Frankfurt/Main (dpa) - Neue
Medikamente können nach Einschätzung von Experten die Behandlung von Rheuma-Patienten deutlich verbessern - allerdings zu einem hohen Preis: Gentechnisch hergestellte
Entzündungshemmer sind aus Sicht von Rheumatologen «die wichtigste Neuentwicklung der letzten Jahre». Sie könnten die Lebensqualität der Patienten entscheidend verbessern, hieß es im Vorfeld der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Rheumatologie und der Assoziation Orthopädischer Rheumatologen (3. bis 6. September) am Donnerstag in Frankfurt. Diese so genannten rekombinanten Medikamente kosteten aber das 50-fache der heute üblichen Standard-Behandlung.
Rekombinante
Wirkstoffe werden aus gentechnisch veränderten
Zellen hergestellt. Weil menschliche oder tierische Zellen die Basis bilden, werden diese Medikamente auch «Biologicals» genannt. Bisher sind für Rheuma-Patienten drei solche Medikamente auf dem Markt, ein viertes soll auf dem Kongress vorgestellt werden. Die Zulassung in Europa stehe unmittelbar bevor, sagte Prof. Wolfgang Gross (Lübeck), Vorsitzender der Rheumatologen-Gesellschaft.
Die neuen Medikamente hemmten entzündungsfördernde Stoffe im Körper. Sie gingen die Krankheit erstmals auf molekularer Ebene an, berichtete Gross. Dies sei eine «neue therapeutische Dimension». Erfahrungen hätten gezeigt, dass unter dieser Therapie die Zerstörung der Gelenke gebremst werde.
Mit Biologicals könne die Situation vor allem chronisch kranker Patienten mit rheumatoider Arthritis enorm verbessert werden, sagte der Kongress-Präsident, Prof. Joachim Kaltwasser (Frankfurt): «Da wird eine völlig neue Tür aufgestoßen.» Wegen der hohen Kosten würden diese Medikamente aber nur eingesetzt, wenn andere nicht hülfen. Es könne auch zu vermehrten
Infektionen kommen, weil die Entzündungshemmer auch das
Immunsystem dämpften. Unter
Rheuma im weitesten Sinne leidet etwa jeder 100. Bundesbürger.