Neuartiges Interferon für die Multiple-Sklerose-Therapie

VPM lizenziert erstes Projekt Vereinbarung mit Fraunhofer-Institut

29.10.2003

Die Vakzine Projekt Management GmbH (VPM) hat zusammen mit der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) ihr erstes Projekt lizenziert: Es handelt sich um ein neuartiges, lösliches Beta-Interferon, das eine bessere Behandlung der Multiplen Sklerose, der häufigsten Erkrankung des zentralen Nervensystems, verspricht. Die in Deutschland und den USA bereits patentierte Substanz wurde vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IG, Stuttgart, Abt. Gentechnik in Hannover, erforscht und bis zur Laborreife gebracht. Im Rahmen einer weltweiten und exklusiven Vereinbarung übernimmt die VPM nun die Entwicklung bis zum Nachweis der klinischen Wirksamkeit. Das Projektmanagement-Unternehmen VPM ist im vergangenen Jahr aus einem Konzept des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der GBF zur effektiveren Erfindungsverwertung bei Impfstoffen und verwandten Produkten entstanden.

Weltweit sind schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen an Multipler Sklerose erkrankt. Behandlungserfolge wurden bisher nur mit natürlichem Beta-Interferon erzielt. Dieses körpereigene Protein wird dazu biotechnisch in Bakterien- oder Säugerzellen hergestellt. "Allerdings ist Beta-Interferon normalerweise nur schwer wasserlöslich, was die Produktion erschwert und die pharmakologische Wirksamkeit des Medikaments beeinträchtigt", erklärt Prof. Dr. Bernd Otto, jetzt Institutsleiter an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. "Daher haben wir das Beta-Interferon an neun Positionen verändert und so gentechnisch eine lösliche Variante hergestellt. Diese zeigt eine bessere Bioverfügbarkeit und ist stabiler." Die Wissenschaftler erhoffen sich geringere Nebenwirkungen und eine erhöhte Wirksamkeit. Weiterhin kann das neue Beta-Interferon möglicherweise für andere Erkrankungen eingesetzt werden, zum Beispiel Virusinfektionen oder Krebs.

Auf Grund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten verfügt das Beta-Interferon über ein großes Marktpotenzial. "Der Weltmarkt für Beta-Interferone betrug im letzten Jahr 2,4 Milliarden US-Dollar. Für 2007 schätzt man das Marktvolumen auf rund 3,7 Milliarden US-Dollar. Sollten unsere Erwartungen in den jetzt anstehenden Prüfungen erfüllt werden, wird sich das neue Produkt bestimmt einen Anteil an diesem beachtlichen Markt sichern ein positives Signal auch für die deutsche Biotech-Branche", sagt VPM-Geschäftsführer Dr. Albrecht Läufer. Die VPM wird das Beta-Interferon zunächst präklinisch und klinisch bis in die so genannte klinische Phase IIa prüfen. Bei Erfolg ("proof of concept") strebt die VPM dann für die Weiterentwicklung in den sehr aufwändigen und teuren Phasen IIb und III eine Partnerschaft mit Pharmaunternehmen an.

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