Lange Nachsorge für schwer erkrankte EHEC-Patienten

01.07.2011 - Deutschland

(dpa) Schwer erkrankte EHEC-Patienten sollten auch nach dem Abklingen ihrer akuten Beschwerden mindestens ein Jahr lang regelmäßig zur Nachsorge gehen. Manche mögliche Schäden ließen sich erst in der Langzeitbeobachtung feststellen, sagte der Nierenspezialist Prof. Rolf Stahl vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) der Nachrichtenagentur dpa. «Das ist unsere Sorgfaltspflicht. Wir wollen niemandem Angst machen, aber wir gucken uns die Leute einfach an.»

Die Nachsorge richtet sich ausschließlich an die HUS-Patienten - also diejenigen, die nach einer Infektion mit dem aggressiven Darmkeim EHEC an der schweren Verlaufsform hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) erkrankt waren. Das Syndrom kann zu Nieren- und Hirnschäden führen. Längerfristig sollte unter anderem untersucht werden, ob es in den Nieren vernarbte Stellen gibt, erklärte Stahl. «Die Gefahr besteht, dass diese Patienten einen hohen Blutdruck entwickeln. Deshalb müssen wir sie langfristig nachbeobachten.» Auch müsse überprüft werden, ob sich neurologische Auffälligkeiten vollständig zurückbilden - und ob es nach den blutigen Durchfällen bei einer EHEC-Infektion später vielleicht zu Problemen am Dickdarm komme.

Das UKE bietet für die HUS-Erkrankten eine gemeinsame Sprechstunde von Nephrologen, Gastroenterologen und Neurologen an. Derzeit würden in der Klinik etwa 125 HUS-Patienten regelmäßig untersucht, berichtete der 62 Jahre alte Mediziner. Beobachtet werden etwa der Blutdruck sowie Blut- und Urinwerte - «ganz einfache Dinge», wie Stahl betonte. Zunächst sollten die Patienten ein bis zwei Mal pro Woche kommen, später alle vier bis sechs Wochen, dann nur noch jedes halbe Jahr. «Die Patienten fühlen sich dabei eher geborgen.»

Etwa 30 Prozent der entlassenen HUS-Patienten hätten noch nicht wieder ihre normale Nierenfunktion, berichtete Stahl. «Das kann Wochen bis Monate gehen. Bei manchen kann es auch sein, dass sich die Funktion nicht mehr verbessert.» Zur Dialyse müssten sie aber nur dann, wenn die Nierenfunktion bei weniger als zehn Prozent liege - das sei derzeit bei etwa zwölf Patienten der Fall. Einige der schwer Erkrankten sind mit einer neuen Therapie behandelt worden, dem Antikörper Eculizumab. Mit Ergebnissen, wie gut diese Behandlung gewirkt hat, rechnet Stahl aber erst im November.

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