Viren statt Antibiotika

Wiener Biotech-Start-up startet millionenschweres Entwicklungsprogramm

30.08.2018 - Österreich

Die Entwicklung einer alternativen Therapie gegen antibiotikaresistente Bakterien schwemmt nun mehr als 4 Millionen EUR an Förderungen und privaten Investments in die Kassen des Wiener Biotech-Unternehmens PhagoMed Biopharma GmbH. Das am Vienna Biocenter angesiedelte Unternehmen befasst sich mit der Etablierung einer auf speziellen Viren (Phagen) beruhenden Behandlungsform bakterieller Infektionen und wird die Gelder zur prä-klinischen Entwicklung von gleich drei Arzneimittelkandidaten einsetzen.

sbtlneet, pixabay.com, CC0

Symbolbild

Multiresistente Bakterien – also Bakterien, gegen die bereits mehrere Antibiotika unwirksam geworden sind – stellen ein kritisches medizinisches Problem dar. EU-weit sterben derzeit bereits ca. 25.000 Patienten pro Jahr an Erkrankungen, die durch diese Bakterien verursacht werden. Tendenz steigend. Viren, die Bakterien zielgerichtet infizieren und zerstören, sogenannte Phagen, sind eine vielversprechende Alternative zur Bekämpfung dieser Bakterien. Dieses Potential erkannten auch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG), die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws) und private Investoren. Sie stellten jetzt der PhagoMed insgesamt 4 Millionen EUR zur weiteren Entwicklung dieser Therapieform zur Verfügung.

Effizienz statt Resistenz

"Phagen können Bakterien sehr effizient zerstören und greifen dabei auf einen Wirkmechanismus zurück, der unabhängig von einer Antibiotika-Resistenz greift", so Prof. Dr. Wippermann, Chefarzt an einer großen deutschen Klinik sowie Director Medical und Mitgründer von PhagoMed. "In den bereits von mir und Kollegen durchgeführten Studien und Heilversuchen zeigte sich, dass sie in der Lage sind, dort zu wirken, wo Antibiotika versagen." Diesen Therapieansatz im Sinne der strengen Zulassungsbestimmungen für Standardtherapien nun weiter zu entwickeln, ist das Ziel der im November 2017 in Wien gegründeten PhagoMed.

Das Unternehmen setzt dazu auf den Studien von Prof. Wippermann sowie der anderen Mitgründer auf und entwickelt derzeit drei Arzneimittelkandidaten auf der Basis von Phagen. Ein Fokusfeld für PhagoMed ist hierbei die Behandlung infizierter künstlicher Gelenke wie z.B. Hüftprothesen. Solche Infektionen sind bereits heute schwer zu behandeln, da diese häufig von multiresistenten Bakterien verursacht werden. Diese bilden zudem oftmals einen als Biofilm bezeichneten Belag, der die Wirkung von Antibiotika zusätzlich reduzieren kann. Gerade bei solchen Infektionen stellen Phagen eine vielversprechende Alternative dar, da Phagen in der Lage sind, bakterielle Biofilme abzubauen und dabei die multiresistenten Bakterien zu töten. Noch in diesem Jahr wird PhagoMed ein erstes Tiermodell entwickeln, mit dem die Phagentherapie bei infizierten Prothesen weiter erprobt wird.

Finanzierungserfolg

Für die Finanzierung ihrer Aktivitäten erhielt das Unternehmen jetzt mehr als €4 Millionen an Förderungen und privaten Investments. Grundstein der dreiteiligen Finanzierungsrunde bildet ein durch die FFG gefördertes Forschungsprojekt mit einem Gesamtvolumen von €3.5 Millionen bis 2021. Für das erste Jahr wurde durch die FFG eine Förderquote von 70% bewilligt. Private Investoren stellen zusätzlich €750.000 an Seed-Finanzierung zur Verfügung. Als dritten Teil der Finanzierungsrunde beteiligte sich die aws-mit einem Seed-Financing in Höhe von €800.000.

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