Die Anzahl der Biotechnologieunternehmen verzeichnete trotz Krise lediglich einen Rückgang um 10%

04.10.2010 - Spanien

Die globale Biotechnologiebranche wurde von der Wirtschaftskrise weniger in Mitleidenschaft gezogen als zuvor angenommen. So lautete eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem internationalen Runden Tisch „Opportunities and Challenges of the Global Biomarkets” (Chancen und Herausforderungen der globalen Biomärkte), der im Rahmen des 5. International Meeting on biotechnology (BioSpain 2010) stattfand. Der Kongress wurde von der Asebio (Spanish Association of Biocompanies) organisiert und dabei von der Regierung von Navarra und insbesondere von der SODENA (Entwicklungsgesellschaft von Navarra) unterstützt. Im Verlauf dieses Forums konnten sich Experten aus aller Welt über ihre Erfahrungen in den jeweiligen geographischen Regionen im Bereich der Biotechnologie austauschen. Zwei Themen wurden besonders ausführlich erörtert: die Zunahme der Selektivität aufseiten der Anleger und die Einschnitte im Bereich FuE+I.

Die „moderate Abnahme” der Anzahl der Biotechnologieunternehmen weltweit trotz Krise um lediglich 10% war nicht erwartet worden und wurde ausführlich erörtert. Diese überraschende Zahl war in erster Linie der günstigen Entwicklung in den Vereinigten Staaten zu verdanken. Im Verlauf des Runden Tisches wurde deutlich, dass die „Finanzierung das Hauptproblem für die heutige Biotechnologiebranche darstellt.” In der Tat, „ein großer Teil der Finanzierung, insbesondere der öffentlichen Finanzierung, ist in den meisten Fällen für große Unternehmen bestimmt. Dadurch wird es für alle übrigen Unternehmen umso schwieriger”, erläuterte Siegfried Bialojan, Leiter des European Life Sciences Center (Ernst & Young) und Gesprächsleiter des Runden Tisches. „Wir müssen die Effizienz von Kapitalanlagen sicherstellen.”

Mit Blick auf die Investitionen für FuE+I „sind nunmehr zwei Drittel der Biotechnologieunternehmen dazu übergegangen, ihre Investitionen in diesem Bereich zu reduzieren, um Kosten einzusparen”, erklärte Siegfried Bialojan. Alle Redner stimmten darin überein, dass der Sektor hervorragende Chancen für eine positive Entwicklung bietet. Im Rahmen der roten oder medizinischen Biotechnologie wurden zwei wichtige Bereiche ausgemacht, in denen dies eine wichtige Rolle spielen könnte: personalisierte Medizin und Biobetter (durch Zusatzmittel verbesserte Biosimilars). Die zunehmende Bedeutung von Schwellenländern, wie Indien oder Brasilien, wurde ebenfalls hervorgehoben. „Sie sollten eine besondere Beachtung erfahren.”

Weitere Teilnehmer an diesem Runden Tisch: Sean Darragh, Executive Vice President for International Affairs bei Biotechnology Industry Organization (BIO, Vereinigte Staaten), Anna Lavelle, CEO bei Ausbiotech (Australien), Albert Sasson, President bei BioEuroLatina, Sean Thompson, Vice President of the Health Advisory Board bei BIOTECanada (Kanada), Ludovic Lacaine, Director of Health Care Biotech (Europa Bio) und Manan Bhatt, Vice President bei Avesthagen.

Der Hauptredner der Plenarsitzung Larry Fritz, President und CEO bei Covella Pharmaceuticals und Life Science Venture Partner, Westfield Capital Management, verfügt über eine langjährige unternehmerische Erfahrung im Biotechnologiesektor. Er betonte, dass das gegenwärtige Modell der Venture-Capital-Finanzierung überarbeitet werden muss. „Larry Fritz hob hervor, dass Entscheidungen über Wagniskapitalfinanzierungen heutzutage nicht mehr nur in Unternehmenskreisen getroffen werden. Anleger überlassen ihre Entscheidungen immer häufiger externen Beratern, die nicht selten dazu neigen Projekte, die eine Finanzierung erfordern, zu kritisch zu sehen."

Larry Fritz legte den Schwerpunkt seiner Rede auf die Gründung und Entwicklung von erfolgreichen Biotechnologieunternehmen. Er legte dar, dass Anleger heute konservativer sind und die Arbeit langsamer vonstatten geht als noch vor wenigen Jahren. „Die Sicherung der Finanzierung beansprucht heutzutage mehr Zeit, und Unternehmer im Bereich Biotechnologie müssen die Mittelbeschaffung für die nächsten Entwicklungsphasen antizipieren. Wir müssen also eine präzise Vorstellung entwickeln, wie wir neue Investoren gewinnen können, die sich unserem Projekt in späteren Phasen anschließen werden.”

Wie Larry Fritz betonte, bilden Optimismus und Energie die Grundvoraussetzungen bei der Gründung eines Unternehmens. Unerlässlich sind eine frühzeitige und tiefgehende Analyse über den richtigen Zeitpunkt und eine Bewertung der technischen, ökonomischen und kommerziellen Risiken. „Der letzte Punkt ist heutzutage von entscheidender Bedeutung“, fügte er hinzu und erläuterte: „Anleger verfügen heute über mehr Erfahrung. Sie stellen Fragen, die sie zuvor nicht stellten, und wollen wissen, wie erfolgreich ein Produkt auf dem Markt sein wird.”

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