"Geplante und gezielte Angriffe" auf unabhängiges Forschungsprojekt
Schwere Schäden für die Aussagekraft der wissenschaftlichen Untersuchung seien entstanden, bedauert der Projektleiter Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel, und einige wichtige Fragestellungen könnten nun nicht mehr bearbeitet werden. Im Interesse der Wahrung ihrer Rechte hat die Justus-Liebig-Universität Gießen Strafantrag gestellt.
Am Freitag, den 2. Juni 2006, gegen 15.15 Uhr nahm die Polizei auf der Forschungsstation des Instituts für Phytopathologie und Angewandte Zoologie (Leiter: Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel) am Alten Steinbacher Weg in Gießen vier Personen in polizeiliche Verwahrung, die versuchten, ein Feld mit gentechnisch veränderter Gerste, die von Mitarbeitern des Instituts Ende April zu Forschungszwecken ausgesät worden war, zu zerstören. Bereits Wochen zuvor war in Flugblättern und im Internet für Pfingsten in Gießen eine "Feldbefreiung" angekündigt und dazu aufgerufen worden, die Aktion zu unterstützen.
Bei dem Freisetzungsprojekt geht es vor allem um die Frage, ob gentechnisch veränderte Gerstenpflanzen unerwünschte Seiteneffekte auf nützliche Bodenpilze wie Mykorrhiza aufweisen. Diese Frage ist von entscheidender ökologischer Bedeutung, da Mykorrhiza-Pilze einen essentiellen Bestandteil in Agrarökosystemen darstellen. Auf knapp 10 m2 der Versuchsfläche an der Universität Gießen waren Ende April etwa 5000 Gerstenpflanzen freigesetzt worden. Die Möglichkeit einer Auskreuzung ist im Falle von Gerste - im Unterschied beispielsweise zu Raps und Mais - in einer im Auftrag der EU durchgeführten Studie als äußerst gering eingestuft worden. Neben der Samenausbreitung ist bei Gerste auch die Pollenausbreitung stark reduziert, denn Gerste ist ein Selbstbestäuber mit einer Selbstbefruchtungsrate von ~99%.
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