Aigner: Einsatz von Antibiotika bei Tieren stark eingrenzen

10.01.2012 - Deutschland

(dpa-AFX) Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat bekräftigt, die Bestimmungen für den Medikamenteneinsatz in der Tiermast verschärfen zu wollen. "Mein Ziel ist es, den Einsatz von Antibiotika auf das zur Behandlung von Tierkrankheiten absolut notwendige Mindestmaß zu beschränken und die Befugnisse der zuständigen Kontroll- und Überwachungsbehörden der Bundesländer deutlich zu erweitern", sagte sie der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag).

Aigner forderte die Länder auf, scharf gegen Medikamentenmissbrauch in der Tiermast vorzugehen. Wo eindeutige Verstöße festgestellt würden, müssten diese "schnell und konsequent" von den Länderbehörden geahndet werden. "Wenn Antibiotika zum Beispiel illegal zur Wachstumsförderung eingesetzt werden, ist das kein Kavaliersdelikt", sagte die CSU-Politikerin.

Der Bund sorge jetzt dafür, dass die Landesbehörden ihre Überwachungsaufgaben "noch effektiver, noch schneller und unbürokratischer" erfüllen könnten. Aigner: "Jedes Gesetz ist aber immer nur so gut wie seine Kontrolle. Ich appelliere deshalb an die zuständigen Bundesländer, die Kontrollen zu verstärken."

Das Ministerium will 2012 erstmals genaue Daten über die in Deutschland ausgelieferten Tierarzneimittel veröffentlichen. Dabei werde dann deutlich, in welchen Postleitzahl-Bezirken Tierärzte die meisten Antibiotika bezogen hätten.

Die Geflügelwirtschaft warf derweil der Umweltorganisation BUND wegen einer Stichprobe zu Antibiotika in Hähnchenfleisch Panikmache vor. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) sagte der Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Thomas Janning: "Die BUND-Erhebung ist überhaupt nicht hilfreich. Im Gegenteil: Das ist pure Angstmache."

Denn die Aussagen führten nicht zu einer Versachlichung der Debatte, sondern zu einer Verunsicherung der Verbraucher. Er sei sehr enttäuscht, zumal es sich nicht um eine repräsentative Studie handele. Janning betonte aber, er nehme das Thema "außerordentlich ernst" und wolle keinesfalls verharmlosen.

Hähnchenfleisch aus dem Supermarkt ist laut Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) vielfach mit Antibiotika-resistenten Keimen belastet. In deutschen Supermärkten wurden in einer Stichprobe bei 11 von 20 untersuchten Hähnchenprodukten Antibiotika-resistente Erreger entdeckt, wie der BUND mitteilte. Analysiert wurde für die nicht- repräsentative Untersuchung Frischfleisch aus Geschäften in Berlin, Hamburg, Köln, Nürnberg und der Region Stuttgart.

Auch der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Helmut Born, sah in der Erhebung des BUND zum Einsatz von Antibiotika bei Tieren "keine wirklich neuen Erkenntnisse". Born sagte, die Menge an eingesetzten Antibiotika sei sogar rückläufig. Der BUND attackiere völlig undifferenziert die Massentierhaltung, "ohne zu definieren, was er darunter versteht".

Der agrarpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Friedrich Ostendorff, forderte dagegen in dem Blatt von Bundesagrarministerin Aigner, den Einsatz von Antibiotika "endlich auf die Einzelfallbehandlung bei einem erkrankten Tier zu beschränken".

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