Experten sehen Gefahr einer Malaria-Rückkehr nach Deutschland

04.10.2004

Düsseldorf (dpa) - Die Malaria war nicht immer nur eine Tropenkrankheit. Im 19. Jahrhundert grassierten kleinere Epidemien an der deutschen Küste, wo sich in den Feuchtgebieten die Anopheles- Mücke vermehrte. Sogar noch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Soldaten mit Malaria infiziert, die in den Rheinwiesen ihr Lager aufgeschlagen hatten, wie der Düsseldorfer Parasitologe Prof. Heinz Mehlhorn berichtet. Inzwischen sind einige Experten der Ansicht, dass mit der Klima-Erwärmung eine Rückkehr der Malaria nach Deutschland nicht mehr ausgeschlossen ist.

«Die Mücke, die Malaria überträgt, haben wir hier schon», sagt Mehlhorn. Und sie finde hier zu Lande immer bessere Bedingungen. Immerhin sechs Arten der Anopheles gebe es in Deutschland, die die Erreger übertragen können.

Auch eine Studie des Bonner Professors Walter Maier im Auftrag des Umweltbundesamts hat ergeben, dass bei bestimmten Bedingungen das Risiko einer Malaria-Ansteckung in Deutschland wächst. «Es muss nur ein paar Wochen richtig heiß werden, wenn wir dann noch eine gewisse Menge infizierter Menschen haben, sind die Bedingungen für eine Ausbreitung da», sagt Mehlhorn.

Große Malaria-Epidemien mit Millionen Infizierten wie in Entwicklungsländern seien dennoch nicht zu befürchten: Die medizinische Versorgung in Deutschland und eine mögliche Bekämpfung der Mücken mit Insektiziden mache eine großflächige Ausbreitung der gefährlichen Krankheit unwahrscheinlich. Pro Jahr werden in Deutschland durch Infektionen im Ausland rund 1 000 Malariafälle gezählt, von denen 10 bis 20 tödlich enden. Weltweit sterben jährlich mehr als eine Million Menschen an der Krankheit.

Die Hitze ist bei der Ausbreitung der Malaria der entscheidende Faktor, weil die Krankheitserreger in der Anopheles-Mücke sich erst von einer bestimmten Temperatur an entwickeln können. Zwei Wochen lang muss es dazu Tag und Nacht mindestens 18 Grad warm sein. «Im vergangenen Jahr haben wir solche Bedingungen gehabt», berichtet Mehlhorn. «Aber da haben die Mücken zum Glück nicht genug Infizierte gestochen.»

«Man braucht einen gewissen Schwellenwert an Erregern, damit Malaria sich ausbreitet», erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe Malaria am Hamburger Tropeninstitut, Volker Heussler. Eine Gefahr von Epidemien wie in vielen armen Ländern sieht auch Heussler in Deutschland künftig nicht. Mit Hilfe von Insektiziden und mit Therapien der Infizierten könne eine Ausbreitung verhindert werden.

Dennoch kann es grundsätzlich auch in Deutschland zur Übertragung der Malaria kommen. So hatten sich in Duisburg 1997 zwei Mädchen, die nie in Malariagebieten gewesen waren, in einem Krankenhaus mit Malaria tropica angesteckt. Die Krankheit war von der Mücke Anopheles plumbeus übertragen worden, deren Larven in einem wassergefüllten Astloch in der Nähe des Duisburger Klinikums gefunden wurden. Zur selben Zeit wurde damals ein Mädchen aus Angola in der Klinik wegen Malaria behandelt - die Mücke hatte sie vermutlich zuerst gestochen und dann die beiden Mädchen.

Das Risko eines erneuten Ausbruchs der Malaria in Deutschland könnte laut Mehlhorn durch bessere Vorsorge verringert werden: «Es ist unglaublich, wie leichtsinnig die Leute sind. Mehr als die Hälfte aller Urlauber reisen ohne Vorsorge in Malaria-Gebiete.» Auch Moskitonetze gehörten ins Reisegepäck. Je weniger Menschen den Erreger ins Land bringen, desto geringer sei das Risiko, dass die Malaria in Deutschland wieder heimisch wird.

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