Herbstdepression im Chemie- und Pharmageschäft

Produktion im Rückwärtsgang

12.11.2025
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Symbolbild

Die Bilanz des dritten Quartals 2025 sieht für viele Vertreter der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie bitter aus. Die wirtschaftliche Lage hat sich weiter verschlechtert: Produktion, Preise und Umsätze gingen erneut zurück. Die Kapazitätsauslastung blieb deutlich unter der Rentabilitätsschwelle. Die Chemie leidet weiter unter einer schwachen Industriekonjunktur, weltweiten Überkapazitäten und hohen Standortkosten. Besorgniserregend ist die Schwäche der Branche im wichtigen Exportgeschäft. Auf Märkten außerhalb Europas gingen die Umsätze deutlich zurück und das Europageschäft stagnierte. Die Chemie profitiert immer weniger vom Wachstum in anderen Ländern. Eine Besserung ist kurzfristig nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Geschäftserwartungen trübten sich ein.

Auch Pharma mit Problemen

Auch bei Pharma lief es zuletzt nicht mehr rund. Preis- und Kostendruck im Inland sowie höhere Zölle und Zolldrohungen im wichtigen US-Markt bremsen das Geschäft.

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentiert: „Die Industrie taumelt Richtung Jahresende. Gerade in der Chemie hakt es an allen Ecken. Produktion, Umsatz, Preise, Auslastung: Alles steht im Minus. Die Bundesregierung ist sich dem Ernst der Lage bewusst. Sie hat aber trotz Sondervermögen und einiger wirtschaftspolitischer Kurskorrekturen nicht für eine wirtschaftliche Trendwende gesorgt. Aufbruchstimmung? Fehlanzeige. Aber nicht nur die Chemie kämpft. Auch im Pharmageschäft bröckelt die Zuversicht: Die erratische US-Handelspolitik, Zölle, globaler Preisverfall – all das trifft auch unsere Pharmastandorte. Was hilft, ist ein sofortiger industrieller Befreiungsschlag. Passiert nichts, wird die Industrie am Standort Deutschland zwischen Transformationskosten und Bürokratie weiter zerrieben. Der Knock-out rückt immer näher.“

Die Zahlen im Überblick

  • Prognose: Eine Wende zum Besseren zeichnet sich nicht ab. Für das Gesamtjahr 2025 erwartet der VCI deshalb weiterhin bestenfalls eine Stagnation der Produktion von Chemie und Pharma. Während die Chemieproduktion voraussichtlich um 2 Prozent sinkt, kann die Pharmaindustrie diesen Rückgang teilweise kompensieren. Aufgrund leicht rückläufiger Preise wird der Gesamtumsatz der Branche um etwa 1 Prozent auf 221 Milliarden Euro zurückgehen.
  • Die Unternehmen drosselten erneut die Produktion. Diese sank im dritten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent. Sie lag damit 1,5 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Nur noch 70 Prozent der Kapazitäten in der Chemie waren ausgelastet.
  • Kosten und Preise: Trotz weiterhin hoher Kostenbelastung sanken die Erzeugerpreise. Im Vergleich zum Vorquartal gingen die Preise der Branche um 0,6 Prozent zurück. Damit waren Chemikalien und Pharmazeutika 0,6 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor.
  • Der Gesamtumsatz der Branche sank im Vergleich zum Vorquartal um 1,5 Prozent. Mit einem Wert von 52,1 Milliarden Euro lag er 2,3 Prozent niedriger als 12 Monate zuvor.

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