Auch Gates-Stiftung hat am Goldenen Reis Geschmack gefunden

22.07.2005

Freiburg (dpa) - Die Idee hat die Bill & Melinda Gates-Stiftung so überzeugt, dass sie elf Millionen US-Dollar (rund neun Millionen Euro) für die Weiterentwicklung der Forschungsarbeiten locker gemacht hat. Damit soll das Projekt zum so genannten Goldenen Reis fortgeschrieben werden, der Provitamin A enthält. Unter Federführung von Wissenschaftlern der Universität Freiburg soll dieser Reis nun durch gentechnische Verfahren dazu gebracht werden, weitere wichtige Nährstoffe zu produzieren. Ziel ist es, die Ernährung der Menschen in Entwicklungsländern zu verbessern.

Bisher ist es dem Freiburger Biologen Peter Beyer und seinem Schweizer Kollegen Ingo Potrykus (Zürich) gelungen, einen Prototyp des Goldenen Reises zu entwickeln. Die mit Hilfe der Gentechnik entstandende Variante reichert im Reiskorn Provitamin A (Beta- Karotin) an. Dies wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt.

In vielen Staaten führt nach Angaben des Biologen das Fehlen von Vitamin A, hochwertigem Protein, Eisen oder Zink zu Mangelerscheinungen. Aus Vitamin-A-Mangel erblinden jährlich 250 000 bis 500 000 Kinder. Zudem macht er anfällig für viele weitere Erkrankungen, die häufig bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter mit dem Tod enden.

Mit der millionenschweren Finanzspritze der «Grand Challenges in Global Health»-Initiative der Gates-Stiftung sollen künftig neue Reisvarianten entwickelt werden. Basierend auf dem bereits vorhandenen und genetisch modifizierten Goldenem Reis, sollen die neuen Sorten zusätzlich noch Vitamin E, Eisen, Zink und hochwertige Proteine enthalten.

Eine wichtige Komponente des Projektes ist nach Angaben Beyers auch die Frage, inwieweit der Mensch das Eisen und Zink aus dem Reis überhaupt verwerten kann. «Nur wenn er auch die zusätzlichen Nahrungselemente aufnimmt, macht die Anreicherung von Zink und Eisen im Reiskorn Sinn», sagt der Biologe. Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert, dass auch Reis mit Provitamin A das Problem der Mangelernährung nicht beheben könne.

An der Forschung der Universität Freiburg sind auch Experten der Michigan State University, des Baylor College of Medicine in Houston/Texas (beide USA) sowie der Universität Hongkong beteiligt. Mit im Boot sitzen auch Reis-Forschungsinstitute aus den Philippinen und Vietnam. Insgesamt handelt es sich um acht Partnerinstitute in den USA und Asien. Beyer ist mit der Koordination der auf fünf Jahre begrenzten Fördermittel beauftragt.

Obwohl der Freiburger Biologe über die Spende aus der Gates- Stiftung mehr als glücklich ist, macht er keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über die fehlende Resonanz im eigenen Land. «Während wir neben dem Gates-Geld auch von der Rockefeller-Foundation und von US- Aid finanziell unterstützt werden, ist Deutschland als Geldgeber bislang Fehlanzeige». Immerhin hat Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU) viel Lob für das Projekt gespendet, die Freiburger Universität spendierte ein Gewächshaus.

Die Gates-Stiftung hatte Ende Juni verkündet, insgesamt 437 Millionen Dollar (362 Millionen Euro) für 43 biotechnische Projekte bereitzustellen, die ärmeren Ländern helfen sollen. Dazu zählen neben dem Goldenen Reis auch Impfstoffe in Form von Nasensprays, Pflastern und Fruchtgetränken sowie Bananen mit mehr Vitaminen.

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