Aids-Medikamente - vier Klassen, aber keine Heilung

20 Jahre nach Entdeckung des Human Immundeficiency Virus

13.05.2003

Zwanzig Jahre nach der Entdeckung des Aidsvirus ist Hilfe nicht in Sicht. Zu Beginn der dritten Dekade der globalen Epidemie wütet die Immunschwäche ungebremst: 42 Millionen Menschen haben das Virus im Blut. Mehr als 20 Millionen sind bereits daran gestorben. Obwohl die Arbeitsgruppen von Luc Montagnier (Frankreich) und Robert Gallo (USA) bereits am 20. Mai 1983 im Fachblatt «Science» erstmals über die Isolierung der Aidsviren berichteten, ist ein Impfstoff nicht absehbar.

Mediziner haben noch kein Medikament gefunden, mit dem sich das Aidsvirus HIV aus dem Körper treiben lässt. HIV kann in den befallenen Abwehrzellen, dem Gehirn oder im Geschlechtstrakt lange Zeit überleben. Infizierte und Kranke sind daher ein Leben lang auf Medikamente angewiesen. Diese Substanzen werden in vier große Klassen eingeteilt. Ihr Angriffsziel sind die Enzyme der Viren, mit denen sie in die Zelle eindringen und sich vermehren. Der erst im März zugelassene Wirkstoff Enfuvirtide blockiert bereits das Eindringen der Viren in die Immunzellen.

Das Aidsvirus bringt seine Erbinformation nicht in Form von DNA (Desoxyribonukleinsäure) mit in die Zelle. Es enthält die chemisch verwandte RNA (Ribonukleinsäure). Das Virus-Enzym Reverse Transkriptase schreibt diese RNA erst in der infizierten Zelle in DNA um. Nur diese wird in das Erbgut des Menschen eingebaut und dient als Bauanleitung für neue Viren.

1.) Die Gruppe der NICHT-NUKLEOSIDISCHEN REVERSE-TRANSKRIPTASE- HEMMER heftet sich an die Reverse Transkriptase und behindert damit ihre Arbeit. Auf diese Weise entsteht keine DNA-Kopie des Viren- Genoms.

2.) Die künstlichen Verbindungen aus der Gruppe der NUKLEOSIDISCHEN REVERSE-TRANSKRIPTASE-HEMMER ähneln den einzelnen chemischen Bestandteilen von RNA und DNA. Werden statt der natürlichen diese «falschen» Bausteine in die entstehende Erbsubstanz eingebaut, stockt die Vermehrung der Viren ebenfalls.

3.) Die PROTEASE-INHIBITOREN greifen in den letzten Schritt der Virusvermehrung ein. Um aus den in der Zelle entstandenen einzelnen Viren-Komponenten neue, vollständige Partikel zusammenzubauen, ist das Enzym Protease notwendig. Wenn dieses Werkzeug der Zelle blockiert ist, zum Beispiel durch die Anlagerung eines Wirkstoffes, können keine neuen Viren zusammengebaut werden.

4.) FUSIONSINHIBITOREN greifen ein, bevor das Virus in die Zellen gelangt. Sie blockieren die Anlagerung von HIV an der Außenseite der Immunzellen.

Ein Mix aus Medikamenten aller Klassen soll verhindern, dass die Viren resistent werden. Diese Kombinationstherapie, genannt HAART (Highly Active Anti-Retroviral Therapy), senkt die Sterberate und kann bei HIV-Infizierten den Krankheitsausbruch verzögern.

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