Sars nach Singapur zurückgekehrt - Gentests bestätigen Erkrankung

10.09.2003

Singapur (dpa) - Sars ist offensichtlich zurückgekehrt: Zwei Monate nach der weltweit vorerst letzten Sars-Meldung hat sich in Singapur ein neuer Verdachtsfall bestätigt, wie die Behörden des Stadtstaates berichteten. Weitere Tests zeigten am Dienstag die Erkrankung eines 27-jährigen Singapurers an. «Wir behandeln es als einen Sars-Fall und versuchen nun, die Quelle herauszufinden», sagte Gesundheitsminister Khaw Boon Wan. Der Mann werde als «isolierter Fall» betrachtet. 25 Menschen, die mit ihm in Kontakt waren, seien inzwischen vorsorglich unter Hausquarantäne gestellt worden. Der Stadtstaat war Ende Mai für Sars-frei erklärt worden. 33 Menschen waren bislang auf der Tropeninsel an der Lungenkrankheit gestorben.

Die weltweit ersten Fälle der damals noch unbekannten Lungenkrankheit traten im vergangenen November in Südchina auf. Einige Gesundheitsexperten hatten bereits befürchtet, dass die Krankheit ähnlich wie die Grippe saisonal wiederkehrt.

In Taiwan und Hongkong veranlassten die Behörden am Dienstag erste Sicherheitsmaßnahmen nach dem Auftreten des Falls. Am Flughafen in Hongkong sollen Passagiere von und nach Singapur medizinisch untersucht werden. In Taiwan forderten die Behörden alle Besucher aus dem Stadtstaat auf, zehn Tage lang freiwillig Fieber zu messen. Dies gelte auch für Einwohner Taiwans, die sich kürzlich in Singapur aufgehalten haben.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO verwies darauf, dass der neue Patient in Singapur nach ihren neuesten Diagnose-Kriterien noch nicht als Sars-Fall angesehen werden kann. Sie kündigete weitere Tests außerhalb Singapurs an. Singapurs Gesundheitsminister bezeichnete diese Aussagen als «akademisch». Solange die öffentliche Gesundheit gefährdet sei, müsse entsprechend gehandelt werden.

Auch deutsche Experten halten neue Sars-Fälle für möglich. «Dass das Virus völlig vom Erdboden verschwunden ist, ist sehr unwahrscheinlich», sagte der Direktor des Hamburger Bernhard-Nocht- Instituts für Tropenmedizin, Prof. Bernhard Fleischer. Es sei auch nicht klar, von welchem Tier das Virus ursprünglich stamme. Es gebe zudem Hinweise, dass das Sars-Virus recht lange in Patienten nach einer Erkrankung vorhanden sein könne. «Alle glauben jedoch, dass es keine großen Ausbrüche wie in der Vergangenheit geben wird, da man besser mit dem Virus umzugehen weiß.» Wie hoch die Wahrscheinlichkeit neuer Fälle tatsächlich ist, sei schwer zu sagen.

Angesichts der anstehenden Grippe-Saison empfiehlt die WHO allen Mitarbeitern im Gesundheitswesen eine Grippe-Impfung. Auf Grund ähnlicher Symptome könnten Influenza-Fälle für Sars-Fälle gehalten werden und umgekehrt. In Hongkong plant die Regierung schon eine entsprechende Kampagne, berichtete das britische Fachjournal «The Lancet» (Bd. 362, S. 809) am vergangenen Samstag.

Der Patient in Singapur habe in einem mikrobiologischen Institut der Nationalen Universität Singapur an der Erforschung der West-Nil- Viren gearbeitet, hieß es. Zudem sei er am Institut für Umweltgesundheit beschäftigt gewesen. In einem Labor sei zwar auch das Sars-Virus untersucht worden, der Patient habe daran aber nicht geforscht. Der 27-Jährige sei auch nicht in frühere Infektionsgebiete wie Hongkong oder China gereist. Wo genau er sich die Erkrankung zuzog, blieb zunächst unklar.

Der Mann war bereits am Montag in ein Krankenhaus verlegt worden, in dem die meisten der Singapurer Sars-Fälle behandelt worden waren. Er hatte am 26. August Fieber bekommen und später typische Symptome wie trockenen Husten entwickelt.

An dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom waren seit Ende 2002 mehr als 900 Menschen gestorben. Weltweit gab es über 8400 Fälle. Am schlimmsten betroffen war Asien und dort vor allem China. Der wirtschaftliche Schaden wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Anfang Juli hatte die WHO Taiwan als letztes Land von der Liste der Sars-Infektionsgebiete gestrichen.

Noch am Montag hatte die WHO vor einer möglichen Rückkehr der Krankheit gewarnt. «Wir müssen uns unter der Annahme vorbereiten, dass Sars wiederkommt», sagte Generaldirektor Lee Jong-wook vor einer Regionalkonferenz der Organisation in der philippinischen Hauptstadt Manila. In den vergangenen Wochen waren mehrere Verdachtsfälle in Hongkong und Kanada gemeldet worden. Davon hatte sich aber keiner bestätigt.

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