Lebende Chemiefabriken für die internationale Forschung - DSMZ stellt 1000 neue Myxobakterienstämme zur Verfügung

01.12.2004

Die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH (DSMZ) in Braunschweig hat ihr Angebot um 1000 Myxobakterienstämme erweitert. Nach jahrelanger akribischer Arbeit können diese Bakterien jetzt der internationalen Forschung zur Verfügung gestellten werden.

Naturstoffforscher sind bereits vor einigen Jahren auf diese Gruppe von Bakterien aufmerksam geworden. Bei ihrer detektivischen Suche nach neuen Heilmitteln entdeckten sie diese innovativen "Chemiefabriken", die durch ihre enorme Vielfalt an Stoffwechselprodukten hervorstechen. Prominentestes Beispiel ist das bereits in der klinischen Prüfung befindliche Epothilon. Der Anti-Tumor-Wirkstoff wird in der Krebstherapie eingesetzt.

"Die DSMZ stellt der internationalen Forschung mittlerweile insgesamt 2500 verschiedene Myxobakterienstämme zur Verfügung. Das bietet keine andere Sammlung der Welt", sagt Dr. Elke Lang, Bakterienexpertin der DSMZ und verantwortlich für die Myxobakterien-Sammlung.

Die besondere Komplexität der Myxobakterien zeigt sich auch in ihrem Verhalten. In Zeiten knapper Nahrungsressourcen oder extremer Trockenheit lagern sich einzelne Bakterien, die sich auf einem selbst produzierten Schleimfilm fortbewegen, zusammen, um so genannte Fruchtkörper auszubilden. Bei einigen Arten ragen diese Fruchtkörper wie winzige Bonsai-Bäumchen in die Höhe, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. (Bildmaterial vorhanden) Sie bestehen aus abertausenden einzelner Zellen, die über chemische Botenstoffe miteinander kommunizieren und die hochkomplexen Fruchtkörper ausbilden. Diese enthalten besonders widerstandsfähige Zellen, so genannten Sporen, die über viele Jahre widrigste Umweltbedingungen überdauern können.

Bereits im Jahr 2000 übernahm die DSMZ die ersten Myxobakterien von der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF). Die von Professor Dr. Hans Reichenbach und seinen Mitarbeitern aufgebaute Sammlung wurde im Zuge der Emeritierung Reichenbachs an die DSMZ übergeben. "Wir wollen das Erbe Reichenbachs für die Wissenschaft erhalten", so Lang.

Leider gehen interessante Sammlungsbestände, die außerhalb der DSMZ angesiedelt sind, ab und zu verloren. Das passiert zumeist dann, wenn die Personen, die für den Sammlungsaufbau verantwortlich waren, in den Ruhestand gehen.

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