Unternehmen keinen Kommentar.

STADA hat für Beobachter immer zwei Geschichten zu bieten: Die operative Entwicklung und die Übernahmefantasie . Im Falle einer Übernahme würde sich STADA nach Aussagen aus Finanzkreisen definitiv bei einem Originalhersteller als eigenständige Gesellschaft wohler fühlen, als unter den Fittichen eines unliebsamen Generikakonkurrenten. STADA-Chef Retzlaff könne sich jedoch noch nicht damit anfreunden, den Chefsessel im Falle einer Übernahme aufzugeben, verlautet immer wieder aus verschiedenen mit dem Unternehmen vertrauten Kreisen. "Wir sind die Nummer sieben der Welt und sehen durchaus Chancen, in den nächsten Jahren den ein oder anderen Platz weiter gut zu machen", gab sich Retzlaff auf der jüngsten Hauptversammlung kämpferisch. Nach früheren Aussagen will der Teva-Konkurrent in den nächsten drei Jahren auf den weltweit fünften Platz unter den Herstellern vorrücken.

STADA rüstet sich selbst für größere Zukäufe und hat sich vorsorglich von seinen Aktionären Options- oder Wandelschuldverschreibungen von bis zu einer Milliarde Euro genehmigen lassen. Das Unternehmen will "eine gut passende Akquisitionsmöglichkeit mit akzeptablem Preis nicht daran scheitern lassen, dass man auf einmal leere Taschen hat, weil man gerade zuvor noch eine andere gute Transaktion abgeschlossen hat", so der STADA-Chef. Für 2008 peilt die Gesellschaft unverändert Rekordergebnisse bei Umsatz und Ertrag an. STADAs Auslandsgeschäft machte 2007 63 Prozent des Konzernumsatzes aus. In Deutschland erwirtschaftet der MDAX-Konzern noch 37 Prozent seiner Erlöse.

Die Entwicklung am Generikamarkt mit zuletzt weltweit knapp 80 Milliarden Euro Volumen erregt immer wieder die Gemüter, weil die Wachstumsdynamik mit geschätzten 9 bis 12 Prozent bis 2012 höher ist als im gesamten Pharmageschäft mit jährlich 4 bis 7 Prozent. Etwa alle zehn Jahre muss ein Pharmakonzern, der seinen Umsatz auf innovative Arzneimittel stützt, mit einer runderneuerten Produktpalette auf den Markt kommen.

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