Frankfurt am Main, 21. Juni 2002
Der Europamarkt für Schmerzmanagement wird sich in den kommenden Jahren
nahezu verdoppeln. Im Jahr 2001 noch auf 2,7 Milliarden US-Dollar beziffert,
soll das Umsatzvolumen laut einer neuen Analyse der internationalen
Unternehmensberatung
Frost & Sullivan (http://www.pharma.frost.com) bis 2008
auf 5,3 Milliarden US-Dollar anwachsen. Der Markt umfasst die drei Sektoren
nicht-steroidale antientzündliche Substanzen (NSAID), Opioide und
Migränemittel.
Schmerz gilt als individuelle Wahrnehmung, deren Intensität nur der Patient
selbst beurteilen kann. Chronische
Schmerzen können langfristig das gesamte
Nervensystem beeinträchtigen und dadurch zu einem lebenslangen Problem
werden. Europaweit gibt es rund 230 Millionen Betroffene. Zwar zeigen sich
viele Ärzte bei der Therapie immer noch zurückhaltend, doch zeichnet sich der
Trend zu einem offensiveren Umgang mit Schmerzen ab. Dazu tragen verschiedene
Faktoren bei, darunter die Einführung neuer
Medikamente, ein gesteigertes
Produktbewusstsein und eine verstärkte Aufklärung der Patienten durch
öffentliche Initiativen. Als weitere
Wachstumsfaktoren nennt Frost & Sullivan
Fortschritte bei den Verabreichungsmethoden und eine Ausweitung der
Indikationen bei bereits existierenden Produkten. ^ÄMit diesen positiven
Stimuli wird sich auch der negative Effekt ausgleichen lassen, der sich aus
der verstärkten Konkurrenz durch
Generika ergibt, sobald bei einer
zunehmenden Zahl von
Therapeutika der Patentschutz ausläuft," meint
Branchenanalyst Christian Downton. Die besten Chancen räumt der Analyst
Neuentwicklungen mit hoher Wirksamkeit bei minimalen Nebenwirkungen ein.
COX-2 - die weltweit erfolgreichste Markteinführung aller Zeiten?
Am dynamischsten zeigt sich der Sektor für NSAID, der bei weitem den größten
Anteil am Gesamtmarkt ausmacht und sich in Zukunft noch mehr ausdehnen soll.
In der Vergangenheit durch einen starken Wettbewerbsdruck in seinem Wachstum
behindert, erhält der Bereich momentan seinen wichtigsten Stimulus von seinem
Topprodukt, den COX-2-Inhibitoren (Vioxx und Celebrex). ^ÄWeltweit betrachtet
stehen COX-2-Inhibitoren für die erfolgreichste Markteinführung aller
Zeiten," so Downton. ^ÄWie sie sich in Europa entwickeln, bleibt noch
abzuwarten. Hier kommt es darauf an, wie die Gesundheitsbehörden die
Kosten-Nutzen-Relation beurteilen und ob es den Herstellern gelingt, die
Ärzte von Wirksamkeit und Sicherheit der Medikamente zu überzeugen." Erste
Erfolge zeichnen sich bereits ab, da zahlreiche Länder nach anfänglicher
Weigerung inzwischen eine Kostenrückerstattung gewähren. Weiteren Auftrieb
wird der Sektor laut Downton durch mindestens vier neue Therapeutika
erhalten, die noch vor 2005 eingeführt werden sollen.
Produktmarkt Opioide
Auch im Produktmarkt für Opioide geht es kontinuierlich bergauf. Der Sektor
profitiert von der Einführung fortgeschrittener Verabreichungsformeln sowie
innovativer und gleichzeitig hochpreisiger Medikamente. Weitere Pluspunkte
sind die effiziente Vermarktung bereits existierender Produkte und die sich
wandelnde Einstellung in Bezug auf narkotische Analgetika.
Migräne als solche verstehen und behandeln
Zuwächse sind auch bei den Migränemitteln zu verzeichnen, hier vor allem
aufgrund der steigenden Popularität der Triptane. Mit einem Aufschwung ist
speziell in den europäischen Ländern zu rechnen, in denen das Thema Migräne
bisher nicht ausreichend Aufmerksamkeit erfährt. Mit aggressiven
Marketingstrategien in Form von Schulungsprogrammen für Ärzte und mit dem
Aufbau von Vertriebsnetzen bemühen sich die Pharmafirmen derzeit darum, das
Bewusstsein von Betroffenen und Therapeuten zu wecken. Speziell für die
Sumatriptan-Gruppe erwartet Frost & Sullivan tiefgreifende Veränderungen ab
2005, wenn der Patenschutz auf das Akutmittel Imigran von GlaxoSmithKline
ausläuft. Die vergleichsweise zurückhaltende Prognose von durchschnittlich
8,2 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr zwischen 2001 und 2008 basiert auf der
Annahme, dass in diesem Zeitraum mehrere Billigprodukte auf den Markt kommen
werden, darunter auch generisches Sumatriptan.
Mehr als 400 Marktteilnehmer
Die Anzahl der Akteure im Europamarkt für Schmerzmanagement beziffert die
Analyse auf über 400. Ein Großteil davon ist dem einflussreichen Sektor für
Generika zuzurechnen, der allerdings stark fragmentiert ist und langsam an
Bedeutung verliert. Die derzeitigen Top-Player
Merck Sharp & Dohme (MSD),
Pharmacia und
Janssen-Cilag erwirtschaften gemeinsam einen Umsatzanteil von
39 Prozent, Tendenz steigend. Weitere Marktteilnehmer sind
Roche, Novartis
und
AstraZeneca.
Arzt für
Allgemeinmedizin ist wichtigster Endnutzer
"Wer seine Marktposition ausbauen will, muss vor allem auf Sicherheit und
Effektivität seiner Medikamente setzen," betont Downton. ^ÄEine entscheidende
Rolle werden zudem die Produktkosten spielen. Als wichtigster Endnutzer in
diesem Markt gilt der Arzt für Allgemeinmedizin, der in manchen Fällen die
Therapie initiiert, meistens jedoch für die Folgebehandlung nach der Therapie
durch einen Spezialisten zuständig ist."
Enormes Potenzial in
Deutschland
Bei den Ländermärkten behauptet sich momentan noch Großbritannien an erster
Stelle, gefolgt von
Frankreich und Deutschland. Aufgrund eingeschränkter
Empfehlungen für neue NSAID, niedrigen Bedarfs an innovativen Opioiden und
des hohen Sättigungsgrads im Migränemittel-Markt wird Großbritannien im
Prognosezeitraum voraussichtlich auf Platz Zwei zurückfallen. Frankreich
seinerseits profitiert von den landesweit hohen Ausgaben für
Pharmazeutika.
In Deutschland sieht Frost & Sullivan noch enormes Wachstumspotenzial für
Schmerzmittel, dessen volle Entfaltung jedoch bislang durch die
Stärke des
Generika-Marktes und die Aut-idem-Vorschrift verhindert wird.
Die Analyse "The European Pain Management Markets (Report B077)" ist zu beziehen bei
Frost & Sullivan
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