Boxer haben erhöhtes Demenz-Risiko

12.04.2011 - Deutschland

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) warnt gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (DGKJP) vor den Auswirkungen des Boxens auf die Gehirne der Sportler. Boxen habe in den letzten Jahren stark an Akzeptanz und Popularität gewonnen und dabei scheinen medizinische und ethische Bedenken weitgehend in den Hintergrund zu treten. Boxdarbietungen seien gewaltverherrlichend, lieferten prekäre Vorbilder und suggerierten, dass die Kämpfer allenfalls kontrollierbaren und kurz dauernden Risiken ausgesetzt sind, heißt es in einer nun veröffentlichten Stellungnahme.

Dabei kommen etwa zehn Boxer im Jahr durch den Sport ums Leben. Bei jedem fünften Boxkampf tragen die Sportler erhebliche Verletzungen im Bereich von Gesicht, Körper und Extremitäten davon. Auch die geistige Leistungsfähigkeit ist noch Wochen nach dem Kampf nachweisbar beeinträchtigt. Das Risiko an einer sogenannten Boxerdemenz zu erkranken, steigt nach Angaben der Fachgesellschaften mit der Zahl der Kämpfe, der Knock-Outs, dem Alter des Boxers und seinen „Nehmerqualitäten“ sowie dem Vorliegen von genetischen Risikofaktoren. Bei einer Boxerdemenz treten ähnliche Symptome auf wie bei der Alzheimer-Krankheit. Bislang waren die gesundheitlichen Risiken im Amateurboxen aufgrund von umfangreichen Schutzmaßnahmen geringer, die nun aber aufgehoben werden sollen. Damit soll die Attraktivität der Boxkämpfe für den Zuschauer gesteigert werden.

Die medizinischen Fachgesellschaften sprechen sich in ihrer Stellungnahme dafür aus, die Schutzmaßnahmen im Amateurbereich beizubehalten und auch im Profi-Bereich einzuführen. Weiter sollten die Sportler halbjährlich einer umfangreichen medizinischen Untersuchung zur Früherkennung der Alzheimer-Demenz unterzogen werden. Zudem fordern die Fachgesellschaften eine Überprüfung, inwiefern öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten durch die Ausstrahlung  gewaltverherrlichender Praktiken ihrem Sendeauftrag gerecht werden. Außerdem sei eine gesellschaftliche Debatte notwendig, ob gezielte Körperverletzung als sportlich vorbildlich dargestellt und von Strafe frei gestellt werden darf.

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