Biologische Festkörper NMR-Spektroskopie bei höchsten Feldstärken
Zentrum für Biomolekulare Magnetische Resonanz erhält als zweite Institution weltweit eines der leistungsstärksten Geräte
Die bisher für die Festkörper NMR genutzten Spektrometer arbeiten bei bis zu 750MHz; in Frankfurt bei 400 und 600MHz. Der Einsatz des neuen Gerätes in Frankfurt zielt daher auf eine signifikante Empfindlichkeitssteigerung der Festkörper NMR durch höhere Feldstärken aber auch durch bessere Detektionssysteme.
Festkörper NMR (nuclear magnetic resonance) kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn die zu untersuchenden biomolekularen Systeme sich auf der Zeitskala der NMR-Spektroskopie sehr langsam oder fast nicht bewegen, also sich scheinbar wie "Festkörper" verhalten. Hierzu gehören insbesondere unlösliche Systeme wie Membranproteine, fibrillenbildende globuläre Proteine oder einfach sehr große molekulare Komplexe.
Die Arbeitsgruppe um Prof. Clemens Glaubitz beschäftigt sich vor allem mit Membranproteinen. Ein Schwerpunkt liegt herbei im Verständnis der Arbeitsweise bakterieller Multidrug-Transporter. Das sind integrale Membranproteine, die Antibiotika aus der Zelle durch die Membran transportieren und somit deren Resistenz erhöhen.
Festkörper NMR kommt auch zum Einsatz, um die Struktur von Hormonen, die an GPCRs (G-protein coupled receptors) gebunden sind, zu bestimmen. GPCRs gehören zu den pharmakologisch bedeutsamsten Membranproteinen und stellen wichtige Targets für die Medikamentenentwicklung dar.
Ein dritter Themenschwerpunkt richtet sich auf retinal-basierte Photosynthese in der durchlichteten Zone der Ozeane. Festkörper NMR wird hier eingesetzt, um Struktur, Funktion und Dynamik retinal-tragender Membranproteine aus gamma-Proteobakterien aus dem Plankton der Ozeane aufzuklären. Genauere Untersuchungen sollen Aufschluss darüber geben, wie diese Art der Photosynthese funktioniert. Bislang ging man von der Annahme aus, dass die meiste Energie vor allem auf Basis von Chlorophyll erzeugt wird.
Mit der Bewilligung dieses Gerätes folgt die DFG auch dem Konzept eines interuniversitären NMR-Zentrums, denn Gruppen aus Regensburg, Jena und Berlin werden zusätzlich Messzeit in Frankfurt erhalten, um an RNA-Protein-Komplexen, Membranproteinen sowie an siliziumhaltigen Zellwänden zu forschen.
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