Aktuelle Lage und Trends der deutschen Biotechnologie

Gut, aber könnte besser sein – Zur Lage der deutschen Biotechnologie-Branche in 2013

25.07.2013 - Deutschland

Es gibt viele Möglichkeiten, die Lage einer Branche zu beurteilen. Anzahl der Firmen und Mitarbeiter, Umsatz oder Investitionen, sind beispielsweise alles wichtige Kennzahlen um einzuschätzen, wie es um die deutsche Biotechnologie-Industrie steht. Statistiken, die diese Zahlen liefern, werden seit einigen Jahren regelmäßig von Biotechnologie.de und Ernst & Young erhoben. Auch BIO Deutschland und |transkript klopfen die Branche jährlich im Trendreport auf seine Befindlichkeiten ab. Die Kennzahlen der unterschiedlichen Reporte variieren und die Autoren der Studien kommen nicht immer zu gleichen Einschätzungen. Dennoch ist das Fazit positiv: Der Branche geht es den Umständen entsprechend gut.

Sowohl die Zahl dedizierter als auch nicht dedizierter biotechnologisch aktiver Firmen (über 600, biotechnologie.de) bzw. die Zahl der Mitarbeiter (über 35 000, biotechnologie.de) nahm leicht zu. Der Umsatz stieg zum Vorjahr sogar deutlich (je nach Analyse zwischen 4 und 11%). Die deutsche Biotechnologiebranche hat die Finanzkrise gut überstanden. Auch die Firmen selbst sind im Allgemeinen mit ihren Geschäften zufrieden (Trendreport).

Der Bereich der Roten Biotechnologie mit Therapeutika und Diagnostika, dem größten Sektor der Branche, ist trotz weniger Wirkstoffkandidaten am umsatzstärksten. Weltweit steht Deutschland hier als Produktionsstandort an zweiter Stelle nach den USA. Europaweit ist die deutsche Biotechnologie führend im Kampf gegen Krebs. Auch in der weißen (industriellen) Biotechnologie ist Deutschland im internationalen Vergleich sehr erfolgreich und trägt mit innovativen Lösungen maßgeblich zu einem gesellschaftlichen Wandel hin zu einer nachhaltigen bio-basierten Wirtschaft bei.

Was könnte also besser sein? Der seit 2008 anhaltende Trend, weniger in F&E-Aufwendungen (-4 bzw. 7% im Vergleich zum Vorjahr) zu investieren, setzt sich fort. Das Umsatzplus ist demnach weniger auf Wirkstoffentwicklungen, sondern auf zunehmende Aktivitäten auf dem Dienstleistungssektor zurückzuführen, welche Firmen erlauben, eine relativ stabile Einnahmequelle zu schaffen. Der Trendreport von BIO Deutschland und |transkript zeigt eine leicht erhöhte Bereitschaft, in Forschung und Entwicklung zu investieren. Allerdings liegen hier bei der Kapitalbeschaffung die größten Probleme. Es besteht zwar dringender Bedarf für mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung. Dafür werden aber neue Finanzierungsmodelle benötigt, nachdem Risikokapital in Deutschland im Gegensatz zu den USA kaum mehr zur Verfügung steht. Die wenigen echten Erfolgsgeschichten aus der deutschen Biotech-Szene sind Privatanlegern und Family-Offices geschuldet und können nicht auf die gesamte Branche übertragen werden. Um weiterhin innovativ forschen und entwickeln zu können, benötigen die kleinen und mittleren Unternehmen verbesserte Bedingungen, um an günstige Kredite und frisches Kapital zu gelangen. In dieser Angelegenheit ist die Politik auf europäischer und nationaler Ebene gefordert. Laut Trendumfrage von BIO Deutschland und |transkript liegt hier auch für CEOs die größte Unzufriedenheit, nämlich bei der Einschätzung aktueller und zukünftiger politischen Rahmenbedingungen. Dringend benötigt für einen Anstieg der Investitionen in Forschung und Entwicklung sind steuerliche Förderung für forschende innovative Unternehmen, zusätzlich zur individuellen Projektförderungen, Änderungen bei den Regelungen zum Verlustvortrag und bei den Eigenkapitalquoten bei Kreditvergaben. So kann gewährleistet werden, dass die Investitionen in Forschung und Entwicklung steigen und Deutschland weiter als Innovationstreiber gilt.

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