Multimarker-Strategie ermöglicht frühzeitige Diagnose eines akuten Myokardinfarkts in der Notaufnahme

04.08.2008

Eine aktuelle US-amerikanische Studie hat jetzt nachweisen können, dass bei Brustschmerz-Patienten in der Notaufnahme eine Point-Of-Care Teststrategie mit kardialen Markern schneller zu einer Diagnose führt als das gängige Troponin-Protokoll. Mit Hilfe der Multimarker-Strategie konnten rund ein Drittel aller Myokardinfarkte deutlich früher erkannt werden.

In der Studie von Straface et al. wurden insgesamt 5.244 Patienten untersucht, die mit Brustschmerzen in die Notaufnahme von drei Krankenhäusern in Texas aufgenommen wurden. Eine Blutabnahme erfolgte direkt bei Ankunft der Patienten und eine zweite nach 1-3 Stunden, sofern ein akuter Myokardinfarkt nicht bereits bei der ersten Blutabnahme diagnostiziert werden konnte. Bei der Diagnose wurde ein Multimarker-Protokoll, das die kardialen Marker Myoglobin, CK-MB und Troponin I nachweist, mit einem Troponin-Protokoll verglichen. Beide Protokolle basierten auf dem Triage® Cardiac Panel (Inverness Medical Innovations, USA).

Bei insgesamt 145 Patienten wurde mit dem Triage Cardiac Panel ein akuter Myokardinfarkt korrekt diagnostiziert. 43 Herzinfarkte konnten in maximal drei Stunden allein durch die Verdoppelung des Myoglobin-Spiegels erkannt werden (Troponin I detektierbar, aber unterhalb des Cut-offs von 0,4 ng/ml). Bei einem weiteren Patienten wurde nach Verdoppelung des Myoglobin-Spiegels und 50-prozentigem Anstieg des CK-MB-Spiegels (ohne detektierbares Troponin I) ein Infarkt festgestellt. 101 Patienten erhielten ihre Diagnose durch den Nachweis von positivem Troponin I (Cut-off 0,4 ng/ml).

Das Troponin gilt als zuverlässigster Marker für einen akuten Myokardinfarkt. Problematisch ist jedoch, dass Troponin erst 4-6 Stunden nach einem Infarkt sicher im Blut nachweisbar ist. Arbeitet man allein mit diesem Marker, ist eine serielle Testung oft notwendig, um bei zu frühen Messungen falsch-negative Ergebnisse zu vermeiden.

Rund ein Drittel aller Infarkte wurde bereits innerhalb von maximal drei Stunden anhand des starken Myoglobin-Anstiegs erkannt. Während die Spezifität beim Multimarker- und Troponin-Protokoll identisch war (99,8 Prozent), war die Sensitivität bei der Multimarker-Strategie mit 98 Prozent deutlich höher als bei der einfachen Troponin-Messung mit 68,2 Prozent.

Das Multimarker-Protokoll scheint somit dem Troponin-Protokoll für die schnelle Diagnosestellung bei Brustschmerz-Patienten überlegen zu sein. Es hat das Potenzial, die Genauigkeit und Schnelligkeit der NSTEMI-Diagnose zu verbessern und gleichzeitig die Genauigkeit des Ausschlusses von Patienten ohne Herzinfarkt zu fördern. Der durchschnittliche Aufenthalt der Patienten in der Notaufnahme konnte um 1,5 Stunden auf 4,3 Stunden gesenkt werden.

Originalpublikation: Straface, A L et al., "A Rapid Point-of-Care Cardiac Marker Testing Strategy Facilitates the Rapid Diagnosis and Management of Chest Pain Patients in the Emergency Department"; Am J Clin Pathol 2008; 129: 788-795.

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