Neue Substanz für die frühe Diagnose von Blasenkrebs erhält die europäische Marktzulassung

08.03.2005

Mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds hat ein Team der ETH Lausanne eine Molekül-Verbindung entwickelt, welche die frühzeitige Erkennung von Blasenkrebs, einer besonders aggressiven Krebsform, ermöglicht. Diese Substanz - Hexylaminolävulinat (HAL) - ist der Wirkstoff eines neuen pharmazeutischen Produkts, welches in 26 Ländern Europas die Marktzulassung erhalten hat. Dieses Produkt, durch die Firma PhotoCure ASA unter dem Namen Hexvix® verkauft, soll dazu beitragen, die Behandlung von Blasenkrebs zu optimieren und somit die Sterblichkeitsrate bei dieser Krebsart zu senken.

Der Wirkstoff, der vom Forschungsteam von Hubert van den Bergh und Georges Wagnières an der ETH Lausanne entwickelt wurde, ermöglicht eine sehr frühe und effiziente Diagnose bei Blasenkrebs. HAL wird in die Blasenhöhle gespritzt und bewirkt, dass Tumore an der Blasenwand unter violettem Licht fluoreszieren. Mittels einer endoskopischen (oder zystoskopischen) Kamera und Farbfiltern können so selbst kleinste Karzinome, die mit den bisherigen Methoden meist nicht entdeckt wurden, leicht erkannt und dann beseitigt werden.

Die Arbeiten des Forschungsteams an der ETH Lausanne, welches auf die Photodetektion und die Phototherapie von Krebs spezialisiert ist, dauern seit Anfang der 90er Jahre. Zu Beginn befasste sich das Team mit den natürlichen Molekülen, den photoaktiven Porphyrinen. Diese Moleküle haben die besondere Eigenschaft, dass sie fluoreszieren, wenn sie mit violettem Licht angestrahlt werden: Sie senden rotes Licht aus. Diese Verbindungen spielen eine sehr wichtige Rolle im Stoffwechsel des menschlichen Körpers, zum Beispiel bei der Synthese von Hämoglobin, das unter anderem für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich ist. Die photoaktiven Porphyrine sind jedoch ziemlich kurzlebig: Sobald sie auf dem Weg zum Hämoglobin ein Eisenatom aufnehmen, verlieren sie die Fähigkeit zu leuchten.

Gewisse Tumorzellen, beispielsweise jene der Blase, bilden mehr photoaktive Porphyrine. Parallel dazu ist die Aufnahme von Eisen in diesen Zellen teilweise gehemmt. Als Folge davon sammeln sich in diesen Tumorzellen photoaktive Porphyrine an, während sie in den übrigen Zellen nur ein flüchtiger Gast sind. Allerdings fluoreszieren diese Moleküle unter natürlichen Bedingungen zu schwach, um sichtbar zu werden.

Nun ist es den Forschenden gelungen, die Tumorzellen zur verstärkten Produktion von photoaktiven Porphyrinen anzuregen. Dazu lieferten sie den Zellen einen spezifischen Baustein zur Synthese dieses Moleküls im Übermass. Die hauptsächliche Herausforderung bestand hier darin, diesen Baustein so zu verändern, dass er die Membranen dieser Zellen leicht durchdringen kann. Hubert van den Bergh schlug vor, dem Baustein eine Substanz mit physikalisch-chemischen Eigenschaften anzuhängen, welche die Durchdringung der Zellmembran erleichtert und damit zu einer erhöhten Zahl von photoaktiven Porphyrinen in den Tumoren führt. Dieser chemische Eingriff erwies sich als richtig.

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