Zieleinlauf der guten Ideen beim GeneStart biotech award

Wettbewerb ist mit einer Vielzahl neuer Ideen ist ein Erfolg für den Biotechnologiestandort Baden-Württemberg

18.07.2003
Heidelberg. Die RetinaImplant AG hat den zweiten internationalen Businessplan-Wettbewerb des Landes Baden-Württemberg, den GeneStart biotech award, gewonnen. Das Unternehmen aus Tübingen setzte sich im Wettbewerb um den besten Businessplan in der Endrunde gegen weitere 33 Geschäftsideen durch. Dr. Horst Mehrländer, Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums des Landes Baden-Württemberg, und Prof. Dr. Konrad Beyreuther, Staatsrat für Lebens- und Gesundheitsschutz des Landes Baden-Württemberg, überreichten dem Unternehmerteam vor 150 Gästen in der Heidelberger Print Media Academy die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung. Die RetinaImplant AG entwickelt Netzhautprothesen, die bei bestimmten Augenkrankheiten das Sehen ermöglichen sollen. Ein unter die Netzhaut implantierter Silizium-Chip wandelt das einfallende Licht in Strom um und stimuliert so die Nervenzellen der Netzhaut. Den zweiten Platz und 20.000 Euro Siegprämie sicherte sich das Wuppertaler Gründerteam UViva, dicht gefolgt von der Phenex Pharmaceuticals AG aus Heidelberg auf dem mit 10.000 Euro dotierten dritten Platz. UViva hat sich der Produktsicherheit von Arzneimitteln verschrieben und kann mit einem neuen Verfahren zur Inaktivierung von Viren in Produktlösungen Medikamente sicherer machen. Bei der UViva kommt unter anderem ein neuartiger UV-Licht-Reaktor zum Einsatz, der durch eine wendelförmige Strömungsführung eine gleichmäßige, exakt kontrollierbare Bestrahlung von Produktlösungen ermöglicht. Die PheneX Pharmaceuticals AG hat sich zum Ziel gesetzt, über einen Targetklassenansatz an Nukleären Rezeptoren neue selektive Medikamente zur Behandlung von Krankheiten mit einem hohen medizinischen Bedarf zu entwickeln. Nukleäre Rezeptoren stellen eine Proteinfamilie dar, die bereits hervorragende Angriffsorte für Medikamente hervorgebracht hat. Die dreizehn namhaften Jurymitglieder aus Wirtschaft und Wissenschaft wählten aus den Teilnehmern der Endrunde sieben weitere Finalisten aus, die mit je 2.500 Euro für die Plätze Vier bis Zehn honoriert wurden. Dr. Horst Mehrländer lobte die Vielzahl der eingereichten Businesspläne und deren wissenschaftliche und wirtschaftliche Qualität. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation zeige der Erfolg des Wettbewerbs, dass "auch heute Zeit zum Gründen ist". "Denn", so Mehrländer weiter, "gute Konzepte mit Innovationshöhe erhalten zumindest mittelfristig ihre Chance". Als Festredner auf der von der Cap Gemini Ernst & Young Deutschland GmbH organisierten Veranstaltung referierte Heribert Schmitz, Aufsichtsratsvorsitzender der Hewlett-Packard GmbH, über die Bedeutung der Unternehmenskultur. Er appellierte an die anwesenden jungen Unternehmer und alle, die es werden wollen: "Das Management unterschätzt heute dramatisch, welchen Einfluss der Führungsstil und die Unternehmenskultur auf die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter haben. Gerade junge Start-up-Unternehmer sollten von Anfang an die richtigen Weichen für eine positive, motivierende Unternehmenskultur stellen." Präsentation der Konzepte vor Wagniskapitalgebern Die feierliche Prämierung der neuen Geschäftsideen bildete den Abschluss des Kongresses zum Thema "Evolution of the Life Science Revolution: Leverage your IP - New Ways for Sustainable Growth", veranstaltet von EMBL Enterprise Management Technology Transfer GmbH und der Cap Gemini Ernst & Young Deutschland GmbH. Der Kongress widmete sich Themen wie interdisziplinären Anwendungsfeldern der Biotechnologie, Allianzen sowie Patente/Lizenzen als Fundament von Biotechnologie- Unternehmen. Vor der Prämierung erhielten die zehn Preisträger des GeneStart biotech awards im Rahmen des Kongresses die einmalige Gelegenheit, ihre Businesspläne einer Reihe