Humangenetiker: Gentest nicht bei jeder Krankheit sinnvoll

11.03.2005

(dpa) Nicht bei jeder nachweisbaren Krankheitsveranlagung ist nach Ansicht des Humangenetikers Claus R. Bartram ein Gentest sinnvoll. «Es kommt darauf an, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Betroffene überhaupt krank wird und was im Vorfeld gegen den Ausbruch der Krankheit getan werden kann», sagte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik in einem dpa-Gespräch vor Beginn einer Jahrestagung in Halle.

Nach Ansicht Bartrams haben Fachleute die Verantwortung für eine umfangreiche Beratung der Betroffenen. «Nach solchen Gesprächen verzichten viele dann auf einen Test.» Ein Beispiel sei die tödlich verlaufende Nervenkrankheit Chorea Huntington. Jeder Anlageträger erkrankt, Therapien zur Heilung gibt es jedoch nicht. «Vor der Beratung sind noch gut 80 Prozent aus dem Familienumfeld für einen Test, nach ausführlicher Information sind es nur noch 20.»

Vielen werde erst im Beratungsgespräch deutlich, welche Konsequenzen ein Gentest auch für die Angehörigen haben kann. «Stellt sich beim Enkel einer kranken Großmutter heraus, dass er das Gen in sich trägt, so wird auch der Vater oder die Mutter - als Generation dazwischen - mit großer Wahrscheinlichkeit erkranken.» - Eine Information, die der Betroffene vielleicht gar nicht haben wollte.

Umgekehrt bereite auch die gute Nachricht, dass Gen nicht zu haben, für manche Getesteten Probleme. «In mehr als 10 Prozent der Fälle treten Schuldgefühle auf, weil andere Familienmitglieder betroffen sind, man selber aber nicht.»

Anders sehe es bei einigen erblichen Tumorerkrankungen aus. So lasse sich ein bestimmter Dickdarmkrebs mit fast hundertprozentiger Ausbruchswahrscheinlichkeit per Test im Kindesalter nachweisen. «Eine Entfernung des Dickdarms ist ein sehr erfolgreicher Ansatz, daher entscheiden sich die meisten für den Test.»

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