Neue Daten zu Nexavar

04.11.2008 - Deutschland

Der orale Multi-Kinase-Hemmer Sorafenib (Nexavar®) bietet nach eigenen Angaben eine effektive Therapieoption für das Nierenzellkarzinom – auch für ältere Patienten. Beim fortgeschrittenen Leberzellkarzinom ist die Substanz heute Standard, erläutert Dr. Dirk Jäger, Heidelberg, in seinem Vortrag anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie in Wien. Darüber hinaus wird Sorafenib noch bei einer Reihe weiterer Indikationsgebiete überprüft. Besonders bei der Therapie der Akuten Myeloischen Leukämie ist der Einsatz von Sorafenib bisherigen Ergebnissen zufolge vielversprechend.

„Heute wissen wir, dass wir auch ältere Patienten mit Nierenzellkarzinom problemlos mit Sorafenib behandeln können“, sagt Jäger. Grundlage dafür bildet eine auf dem diesjährigen ASCO vorgestellte Subgruppenanalyse der ARCCS-Studie, in der über 1000 Patienten über 65 Jahre mit Sorafenib behandelt und mit einer Gruppe von unter 65 jährigen Patienten verglichen wurden. Die älteren Patienten vertrugen Sorafenib ebenso gut wie die jüngeren. Es wurde auch keine erhöhte Inzidenz einer Grad 3 Toxizität beobachtet. Auch bezüglich der Art von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, einschließlich kardialer Ereignisse gab es keine signifikanten Unterschiede. In dieser Studie erreichten 80% aller Patienten eine Krankheitsstabilisierung (SD). Auch das Tumoransprechen, einschließlich des progressionsfreien Überlebens war bei älteren und jüngeren Patienten vergleichbar.

Neue Informationen gibt es auch zur Sequenztherapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mNZK). In einer prospektiven multizentrischen Phase-II-Studie wurde Nexavar® nach Sunitinib oder Bevacizumab an Patienten mit mNZK untersucht. Über die Hälfte der Patienten erlangten auch nach einer vorherigen Angiogenesehemmung eine Stabilisierung ihrer Erkrankung. „Es gibt keine Kreuzresistenz zwischen Nexavar® und Sunitinib, das Ansprechen auf die erste Therapie lässt keine Aussagen zum Ansprechen auf die zweite Therapie zu“, erklärte Jäger.

Leberzellkarzinom: Auch schwierig zu behandelnde Patienten profitieren

Sorafenib verlängert nach eigenen Angaben als einzige systemische Behandlung bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom (HCC) sowohl das Gesamtüberleben, als auch die Zeit bis zur Progression. In diesem Jahr wurden neue Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Sorafenib bei Patienten im Child-Pugh A und B Zirrhosestadium vorgestellt. Sorafenib weist demzufolge eine vergleichbare Pharmakokinetik bei HCC-Patienten im Zirrhosestadium Child-Pugh A und B auf. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten etwas häufiger bei Patienten mit Child Pugh B auf. Allerdings war auch bei diesen Patienten die Therapie verträglich und es gab nur bei 21% eine Disisreduktion. In dieser Studie erreichten 49% der Child-Pugh A, und 26% der Child-Pugh-B -Patienten eine SD (4 Monate). „Natürlich ist die Situation bei Child- B-Patienten ungünstiger, aber eine Stabilisierung von vier Monaten bei 26% dieser Patienten ist beachtlich“, so die Ansicht von Jäger zu diesem Studienergebnis. Das Gesamtüberleben betrug 41 Wochen bei den Child-Pugh-A-Patienten, sowie 14 Wochen bei den Child-Pugh-B-Patienten.

In einer weiteren Phase-III-Studie, der Asia-Pacific-Studie, wurden asiatische Patienten mit fortgeschrittenem HCC (Child-Pugh A), die noch keine systemische Therapie erhalten hatten, eingeschlossen. Nach Ausführungen von Jäger verlängerte Nexavar® auch in dieser prognostisch ungünstigen Patientenpopulation sowohl das Gesamtüberleben (6,2 Monate versus 4,1 Monate) als auch die Zeit bis zur Progression (2,9 versus 1,4 Monate) signifikant im Vergleich zu Plazebo.

Erste positive Ergebnisse zu Sorafenib liegen auch bei anderen Tumorentitäten, z.B. bei fortgeschrittenem Schilddrüsenkarzinom vor: Hier erzielten 77% der 25 auswertbaren Studienteilnehmer einen klinischen Vorteil von der Monotherapie mit Sorafenib.

Interessante Zukunftsperspektiven bei hämato-onkologischen Erkrankungen

Nach Ausführung von Scott Wilhelm, Montville, NJ (USA), wurde die Substanz Sorafenib als Inhibitor der Raf-1 und B-Raf-Kinase entdeckt. Sie weist allerdings auch eine potente Aktivität gegen eine Reihe von anderen Tyrosinkinasen, z.B. VEGFR-2 und –3, sowie Flt-3 auf. Dadurch hemmt sie die Tumorangiogenese und ist in der Lage, apoptotische Vorgänge im Tumor zu induzieren.

Die Rationale für einen möglichen Einsatz von Sorafenib bei der Akuten Myeloischen Leukämie (AML) ist die Tatsache, dass bei bis zu 40% der AML-Patienten Mutationen der Zelloberflächentyrosinkinase FLT-3 vorliegt. Diese Mutationen bewirken eine erhöhte Proliferation hämatopoetischer Zellen und sind prognostisch ungünstig. Nachdem sich die Substanz in mehreren präklinischen AML-Modellen bewährte, liegen auch erste klinische Erfahrungen beim Menschen vor. In einer Phase I-Studie bei AML-Patienten wurde durch die Therapie mit Sorafenib eine Ansprechrate von 60% erreicht. Vor allem Patienten mit FLT3-ITD-Mutation sprachen auf die Behandlung an. Die Therapie erwies sich als verträglich.

In einer randomisierten Phase II-Studie wird Sorafenib in Kombination mit klassischer Chemotherapie (Daunorubicin plus AraC) bei älteren AML-Patienten geprüft.

Auch bei einer Reihe von weiteren hämato-onkologischen Erkrankungen wird der vielversprechende Multi-Kinaseinhibitor auf Herz und Nieren geprüft.

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