von Wagniskapitalgebern zu präsentieren. Die professionelle Unterstützung der Teilnehmer und die Vermittlung von Kontakten zu Finanziers waren wichtige Ziele des GeneStart biotech awards. So konnten die Teilnehmer des im November 2002 gestarteten Wettbewerbs kostenlos das umfangreiche Beratungs- und Betreuungsangebot nutzen. Durch die professionelle Unterstützung profitierten auch diejenigen Unternehmensgründer, die am Schluss nicht zu den ersten zehn Gewinnern zählten. Spitzenposition Baden-Württembergs Staatssekretär Mehrländer dankte allen Teilnehmern für ihren Mut und versicherte den "Pionieren der wirtschaftlichen Zukunft des Landes", dass die Landesregierung auch in Zukunft ihr Möglichstes tun werde, um die weitere Entwicklung der jungen Biotechnologie-Unternehmen zu unterstützen. "Die Forschungslandschaft Baden-Württembergs zählt auf dem Gebiet der Biotechnologie heute zu den leistungsfähigsten und differenziertesten in Deutschland und Europa", so Mehrländer. "Das Land hat sehr früh auf Biotechnologie gesetzt und die bestehenden Strukturen konsequent ausgebaut." Mit insgesamt 44 neuen Geschäftsideen, die der Wettbewerb hervorgebracht hat und über 100.000 Euro Preisgeldern ist der GeneStart biotech award der größte reine Biotechnologie-Wettbewerb Deutschlands. Die Siegerkonzepte im Einzelnen (in alphabetischer Reihenfolge) Acconovis GmbH Die Acconovis GmbH, eine Ausgründung aus der Universität Mannheim, entwickelt und vertreibt hochleistungsfähige integrierte Hard- und Softwarelösungen für die komplexen und aufwendigen Anwendungen in der Life Science Industrie. Mithilfe einer PC-Steckkarte und maßgeschneiderter Programme lassen sich so z.B. Genomanalysen entscheidend beschleunigen. Bioelectronic Systems Bioelektronic Systems entwickelt eine neue Generation von DNA-Biochips für den Einsatz in der Routinediagnostik, bei der die DNA des Probenmaterials nicht mehr mittels PCR amplifiziert und markiert werden muss. Dabei kommt ein neuartiger DNA - Chip mit elektrischer Signalauslesung zum Einsatz, der schnell und kostengünstig produziert werden kann. Immatics Biotechnologies GmbH IMMATICS BIOTECHNOLOGIES GmbH ist ein junges biopharmazeutisches Unternehmen mit Standort in Tübingen. Die Firma hat sich die Entwicklung eines immuntherapeutischen Verfahrens zur Krebsbehandlung zum Ziel gesetzt. Mit einer eigenen Technologie-Plattform werden Tumore analysiert, um den "molekularen Fingerabdruck" zu beschreiben, der den Krebs von dem ihn umgebenden, gesunden Gewebe unterscheidet. Dabei werden die Merkmale des Tumors herausgearbeitet, die für das körpereigene Immunsystem zugänglich sind. Nach der Isolierung und genauen molekularen Beschreibung will IMMATICS BIOTECHNOLOGIES die relevanten Tumor-Peptide synthetisch herstellen. In einem Verfahren, das mit einer herkömmlichen Impfung vergleichbar ist, werden die Peptide dann dazu verwendet, das Immunsystem des Patienten zu aktivieren und präzise gegen den Krebs auszurichten. Im Rahmen einer Entwicklungszusammenarbeit wird die Diagnose- und Therapieplattform zurzeit gemeinsam mit dem Tübinger Universitätsklinikum in klinischen Studien erprobt. LIGEM (Life & Geometry) Bei der Heidelberger Firma LIGEM Life & Geometry handelt es sich um ein softwareentwickelndes Unternehmen. Die Software erlaubt die 3D-Rekonstruktion, 3D Darstellung und die quantitative Analyse von Schichtaufnahmedaten in der Biologie und Medizin wie sie z.B. durch ein Elektronenmikroskop geliefert werden. Diese Schritte werden zum ersten mal in einer Software vereint, die es in einfacher Weise erlaubt, sowohl qualitative als auch quantitative Untersuchungen durchzuführen. Paktis Antibody Service GmbH Die Paktis GmbH ist in der Lage, Proteine mit gentechnisch modifizierten Großtieren herzustellen - einem Prozess, der allgemein als "Gene Pharming" bezeichnet wird. Diese Art der Produktion stellt eine kostengünstige Alternative für die Bereitstellung wichtiger Proteinarzneimittel