Nickel-Freisetzung aus Euros übersteigt die reiner Nickel-Münzen

12.09.2002
London (dpa) - Aus Euro-Münzen löst sich Schweizer Forschern zufolge mehr Nickel als aus allen anderen bislang untersuchten Geldstücken. Obwohl die Ein- und Zwei-Euro-Münzen weniger als 25 Prozent Nickel enthielten, gäben sie größere Mengen des Schwermetalls ab als reine Nickel-Münzen, berichten Wissenschaftler um Frank Nestle von der Universität Zürich im britischen Fachmagazin «Nature» (BD. 419, S. 132) vom Donnerstag. Aus Euro-Münzen löst sich demnach 240 bis 320 Mal mehr Nickel als die EU-Richtlinien (94/27/EG) für Bedarfsgegenstände erlauben. Der Grenzwert, laut Bedarfsgegenstände- Verordnung maximal 0,5 Milligramm abgegebenes Nickel pro Quadratzentimeter innerhalb einer Woche, gilt für Münzen allerdings nicht, da sie meist nur kurz mit der Haut in Berührung kommen. Der Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA), Thomas Fuchs, forderte in einer Reaktion auf die Veröffentlichung schnelles Handeln der zuständigen Ministerien. «Spätestens jetzt brauchen wir endlich umfassende Studien über das prozentuale Vorkommen und die Ursachen von Nickel-Allergien.» Bislang gelte vor allem nickelhaltiger Modeschmuck als Auslöser der Allergien. Nun gerate auch der Euro in Verdacht, zumindest teilweise für die allergische Sensibilisierung für das Schwermetall verantwortlich zu sein. In diesem Fall müsse der Nickel-Gehalt der Euros umgehend auf Null reduziert werden, forderte Fuchs. «Es ist Zeit, endlich anzuerkennen, dass Nickellegierungen in Münzen nichts zu suchen haben.» Ursache der hohen Nickel-Auslösung aus den Euro-Stücken ist den Schweizer Wissenschaftlern zufolge die Bi-Metall-Struktur der Münzen, deren äußerer Ring und innerer Kern aus verschiedenen Metall- Legierungen bestehen. Während der hellere Teil der Euro-Münzen 25 Prozent Nickel enthält, besteht der dunklere Teil nur zu 5 Prozent aus dem Schwermetall. Dem salzhaltigen Schweiß der Handflächen ausgesetzt, bilden die unterschiedlichen Legierungen ein so genanntes galvanisches Element. Ähnlich den Vorgängen in einer Batterie wird dabei durch elektrochemische Vorgänge elektrische Energie freigesetzt. Die Legierungen korrodieren, Nickel wird aus den Münzen heraus gelöst. An der Seriosität der Ergebnisse zweifeln Experten nicht. «Das hat Hand und Fuß», sagte der Chemiker Rüdiger Kniep vom Max-Planck- Institut für die chemische Physik fester Stoffe in Dresden der dpa. Schwedische Wissenschaftler hatten bereits im Dezember vergangenen Jahres veröffentlicht, dass Ein- und Zwei-Euro-Münzen bei verschwitzten Händen in einer Minute ein Mikrogramm Nickel freisetzen. Die Bundesregierungen war damals Befürchtungen über eine mögliche Gefährdung entgegengetreten. Zu der aktuellen Studie bezogen bislang weder Gesundheits- und Verbraucher-, noch das Finanzministerium Stellung. Schätzungen von Allergologen zufolge leiden in Deutschland bis zu 6 Prozent der Männer und 11 Prozent der Frauen unter einer Nickelallergie. Kommen sie länger mit dem Metall in Kontakt, rötet sich die Haut, juckt und bildet Bläschen. Vor allem Schmuck, Brillenbügel und Knöpfe gelten als problematische Nickel-Quellen. Ob auch Geldstücke, die meist nur sehr kurz in der Hand gehalten werden, eine Nickel-Allergie auslösen können, ist bei Experten umstritten.

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