Verbindung gegen Krebs: Berliner Start-up erhält Leibniz-Gründerpreis 2018

20.03.2018 - Deutschland

Das gemeinsame Gründungsvorhaben Tubulis Technologies des Berliner Leibniz-Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ist mit dem Gründerpreis der Leibniz-Gemeinschaft 2018 ausgezeichnet worden. Die Gründer wollen mit zielgerichteten Wirkstoffen die Nebenwirkungen von Chemotherapien reduzieren. Der Preis ist mit 50.000 Euro für die weitere Entwicklung des Unternehmenskonzepts dotiert.

Peter Himsel/Leibniz-Gemeinschaft

Leibniz-Gründerpreises 2018: Die Preisträger Jonas Helma-Smets, Christian Hackenberger und Dominik Schumacher, (v.li.) mit Leibniz-Präsident Matthias Kleiner (re.) und Generalsekretärin Bettina Böhm.

Tubulis Technologies hat einzigartige Technologien zur Funktionalisierung von Proteinen für die Herstellung besonders stabiler Antikörper-Wirkstoff-Verbindungen (Antibody Drug Conjugates, ADCs) entwickelt. Dabei wird ein chemotherapeutisches Medikament durch eine feste Kopplung (Konjugat) an einem Antikörper zielgerichtet an Krebszellen abgegeben. Im Vergleich zur klassischen Chemotherapie minimieren sich so die unerwünschten Nebenwirkungen im gesunden Gewebe. Bisherige ADCs bleiben bislang hinter den Erwartungen zurück, da durch das unkontrollierte Anheften des Wirkstoffs die Eigenschaften der Antikörper negativ beeinflusst werden. Der Ansatz von Tubulis Technologies soll dieses Problem nun lösen.

Das Geschäftsmodell von Tubulis Technologies sieht vor, in gemeinsamen Entwicklungen und Lizenzverträgen mit Kunden aus dem Pharma- und Biotech-Bereich effiziente und zielgerichtete Wirkstoffe zu liefern, indem Wirkstoffe und Antikörper mit einer Art molekularem Superkleber verbunden werden. Auch die Entwicklung eigener Antikörper für die Vermarktung als ADCs ist geplant.

Aktuell wird das Vorhaben mit dem EXIST-Forschungstransfer-Programm des Bundeswirtschaftsministeriums, dem m4-Award des bayerischen Wirtschaftsministeriums sowie dem Leibniz-Wettbewerb der Leibniz Gemeinschaft gefördert. Mit dieser Hilfe sollen die Verfahren von Tubulis Technologies im Tiermodell auf Wirksamkeit überprüft sowie eigene proprietäre ADCs auf den Weg gebracht werden.

Die operativen Geschäfte von Tubulis Technologies führen der Wirtschaftschemiker Dr. Dominik Schumacher vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie und der gründungserfahrene Biologe Dr. Jonas Helma-Smets von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als Mitgründer und Miterfinder fungieren Prof. Christian Hackenberger (FMP) und Prof. Heinrich Leonhardt (LMU), deren gemeinsames interdisziplinäres Forschungsprojekt im Schwerpunktprogramm 1623 „Chemoselektive Reaktionen für die Synthese und Anwendung funktionaler Proteine“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Grundstein für das Gründungsvorhaben gelegt hat.

Für die weitere Unternehmensentwicklung ist noch in diesem Jahr die Gründung einer GmbH geplant, die nach weiteren Validierungen und Laborinvestitionen zügig ein ADC-Pilotprojekt und anschließende erste Kooperationsprojekte mit Industriepartnern anstrebt.

Für Leibniz-Präsident Matthias Kleiner besticht das ausgezeichnete Vorhaben vor allem durch seine gesellschaftliche Relevanz: „Krebs ist nicht nur als zweithäufigste Todesursache in Deutschland, sondern auch wegen der oft gravierenden Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei vielen Menschen mit großen Ängsten verbunden. Tubulis Technologies macht Hoffnung auf eine effektive Behandlung mit vergleichsweise geringen Nebenwirkungen. Ich hoffe, dass der Leibniz-Gründerpreis dazu beitragen kann, dieses vielversprechende Vorhaben aus einer Kooperation von Leibniz-Institut und Universität erfolgreich weiterzuentwickeln, damit es am Ende den Patientinnen und Patienten zugutekommt.“

Für den Leibniz-Gründerpreis 2018 waren neben Tubulis Technologies sieben weitere hervorragende Gründungsprojekte aus Leibniz-Instituten nominiert:

  • „BeamXpertDESIGNER“, ein 3D-Optiksimulationsprogramm für das Design optischer Laserstrahlführungssysteme vom Ferdinand-Braun-Institut Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik in Berlin
  • „MSim Microelectronic Simulations“ vom Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik in Berlin mit Simulations-Produkten für Hersteller von Halbleiter-Bauelementen
  • „Photonscore GmbH“ vom Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg mit einem ultra-empfindlichen Kamerasystem für die Mikroskopie im Life-Science-Bereich
  • „Phytoprove“ von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main zur nicht-invasiven Bestimmung von Leistungsfähigkeit und Gesundheitszustand bei grünen Pflanzen
  • „Science Media Network GmbH“ vom Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg mit einer Open-Access-Plattform für wissenschaftliche Arbeiten aller Art wie Videos, Präsentationen, Poster und Publikationen
  • „Trionplas Technologies GmbH“ vom Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung in Leipzig mit der Herstellung individueller, hochpräziser optischer Oberflächen mittels plasmagestützter Verfahren
  • VRIKS vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin mit cloudbasierten Videobib

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