Sorge wegen Resistenzen: Antibiotika in China leicht zu bekommen

15.01.2020 - China

(dpa) Antibiotika sind in chinesischen Apotheken vielfach noch immer ohne ärztliche Verschreibung erhältlich, obwohl die Regierung eigentlich ihren Missbrauch eindämmen will. Nach einer im Fachjournal «Antimicrobial Resistance and Infection Control» vorgestellten Erhebung konnten Antibiotika vor gut einem Jahr noch in mehr als 80 Prozent von gut 1100 einbezogenen Apotheken ohne Rezept gekauft werden.

Ein Viertel dieser Apotheken gaben schon Antibiotika heraus, wenn nur milde Symptome einer Atemwegserkrankung beschrieben wurden. Gut die Hälfte verkaufte sie, wenn ausdrücklich danach gefragt wurde. Eigentlich hatte China auf dem Gipfel der großen Wirtschaftsmächte (G20) 2016 in Hangzhou einem Plan gegen die Ausbreitung von antimikrobiellen Resistenzen zugestimmt. Antibiotika sollten demnach in Chinas Apotheken bis 2020 nur noch auf Rezept erhältlich sein.

Von einer Antibiotikaresistenz sprechen Experten, wenn Bakterien immun gegen Wirkstoffe werden, durch die sie zuvor zuverlässig abgetötet werden konnten. Eine zu häufige Verabreichung von Antibiotika an Menschen und Nutztiere gilt als eine der Ursachen für die weltweit beobachtete Zunahme solcher Resistenzen.

Antibiotika werden in China gerne genommen, obwohl ihr übermäßiger Einsatz weltweit schon lange kritisiert wird. Häufig wird ohne Not ein Antibiotikum eingesetzt, etwa bei einer Erkältung, die nicht auf Bakterien, sondern Viren zurückgeht. Gegen diese wirken Antibiotika gar nicht - und in 90 Prozent der Fälle sind Viren Ursache einer Erkältung.

Für die Erhebung in 13 Provinzen hatten 40 Medizinstudenten im Jahr 2017 bis Ende September einige Wochen lang Apotheken aufgesucht und sich als Kunden ausgegeben.

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