Das Ruhrgebiet mit starken Grundlagen für mehr Health-Startups

Innovation im Gesundheitssektor

28.06.2022 - Deutschland

RAG-Stiftung und Startup-Verband stellen eine neue Studie zu Startups im Gesundheitssektor und der Entwicklung des Ruhrgebiets als Health-Standort vor.

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Symbolbild

Der gesellschaftliche Impact von Innovationen im Gesundheitswesen ist enorm: Das hat nicht zuletzt die Entwicklung des Corona-Impfstoffs gezeigt. Ganz entscheidend sind hier junge Unternehmen, die Forschungsergebnisse schnell in die Praxis bringen und die Digitalisierung im Sektor vorantreiben. Health-Startups haben sehr spezifische Merkmale und Bedürfnisse, denen erfolgreiche Ökosysteme genügen müssen. Der vorliegende Report geht diesen Faktoren auf den Grund und nimmt dabei mit dem Ruhrgebiet eine Region in den Blick, die in den letzten Jahren durch eine Reihe prominenter Erfolgsgeschichten im Health-Sektor auf sich aufmerksam gemacht hat.

Die zentralen Ergebnisse:

  • Purpose als Entwicklungstreiber: Für Gründer*innen im Gesundheitssektor steht der gesellschaftliche Nutzen ganz oben auf der Agenda – 65% sehen ihn als zentralen Bestandteil ihrer Gründungsmotivation, gegenüber 38% im gesamten Startup-Ökosystem.
  • Deutlicher Nachholbedarf bei der Finanzierung: Trotz aktueller Erfolgsgeschichten liegt Deutschland als Innovationsstandort im Gesundheitssektor zurück. In den USA flossen in den vergangenen fünf Jahren 213 Mrd. US-Dollar in Health-Startups, in Deutschland dagegen nur 6 Mrd. US-Dollar. Pro Kopf liegen damit die Investitionen in den USA um das 9-Fache höher.
  • Ausgründung ist zentraler Hebel: Auch die Zahl der Health-Startups pro Kopf ist in den USA um den Faktor 3 höher als in Deutschland. Wichtigster Treiber sind hier Universitäten und Forschungseinrichtungen – 54% der BioTech- und MedTech-Gründungen entstehen in diesem Umfeld, im Startup-Ökosystem allgemein nur 26%.
  • Regulatorik als Herausforderung:  Der Health-Sektor zeichnet sich durch besonders anspruchsvolle rechtliche Rahmenbedingungen aus. Während allgemein nur 12% aller Startups Regulatorik als zentrale Herausforderung wahrnehmen, sind dies im Digital Health-Bereich 30% und bei BioTech- und MedTech-Startups sogar 39%.
  • Chance für das Ruhrgebiet: Mit Erfolgsgeschichten wie Emergence Therapeutics, dem zweitwertvollsten deutschen Health-Startup – oder Phenox, dem jüngst einer der größten Exits der Branche gelungen ist, beweist die Region umfassendes Innovationspotenzial im Sektor. Gleichzeitig offenbart sich in der noch geringen Gründungsaktivität Nachholbedarf in der Breite.  

Auf Grundlage der im Report vorgenommenen Bestandsaufnahme des Ruhrgebiets als Health-Standort sowie der identifizierten Charakteristika und Hürden von Startups in den Bereichen Digital Health, BioTech und MedTech lassen sich drei zentrale Maßnahmen für die Region formulieren:

  • Fokus Ausgründungen: Um die Gründungsaktivität in der Breite zu heben, sind Hochschulen und Forschungseinrichtungen der wichtigste Ansatzpunkt. Hier braucht es branchenspezifische Förderangebote, die Wissenschaftler*innen für Gründungen sensibilisieren und Infrastrukturangebote wie Labore oder Werkstätten zugänglich machen.
  • Forschung und Unternehmertum zusammenbringen: Neben einer gründungsfreundlichen Anreizstruktur in der Wissenschaft sind belastbare Netzwerke, zu Health-Professionals und anderen Gründer*innen, relevante Erfolgsfaktoren. Zentral für Erstgründer*innen aus der Wissenschaft ist relevante unternehmerische und branchenspezifische Expertise – gerade auch mit Blick auf juristische Fragen (z.B. Zulassungsprozesse und IP-Rechte).
  • Erfolgschancen verbessern: Die Schaffung eines auf Health-Startups ausgerichteten Seed&Scale-Programms hilft Gründer*innen, „Fundraising-ready“ zu werden und stellt wichtige Kontakte in den Investmentsektor her. Dabei sollte an bestehende regionale Strukturen angeknüpft werden: Akteure wie die NRW.BANK und der Gründerfonds Ruhr können hier eine entscheidende Rolle einnehmen.

Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung: „Für das Ruhrgebiet können wir schon heute auf eine aktive Gründungslandschaft und beeindruckende Erfolgsgeschichten verweisen. Gleichwohl wird deutlich, dass wir die für Health Startups bestehenden Möglichkeiten, die sich etwa aus der starken Forschung oder den exzellenten Universitätskliniken in unserer Region ergeben, noch nicht ausschöpfen. Hier sollten wir unsere vielfältigen Ressourcen koordiniert weiterentwickeln, um den Gesundheitsstandort Ruhr gezielt zu stärken, nach außen sichtbarer und für Gründer*innen im Health-Sektor noch attraktiver zu machen.“

Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Startup-Verbands: „Im Gesundheitssektor liegen Innovation und gesellschaftlicher Nutzen besonders nah beieinander – darum ist Impact auch zentraler Motivationsfaktor für Health-Gründer*innen. Gleichzeitig stehen sie vor größeren Hürden, etwa mit Blick auf Regulierung und Finanzierung, die bei der Förderung berücksichtigt und in branchenspezifischer Expertise und Netzwerken abgebildet werden müssen. So können gerade Forschungsstandorte von starken Startup-Clustern profitieren.“

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