Embryonale Stammzellen ohne Embryo-Zerstörung gewonnen

28.08.2006

(dpa) US-Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals menschliche embryonale Stammzellen gewonnen, ohne dabei den Embryo zu zerstören. Dieser Erfolg könnte nach Ansicht der Wissenschaftler um Robert Lanza von der US-Firma Advanced Cell Technology in Worcester (US-Bundesstaat Massachusetts) helfen, ethische Bedenken gegen die Erforschung und medizinische Nutzung embryonaler Stammzellen zu mindern.

Das neue Verfahren entnimmt einem zehnzelligen Embryo lediglich eine einzige Zelle, wie Lanzas Team in Nature berichtet. Es gleicht der Technik, mit der schon länger mögliche genetische Anomalien eines Embryos nach einer In-Vitro-Fertilisation (IVF) untersucht werden. Diese so genannte Präimplantationsdiagnostik (PID) ist in Deutschland allerdings ebenfalls verboten, weil dem Gesetz zufolge Embryonen bei einer künstlichen Befruchtung nicht nach ihrem Erbgut ausgewählt werden dürfen.

Normalerweise werden embryonale Stammzellen gewonnen, indem aus dem Blastozysten-Stadium des Embryos eine größere Zellmasse entnommen wird, was den Embryo zerstört. Im vergangenen Jahr hatte Lanzas Gruppe jedoch bereits gezeigt, dass sich aus einer einzelnen Zelle eines Maus-Embryos eine Stammzellkolonie züchten lässt. Die Forscher entnahmen nun 16 menschlichen Embryonen, die gerade erst aus acht bis zehn Zellen bestanden, je eine Zelle und setzten diese in eine Nährlösung. Aus 2 der 16 Zellen gingen stabile Stammzelllinien hervor, die sich auch nach acht Monaten noch genauso verhielten wie die bisher bestehenden Linien.

Das Forscherteam folgert, dass Stammzelllinien sogar routinemäßig aus jenen Zellen gewonnen werden könnten, die Reagenzglas-Embryonen im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik entnommen werden. Diese Nutzung würde das «klinische Ergebnis» einer Fruchtbarkeitsbehandlung nicht beeinträchtigen, das heißt, dem menschlichen Embryo nicht schaden, betonen Lanza und Kollegen. Aus den Stammzellen könnten für die aus dem Embryo heranwachsenden Kinder oder ihre Geschwister bei Bedarf möglicherweise sogar Ersatzgewebe und -organe zur späteren Behandlung lebensgefährlicher Krankheiten gewonnen werden.

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