Tumorstammzellen gezielt töten: Neuer Beschleuniger an der RUB

Vielversprechender Forschungsansatz mit radioaktiven Implantaten

18.04.2008

Europaweit einzigartig ist der Beschleuniger, den die Ruhr-Universität Bochum vor kurzem in Betrieb genommen hat. Mit seiner Hilfe lassen sich in Zukunft neue spezielle radioaktive Implantate für die Krebsbehandlung herstellen. Die Anlage arbeitet mit bis zu 100.000 Volt Beschleunigungsspannung und ermöglicht es zum Beispiel, das radioaktive Isotop Phosphor (32 P) in winzige Drähte hineinzuschießen. Die Drähte werden anschließend über eine dünne Nadel direkt in einen Tumor injiziert und geben dort ihre Strahlung ab, um die Tumorstammzellen zu töten. Am RUBION (Zentrales Isotopenlabor und Dynamitron-Tandem-Labor der RUB) beginnt nach nur sechsmonatiger Aufbau- und Testphase ein fachübergreifendes Forschungsprojekt an dem Naturwissenschaftler und Mediziner der RUB, der LMU München sowie weitere Unternehmen und Institute beteiligt sind.

"Der Ansatz ist vielversprechend", sagt Dr. Jan Meijer, Geschäftsführer von RUBION, "aber wie immer sollte man in der Krebsforschung nicht zu optimistisch sein." Die Idee des Forschungsprojekts basiert auf der Erkenntnis, dass ein Tumor abstirbt, sobald seine Stammzellen nicht mehr funktionieren. Hier kommt das hochradioaktive Isotop 32 P ins Spiel: Es hat eine Halbwertszeit von 14 Tagen und seine Reichweite der emittierten Elektronen im Körper ist so gering, dass es einen Tumor gezielt zerstören kann, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu beschädigen.

"Die Herausforderung ist, die Radioaktivität exakt zu bestimmen und zu messen. Dafür bieten wir am RUBION mit unseren Methoden und den am Netzwerk beteiligten Wissenschaftlern die idealen Voraussetzungen", so Dr. Meijer. Damit das Verfahren funktioniert, sind zunächst viele Tests nötig. Nachdem der Beschleuniger im RUBION aufgebaut wurde, laufen erste Versuche mit nicht-radioaktivem Material, ehe die Bochumer Forscher Experimente mit 32 P starten. Der Beschleuniger ist kaum drei Meter lang, macht eine scharfe Rechtskurve und beschleunigt ein Phosphor-Ion auf einem Teilstück von gerade mal 15 Zentimetern. Das reicht, um 32 P auf das Ziel - etwa den Draht - zu schießen. Der im Forschungszentrum Karlsruhe entwickelte 100 kV-Beschleuniger war dort bereits mehrere Jahre erfolgreich im Einsatz.

"Prinzipiell sind radioaktive Implantate eine seit vielen Jahren erprobte Technik in der Krebstherapie", so Meijer. "Neu an dieser Technik ist aber, dass wir dann beliebige, für die Behandlung zugeschnittene radioaktive Träger herstellen können."

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