Neuer immuntherapeutischer Ansatz zur Behandlung von Katzenallergien

Hohe Dosen eines Adjuvans erhöhen die Immuntoleranz und lindern Allergiesymptome

09.02.2021 - Luxemburg

Forscher des «Department of Infection and Immunity» am Luxembourg Institute of Health (LIH) verfolgen bei der Behandlung schwerer Katzenallergien einen neuen Therapieansatz, bei dem das Immunsystem durch Injektion von Fel d 1, dem Hauptallergen der Katze, und hohen Dosen des Oligonukleotids CpG, einem Adjuvans, moduliert wird. Es zeigte sich, dass diese allergenspezifische Immuntherapie (AIT) die Toleranz gegenüber dem Allergen erhöht und die wesentlichen Merkmale einer Katzenallergie beseitigt. Damit eignet sich die Therapie hervorragend als neuer Ansatz für die klinischeTherapieentwicklung.

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Symbolbild

Derzeit nimmt die Zahl der Katzenallergien rasant zu. Kennzeichnend sind eine Hypersensitivität und überschießende Immunreaktionen auf bestimmte Allergene der Katze, insbesondere das Protein Fel d 1, das typischerweise im Speichel, auf der Haut und im Fell der Katze vorkommt. Das Erscheinungsbild einer Katzenallergie reicht von leichten Symptomen bis hin zur Entwicklung ernsthafter Erkrankungen wie einer Rhinitis und Asthma mit potenziell letalem Verlauf. In Fällen, in denen die Erkrankung weiter fortgeschritten ist, kann nur eine allergenspezifische Immuntherapie (AIT) eine effektive und länger andauernde Minderung von Allergiesymptomen gewährleisten. Bei einer AIT gegen Katzenallergie wird das betreffende Allergen üblicherweise subkutan verabreicht, wobei die Mengen kontinuierlich gesteigert werden, bis eine kritische Dosis erreicht ist, die eine langfristige Immuntoleranz bewirkt. Dennoch besteht hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit der bei Katzenallergien angewandten AIT immer noch Verbesserungsbedarf. Die Forscher vermuteten, dass eine AIT bei Katzenallergien am effektivsten wäre, wenn man die Immunreaktion so optimieren könnte, dass die Bildung von Antikörpern gegen Fel d 1 angeregt wird, und man gleichzeitig Entzündungen minimiert, damit sich die Immuntoleranz gegenüber dem Allergen verstärkt.

„Wir haben versucht, neue Mittel und Wege zu finden, um die entzündungshemmende Wirkung der AIT mit dem bekannten immunmodulatorischen Adjuvans CpG zu verstärken, aber mit einer höheren sicheren Dosis als sie bisher bei dieser Therapieart verwendet wurde“, so Dr. Cathy Léonard, Wissenschaftlerin aus der Forschungsgruppe Allergy and Clinical Immunology des Department of Infection and Immunity am LIH und korrespondierende Erstautorin der Publikation.

Daher verabreichten die Wissenschaftler allergischen Mäusen per Injektion das Allergen Fel d 1 sowie eine hohe Dosis des Adjuvans CpG, um die Wirkung dieser AIT hinsichtlich der Abschwächung der Symptome der Katzenallergie zu untersuchen. Sie beobachteten, dass die mit einer AIT behandelten allergischen Mäuse im Vergleich zu den Mäusen, die die Behandlung nicht erhalten hatten, signifikant geringere Anzeichen einer Entzündung der Atemwege und einer Hyperreaktivität aufwiesen, ebenso niedrigere Konzentrationen an proallergischen Molekülen (auch bekannt als Zytokine) und IgE-Antikörpern, die üblicherweise mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht werden, sowie höhere Konzentrationen an IgA- und IgGAntikörpern, die über entzündungshemmende Eigenschaften verfügen können. Außerdem bemerkten die Forscher bereits sehr bald nach der AIT-Injektion eine Zunahme der an der Allergieregulation und -toleranz beteiligten Immunzellen, d.h. der plasmazytoiden dendritischen Zellen (pDCs), der natürlichen Killerzellen (NKs), der regulatorischen T-Zellen (Tregs) und der regulatorischen B-Zellen (Bregs). Diese Zellen exprimieren größere Mengen an spezifischen Molekülen und zugehörigen Rezeptoren, mit denen sie die allergenspezifische Immunantwort unterdrücken können, und wirken wie eine Art Bremse auf das Immunsystem. Insgesamt zeigen die Ergebnisse bei einer hohen und sicheren Dosis des Adjuvans CpG eine starke entzündungshemmende und antiallergische Wirkung der AIT.

 „Im Wesentlichen schlagen wir für die Katzenallergie ein präklinisches AIT-Modell vor, dessen Bedingungen denen bei klinischen AIT-Studien in Menschen erforderlichen Bedingungen entsprechen und das bereits für den künftigen Einsatz in translationalen Studien optimiert ist. Unsere Studie weist tatsächlich mehrere Neuerungen auf, unter anderem die Verwendung einer „sicheren und hochreinen“ Version des Allergens Fel d 1, das im klinischen Bereich zwingend erforderlich ist, um kollaterale Entzündungsreaktionen zu vermeiden. Darüber hinaus zeigen wir zum ersten Mal auf, dass CpG in der für den Menschen verträglichen maximalen Dosis die allergische Reaktion modulieren kann, wenn es mit Fel d 1 kombiniert wird, mit sehr günstigen Sicherheitsprofilen und bei Anwendung der gängigen und medizinisch anerkannten Verabreichungsform der Subkutaninjektion. Aufgrund unserer Daten glauben wir, dass CpG nochmals als beim Menschen wirksames AIT-Adjuvans in Betracht gezogen werden sollte und unsere Arbeit die Grundlagen für die Entwicklung neuer und erfolgreicher immuntherapeutischer Behandlungen für Allergien schafft“, so Prof. Markus Ollert, Leiter des Department of Infection and Immunity am LIH und verantwortlicher Letztautor der Studie.

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