dar. Das Unternehmen stellt bereits einen Antikörper mit transgenen Kühen her, der für die Tumortherapie Verwendung finden könnte. Langfristig bietet das Herstellungsverfahren die Möglichkeit beliebige andere Proteine und Biogenerika herzustellen. PheneX Pharmaceuticals AG Die PheneX AG hat sich zum Ziel gesetzt, über einen Targetklassenansatz an Nukleären Rezeptoren neue selektive Medikamente zur Behandlung von Krankheiten mit einem hohen medizinischen Bedarf zu entwickeln. Nukleäre Rezeptoren stellen eine Proteinfamilie dar, die bereits hervorragende Angriffsorte für Medikamente hervorgebracht hat. PheneX baut auf der mehrjährigen Forschung ihrer Mitarbeiter an Nukleären Rezeptoren auf, um neue Medikamente gegen Cholestase, eine Form von Gallenstau, und Antiöstrogen-resistenten Brustkrebs zu entwickeln. PheneX wurde von acht Wissenschaftlern und ehemaligen Managern der LION AG und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gegründet. PheneX betreibt ihre Laborforschung im Technologiepark Heidelberg. progami Das Gründerteam von progami aus München hat ein innovatives Organkulturmodell zur Targetidentifizierung und -validierung für den Herz-/Kreislaufsektor entwickelt. Es ermöglicht sehr genaue Aussagen über die Effekte von Genen, Proteinen und Medikamenten in den Blutgefäßen des Körpers, die den Blutdruck regulieren. Völlig neuartige, präzise wirkende Medikamente für eine Vielzahl von kardiovaskulären Krankheitsbildern können so schneller als bisher entwickelt werden, wobei die Integration mehrerer Entwicklungsschritte auf einer Plattform die Entwicklungskosten erheblich senkt. progami wird die einsatzfähige Technologie zunächst den forschenden Pharma- und Biotechnologieunternehmen als Dienstleistung zur Verfügung stellen und plant mittelfristig in Partnerschaften eine eigene Wirkstoffentwicklung. RetinaImplant AG Die RetinaImplant AG aus Tübingen entwickelt Netzhautprothesen, die Blinden das Sehen ermöglichen sollen. Herzstück der Entwicklung ist ein Silizium-Chip, der unter die Netzhaut implantiert wird. Er wandelt das in das Auge einfallende Licht durch winzige Photozellen in Strom um. Dieser Strom stimuliert die Nervenzellen der Netzhaut, die nun wieder Signale an das Gehirn senden können. Das Gehirn kann aus den Signalen ein Bild generieren. Der Patient soll so wieder sehen können, obwohl seine Photorezeptoren im Auge - die eigentlich die Nervenzellen der Netzhaut stimulieren sollten - degeneriert sind. Die grundsätzliche Funktionalität des Systems konnte in Tierexperimenten nachgewiesen werden. Scanbec Oy Scanbec aus Finnland entwickelt und produziert molekularbiologische Nachweissysteme für Mikroorganismen mit Hilfe elektrischer Biochips. Das von Scanbec entwickelte Analysensystem "FastScan" ermöglicht es, Mikroorganismen und deren Aktivitäten schnell, einfach, präzise und kostengünstig nachzuweisen. Die Hauptanwendungsgebiete sind in den Bereichen Lebensmittelanalytik (Nachweis von pathogenen Bakterien, Antibiotika, Hormonen und Toxinen in Lebensmitteln, Qualitätskontrolle der Bierhefe beim Brauprozess) und Umweltanalytik (Nachweis von gesundheitsgefährdenden Legionellen in Wassersystemen und Klimaanlagen, Monitoring von biologischen Umweltsanierungsprozessen) geplant. UViva Das Gründerteam der UViva aus Wuppertale hat sich der Produktsicherheit von Arzneimitteln verschrieben, einer Problematik, die nicht zuletzt durch SARS wieder ungemein an Aktualität gewonnen hat. Mittels einem neuen Verfahren zur Inaktivierung von Viren in Produktlösungen können Medikamente sicherer gemacht werden. Dies ist unter anderem bei Blutplasmaprodukten von erheblicher Relevanz, einem Bereich, dem sich die UViva zunächst widmen möchte. Bei der UViva kommt ein neuartiger UV-Licht-Reaktor zum Einsatz, der durch eine wendelförmige Strömungsführung eine gleichmäßige, exakt kontrollierbare Bestrahlung von Produktlösungen ermöglicht.

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