Immer mehr und schärfere Maßnahmen gegen Coronavirus-Pandemie

USA verhängen einen Einreise-Stopp aus Europa

12.03.2020 - Deutschland

(dpa) US-Einreisestopp aus Europa, NBA suspendiert, Schließung von Restaurants und Geschäften in Italien: In immer schnelleren Rhythmus geben Regierungen und Organisationen Maßnahmen bekannt, um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. In Deutschland befassen sich die Bildungsminister der Bundesländer ab diesem Donnerstag mit den Auswirkungen der Epidemie auf die Schulen. Dabei geht es unter anderem darum, ob das Virus den Ablauf der anstehenden Abiturprüfungen gefährdet. Einige Länder wie Italien, Österreich, Polen, Griechenland, Tschechien, Dänemark und die Ukraine planen landesweite Schulschließungen oder haben sie bereits geschlossen.

geralt, pixabay.com, CC0

Auch die USA versuchen mit einschneidenden Maßnahmen, eine Ausbreitung des Virus in ihrem Land zu vermeiden. US-Präsident Donald Trump kündigte an, die Grenzen für Ausländer aus Europa zu schließen (Symbolbild).

Am Mittwoch hatte die Weltgesundheitsorganisation den Ausbruch der Krankheit als Pandemie eingestuft. Das Virus habe sich inzwischen in 115 Länder ausgebreitet und zu fast 4.300 Todesfällen geführt. Mehr als 118.000 Infizierte seien registriert. In Deutschland sind bislang mindestens 1.850 Corona-Infektionen bekannt, drei Menschen starben. Das geht aus einer Auswertung der Nachrichtenagentur dpa hervor, die die gemeldeten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt.

Generelle Schulschließungen in Deutschland sollen mit der KMK-Sitzung nicht näherrücken, hieß es in KMK-Kreisen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich erst am Mittwoch abermals gegen generelle Schulschließungen ausgesprochen. Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hält flächendeckende Schulschließungen aktuell nicht für nötig, wie sie der «Bild»-Zeitung (Donnerstag) sagte.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig, empfahl die Absage von Schulfahrten in Corona-Risikogebiete. Dabei gehe es um Regionen, die das Robert Koch-Institut (RKI) als Risikogebiet eingestuft hat, sagte die rheinland-pfälzische SPD-Bildungsministerin der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Darunter sind das Elsass, Lothringen, die Region Champagne-Ardenne. Das Institut hatte am Dienstag ganz Italien zum Risiko-Gebiet erklärt. Schon länger gilt diese Einstufung für Provinzen in China und Südkorea sowie den Iran.

Am Donnerstagvormittag kommen auch die Ministerpräsidenten unter Vorsitz von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zusammen, am Nachmittag dann treffen sie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesminister. Auch dort soll über die Corona-Krise beraten werden.

Aber auch die USA versuchen mit einschneidenden Maßnahmen, eine Ausbreitung des Virus in ihrem Land zu vermeiden. US-Präsident Donald Trump kündigte an, die Grenzen für Ausländer aus Europa zu schließen. «Wir werden alle Reisen von Europa in die USA für die nächsten 30 Tage aussetzen», sagte er in einer Ansprache an die Nation. Ausgenommen seien Reisende aus Großbritannien. Aus Europa kommende Amerikaner müssten sich entsprechenden Tests unterziehen. Die Maßnahme gilt nach Angaben des Weißen Hauses ab 23.59 Uhr am Freitag (4.59 Uhr MEZ am Samstag). Passagiere, deren Flug aus Europa vorher startet, dürfen demnach noch einreisen.

Darüber hinaus reagierte die nordamerikanische Basketball-Liga NBA auf die Coronavirus-Pandemie und einen positiv auf Covid-19 getesteten Basketballer mit einer Unterbrechung der Saison. Nach der italienischen Fußball-Liga Serie A ist die NBA die zweite ganz große Sportliga, die ihre Saison wegen der Pandemie unterbricht.

Noch krassere Maßnahmen ordnete die italienische Regierung an - Italien ist das am meisten von der Epidemie in Europa betroffene Land. Premierminister Giuseppe Conte sagte am Mittwochabend, Bars und Restaurants sowie fast alle Geschäfte würden geschlossen. Nur Supermärkte und Apotheken seien weiter geöffnet. 12.462 Nachweise des Virus wurden in Italien gemeldet. Die Zahl der Toten stieg auf 827. Es dürfte Experten zufolge eine hohe Dunkelziffer geben. In Österreich werden nun an Grenzübergängen zu Italien, etwa am Brenner, alle Einreisenden kontrolliert.

Aber auch in Spanien wird reagiert: Das Kulturministerium in Madrid teilte mit, das weltberühmte Madrider Museo del Prado werde geschlossen. Immerhin soll es zu Ehren der für den Sommer noch geplanten Olympischen Spiele eine Zeremonie geben - allerdings in abgespeckter Form: Mit einer kleinen Feier wird am Donnerstag (11.00 MEZ) im antiken Olympia das Olympische Feuer für die Sommerspiele in Tokio entzündet. Wegen des Coronavirus werden nur 100 geladene Gäste statt wie geplant mehr als 700 teilnehmen.

Derweil meldete China am Donnerstag erneut nur wenige neue Coronavirus-Infektionen. Wie die Gesundheitskommission in Peking mitteilte, kamen 15 Infektionen hinzu - der niedrigste Wert seit Beginn der täglichen Berichte über die Epidemie vor sieben Wochen. Auch die Zahl der neuen Todesopfer stieg mit elf Fällen am Donnerstag so langsam wie seit Wochen nicht mehr. Insgesamt sind in der Volksrepublik seit Ausbruch des Coronavirus damit 3.169 Tote zu beklagen. 80.793 Infektionen wurden auf dem chinesischen Festland gemeldet. 

Inwieweit die offizielle Statistik die wahre Lage widerspiegelt und wie hoch die Dunkelziffer ist, scheint unklar. Seit einer Änderung der Zählweise Mitte Februar hat sich der täglich berichtete Anstieg der neuen Infektionen mit dem Sars-CoV-2 genannten Virus und der Todesfälle in der amtlichen Auflistung spürbar reduziert. 

Auch Südkorea meldete sinkende Zahlen - trotzdem warnten die Gesundheitsbehörden vor dem Risiko weiterer Masseninfektionen. Am Mittwoch seien 114 weitere Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Erreger festgestellt worden, teilten sie mit. Es war der geringste Tagesanstieg seit mehr als zwei Wochen. Die Gesamtzahl erreichte 7.869. Die Zahl der Todesfälle kletterte um sechs auf 66.

Auch der Bundestag hat seinen ersten Corona-Fall. Betroffen ist der FDP-Abgeordnete Hagen Reinhold aus Rostock, der die Krankheit inzwischen überwunden hat. Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann sprach sich aber dafür aus, dass der Bundestag auch weiterhin zu Sitzungen zusammenkommen soll - allerdings mit Einschränkungen. «Ich plädiere dafür, den Sitzungsbetrieb in geordneter, aber reduzierter Form fortzusetzen. Denn wenn der Bundestag zu Hause bleibt, dann bleiben am Ende alle zu Hause, und das können wir uns nicht wünschen», sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag).

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