Wie eine Autoimmunreaktion Osteoporose auslöst

18.06.2012 - Deutschland

Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis können osteoporose-ähnliche Knochenveränderungen verursachen. Auslöser sind spezielle Antikörper, die schon in einem frühen Krankheitsstadium produziert werden. Das hat ein internationales Konsortium unter Leitung von Wissenschaftlern der Medizinischen Klinik 3 (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) am Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) jetzt nachgewiesen. Ihre Forschungsergebnisse haben sie jetzt im „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlicht.

Quelle: Medizinische Klinik 3 / Uni-Klinikum Erlangen

Bildung von Osteoklasten durch Autoantikörper am Gelenk.

Autoimmunerkrankungen zeigen oftmals schon vor dem Auftreten erster Symptome Veränderungen, die im Blut diagnostiziert werden können. Dabei handelt es sich um Antikörper gegen körpereigenes Gewebe (Autoantikörper) wie beispielsweise gegen so genannte citrullinierte Proteine (CCP-Antikörper), die bei Blutuntersuchungen routinemäßig bestimmt werden. Zwei Drittel aller Rheuma-Patienten haben CCP-Antikörper. Genau bei diesen Patienten treten im Krankheitsverlauf starke Gelenks- und Knochenschäden auf, die auf eine höhere Aktivität knochenfressender Zellen zurückzuführen sind. Inwieweit es eine Verbindung zwischen den CCP-Antikörpern und den knochenfressenden Zellen (Osteoklasten) gibt, war bisher unbekannt. Jetzt konnten die Erlanger Forscher belegen, dass CCP-Antikörper direkt die Bildung der Osteoklasten anregen und damit schon vor Ausbruch der Krankheit osteoporotische Knochenveränderungen auslösen.

Ihre Ergebnisse zeigen, dass CCP-Antikörper Eiweißstrukturen auf Osteoklasten erkennen können, die Bildung dieser knochenfressenden Zellen fördern und zu einem Ungleichgewicht des Knochenumbaus führen. Der Zusammenhang zwischen CCP-Antikörpern und verstärktem Knochenabbau konnte bereits in zahlreichen Patientengruppen klinisch beobachtet werden. „Wobei der Mechanismus bisher völlig unbekannt war“, sagt Ulrike Harre, Doktorandin an der Medizinischen Klinik 3 und Erstautorin der Arbeit.

Um die Wirkung dieser Autoantikörper auf den Knochenstoffwechsel zu untersuchen, ver­glichen die Wissenschaftler Patienten mit rheumatoider Arthritis mit oder ohne CCP-Antikörper. Dabei kam heraus, dass Patienten mit diesen Antikörpern unter deutlich höherem Knochenverlust leiden. Die Arbeitsgruppe konnte in experimentellen Untersuchungen nachweisen, dass die CCP-Antikörper direkt die Bildung von knochenfressenden Zellen anregen und es so aufgrund der hohen Anzahl dieser Zellen zu einer stärkeren Schädigung des Knochens kommt. Damit konnte gezeigt werden wie Autoimmunerkrankungen zu Knochenzerstörung führen. Die Allianz zwischen Immunsystem und Knochen ist dabei in doppelter Weise fatal: Zum Einen greift sich der Körper dabei durch eine Entzündungsreaktion selbst an, zum Anderen führt die Bildung der Osteoklasten zu Osteoporose.

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