Neue Wirkstoffe gegen Krebs

Die Novartis-Stiftung verleiht Dr. Katrien Busschots von der Universität Frankfurt/Main ein Graduierten-Stipendium für ihre Suche nach Tumor-Therapien

16.12.2009 - Deutschland

Trotz erster Erfolge in den vergangenen Jahren: Die Krebsmedizin - und vor allem die Patienten - warten auf neue spezifische und möglichst nebenwirkungsarme Medikamente, die das Wachstum von Tumoren hemmen und Krebs heilen können bzw. langfristig zumindest zu einer beherrschbaren Krankheit machen, wo keine Heilung möglich ist. Überall schauen sich Forscher deshalb die Proteine von jenen zellulären Signalwegen an, die Wachstum und Vermehrung von Zellen - und deren bösartige Entgleisung - steuern. Dr. Katrien Busschots von der Universität Frankfurt/Main beispielsweise erforscht bestimmte Enzyme der so genannten AGCProteinkinasen-Familie - und hat zusammen mit ihren Kollegen einen Wirkstoff entdeckt, der langfristig vielleicht zu einem neuen Krebsmedikament erwachsen könnte. Nun unterstützt die Nürnberger Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung die Arbeit der jungen Forscherin mit einem Graduierten-Stipendium, das anlässlich des Dies academicus der medizinischen Fakultät der Universität Frankfurt/Main von Dr. Andreas Kreiß, Geschäftsführer der Novartis Stiftung, überreicht wurde.

Der Schlüssel zu Krebs liegt bei einer fehlerhaften Informationsvermittlung in den Zellen des Körpers. Aufgrund von Mutationen in bestimmten Genen verändern sich Proteine wichtiger Signalwege, was eine zuvor gesunde Zelle zwingt, sich unaufhaltsam zu vermehren. Meist spielen ein halbes Dutzend oder mehr krebsfördernde Proteine zusammen und lassen eine Zelle schrittweise immer weiter entarten. Einer der wichtigsten Signalwege in der Krebs-Entstehung ist der „Insulin-Wachstumsfaktor-Weg“. „Im Zentrum unseres Interesses“, sagt Katrien Busschots, „steht dabei vor allem die AGC-Proteinkinase PDK1, die in Krebszellen vermehrt hergestellt wird und die deren hemmungslose Vermehrung mit steuert. Proteine wie PDK1 haben genau definierte dreidimensionale Strukturen, sind gewunden und gefaltet und haben in dieser 3D-Form einzelne Bereiche, die für ihre Signalfunktion besonders wichtig sind. Diese Bereiche sind Angriffsziele von chemischen Substanzen, die die Funktion von Proteinen verändern können.

Bisherige Wirkstoffe setzen an einem bestimmten Bereich der AGC-Proteinkinasen an, der so genannten ATP-Bindungsstelle. „Diese Medikamente sind aber nicht besonders spezifisch“, sagt die Stipendiatin der Novartis-Stiftung, „weil sich die ATP-Bindungsstelle aller etwa 60 AGCProteinkinasen gleicht.“ Folge: Das Nebenwirkungsrisiko steigt, weil AGC-Proteinkinasen auch viele andere Zellfunktionen regulieren. Die Frankfurter Arbeitsgruppe von Dr. Ricardo Biondi hat hingegen im PDK1-Protein eine andere „Tasche“ entdeckt und beschrieben, die ebenfalls die Aktivität des Enzyms entscheidend beeinflusst, sich aber deutlich von den anderen AGC-Proteinkinasen unterscheidet. Jetzt sucht die Stiftungs-Stipendiatin nach Substanzen, die an der Tasche binden können, die Funktion von PDK1 blockieren und damit das Krebswachstum bremsen können.

Zudem spielt das Protein auch eine gewichtige Rolle beim Typ2-Diabetes - nur anders als bei Krebs. Hier geht es darum, die Aktivität von PDK1 anzukurbeln. Tatsächlich haben die Frankfurter Forscher bereits ein kleines Molekül entdeckt, das exakt in die Tasche passt und die Funktion des Enzyms aktiviert. Dieser Wirkstoff hat womöglich das Potential für ein neues Medikament gegen den Typ2-Diabetes. Ob dies wirklich zutrifft, wollen die Wissenschaftler jetzt mit Zell- und Tierversuchen beleuchten.

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