Jede zweite Diagnose mit radioaktiven Stoffen muss verschoben werden

08.09.2008 - Deutschland

(dpa) - Wegen eines Lieferengpasses bei radioaktiven Diagnosemitteln muss nach Angaben des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner (BDN) in Deutschland jede zweite derartige Untersuchung auf bestimmte Krebs-, Schilddrüsen- und Herzerkrankungen voraussichtlich verschoben werden. Nur noch Notfälle könnten in den nächsten Wochen behandelt werden, sagte Geschäftsführer Manfred Gaillard in Essen. «40 Prozent der Leistungen können erhalten werden», sagte Gaillard.

Ursache ist der Ausfall eines Reaktors in den Niederlanden. Zusammen mit der Industrie sei inzwischen ein Notfallplan aufgestellt werden, der eine flächendeckende Notfallversorgung sicherstelle. Täglich würden in Deutschland tausende Patienten mit radioaktiven Mitteln untersucht. Der Engpass soll drei bis vier Wochen andauern.

Die radioaktiven Arzneien würden weltweit in fünf Reaktoren produziert, von denen bereits drei aus verschiedenen Gründen gewartet würden. Wegen der geringen Halbwertszeit könnten die Medikamente schlecht bevorratet werden, hieß es. Der Verband forderte, eigene Kapazitäten in Deutschland aufzubauen. «Dafür kommen Forschungsreaktoren infrage wie in Garching», sagte Gaillard. Dieser Reaktor könne nachgerüstet werden.

Warten müssten zum Beispiel derzeit Patienten, bei denen der Hausarzt leichte Unregelmäßigkeiten beim EKG entdeckt habe. Die radioaktiven Substanzen für die sogenannte Szintigraphie könnten kaum geliefert werden. Mit dieser Methode kann zum Beispiel der Blutfluss im Herzmuskel untersucht werden. Der Engpass betreffe hier das in der Szintigraphie eingesetzte Molybdän 99.

Mangel herrsche auch bei der sogenannten Radiosynoviorthese zur Verödung von Nerven in degenerative Gelenke gespritzt werde, um Schmerzen zu lindern. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sei nicht betroffen, da die hierfür benötigten Nuklide in Deutschland hergestellt werden könnten.

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