Mit Präzision gegen Autoimmunerkrankungen

Konstanzer Doktorand erschließt mit seiner Forschung die Grundlagen für die Heilung von autoimmunen Erkrankungen

25.10.2011 - Deutschland

Ganz genaues Hinsehen bis in die atomare Ebene hinein, um physiologische Prozesse in den molekularen Grundlagen der Zelle zu erfassen: Die Forschung des Konstanzer Doktoranden Khalid Wasim Kalim steht beispielhaft für diesen Leitgedanken der Konstanzer Graduiertenschule Chemische Biologie. Kalim erschloss in seiner Forschungsarbeit die Grundlagen für eine mögliche Heilmethode autoimmuner Krankheiten, die mit größerer Präzision die Ursachen von Autoimmunerkrankungen aushebelt als bisherige Medikamente, daher schonender für den Organismus ist und voraussichtlich weniger Nebenwirkungen nach sich ziehen wird. Dies betrifft Krankheiten wie Arthritis und die entzündliche Darmerkrankung, aber auch Multiple Sklerose. Kalims Forschungsergebnisse wurden in der renommierten Zeitschrift Nature Medicine veröffentlicht und eine weitere Veröffentlichung ist eingereicht. Seine Grundlagenforschung dient als Basis für die Entwicklung eines zukünftigen Medikaments gegen Autoimmunerkrankungen.

Kalim ergründet in der Arbeitsgruppe des Konstanzer Immunologen Prof. Dr. Marcus Groettrup die Funktion und die Wechselwirkungen des so genannten Immunproteasoms – eines Enzymkomplexes, der für die Entstehung von Antigenen im menschlichen Körper zuständig ist und somit einen Pfeiler in der Immunabwehr des Körpers darstellt. Groettrups Arbeitsgruppe identifizierte das Immunproteasom als Regulator derjenigen Botenstoffe, die das Krankheitsbild von Autoimmunerkrankungen im menschlichen Körper hervorrufen. Eine gezielte Hemmung des Immunproteasoms verhindert somit die Entstehung von Autoimmunerkrankungen – und zwar ohne zugleich das Immunsystem so zu schwächen, wie es durch bestehende Therapiemethoden geschieht.

Kalim entwickelte und testete in seiner Arbeitsgruppe einen so genannten „Small Molecule Inhibitor“, einen Hemmstoff für das Immunproteasom. „Ich untersuchte auf molekularer Ebene, was diese autoimmunen Erkrankungen verursacht und wie der Hemmstoff mit den Prozessen der Immunabwehr interagiert“, erklärt Kalim. Er konnte nachweisen, dass der Inhibitor zu einem Rückgang des Krankheitsbildes führt – und zwar effizienter als bisherige Behandlungsmethoden. „Der große Vorteil gegenüber bestehenden Behandlungsmethoden ist, dass wir nicht das gesamte Immunsystem ‚herunterfahren’, um die Autoimmunerkrankung zu bekämpfen, sondern mit Präzision nur exakt jene Teile des Immunsystems ausschalten, die für die Krankheit verantwortlich sind“, erklärt Kalim.

Für seine Forschung am Immunproteasom wurde Prof. Dr. Marcus Groettrup mit seiner Arbeitsgruppe in diesem Jahr mit dem Janssen-Preis für Grundlagenforschung ausgezeichnet. Die bestehenden Ergebnisse sind ein Ausgangspunkt für eine vertiefte Erforschung der biologischen Mechanismen des Immunproteasoms. Mit Blick auf die künftige Forschung bekräftigt auch der Doktorand Kalim: „Was wir derzeit sehen, sind die Effekte des Immunproteasoms auf die Immunreaktion. Die tiefergehenden Mechanismen dahinter müssen noch eingehender erforscht werden.“

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