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Pfeiffer-Drüsenfieber



Klassifikation nach ICD-10
B27.- Infektiöse Mononukleose
B27.0 Mononukleose durch Gamma-Herpesviren
B27.1 Mononukleose durch Zytomegalieviren
B27.8 Sonstige infektiöse Mononukleose
B27.9 Infektiöse Mononukleose, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Das Pfeiffer-Drüsenfieber, auch Pfeiffer'sches Drüsenfieber, infektiöse Mononukleose, Mononucleosis infectiosa, Monozytenangina oder Kusskrankheit (engl.: (Student's) Kissing Disease) genannt, ist eine häufige Viruserkrankung, die durch das Epstein-Barr-Virus hervorgerufen wird, die Lymphknoten befällt, aber auch Leber, Milz und Herz einschließen kann. Am häufigsten sind ältere Kinder und junge Erwachsene von der Krankheit betroffen. Bei Kindern unter zehn Jahren verläuft die Erkrankung in der Regel ohne Symptome. Bei Erwachsenen treten meist grippeähnliche Krankheitsanzeichen und nur selten Komplikationen auf. Schätzungsweise 95 % der Menschen infizieren sich bis zum 30. Lebensjahr, wodurch sich Antikörper gegen das Virus bilden. In der Regel tritt die Krankheit im Leben eines Menschen nur einmal auf. Allerdings sind wiederholte Infektionen (Reinfektionen) wie bei allen Herpesviren möglich. Langgezogene Krankheitsverläufe, die sich in abgeschwächter Form mitunter über Monate und Jahre erstrecken, sind selten. Der Name geht auf den Kinderarzt Emil Pfeiffer (1846–1921) zurück.

Inhaltsverzeichnis

Erreger

 

Der Krankheitsverursacher ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein behülltes, doppelsträngiges DNA-Virus (dsDNA). Dieses Virus ist ein Gamma-Herpes-Virus und zur Familie Herpetoviridae gehörend.

Die Tatsache, dass bei nicht erheblich vorgeschädigten Menschen und bei nicht erfolgter Doppelinfektion oder Sekundärinfektion (siehe auch Infektion) das Pfeiffersche Drüsenfieber nur extrem selten einen tödlichen Verlauf nimmt, zeigt zum einen, dass die krankheitsauslösenden Viren sehr stark an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind. Die Schädigung seines Reservoirwirts ist für ein Virus kein vorteilhafter Effekt, da es zur eigenen Vermehrung auf diesen angewiesen ist. Die dennoch von diesem Virus beim Reservoirwirt ausgelösten Erkrankungen sind letztlich nur Nebeneffekte der Infektion. Zum anderen wird dadurch auch deutlich, dass sich der Mensch ebenfalls im Verlaufe vieler Generationen an dieses Virus anpassen konnte.

Das EBV hat wie auch andere Vertreter dieser Virusfamilie zwei Entwicklungsphasen. Die erste lytische Phase dient der Produktion und Freisetzung der Viren sowie deren Ausbreitung. In der anschließenden latenten Phase erreicht das Virus einen Ruhezustand, in dem es sich der immunologischen Kontrolle weitgehend entzieht. Auf diese Weise entsteht im infizierten Wirt ein Reservoir, das nach einer Reaktivierung eine Produktion und Freisetzung von infektiösen Viruspartikeln wieder aufnehmen kann. [1]

Übertragung

Der Erreger wird vor allem über den Speichel übertragen. Als weitere Übertragungswege sind Tröpfcheninfektion und Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion nachgewiesen. [2] [3] [4] Besonders unter jugendlichen Pärchen erfolgt die Übertragung sehr oft von Mund zu Mund, weshalb die Krankheit im Volksmund oft auch als "Kusskrankheit", "Studentenkrankheit" oder "Studentenfieber", engl. "Kissing Disease" oder auch "Honeymoon Disease", bezeichnet wird.

Der Erreger infiziert anfänglich die Epithelzellen von Nase, Mund und Rachen sowie eine Gruppe der weißen Blutkörperchen, B-Lymphozyten, in diesem Bereich. Bei etwa 95 % aller deutschen Erwachsenen sind EBV-Antikörper nachweisbar, sie haben sich also im Verlauf ihres Lebens mit dem EB-Virus infiziert.

Nach einer Infektion verbleibt der Erreger – wie alle Herpes-Viren – lebenslang im menschlichen Körper und persistiert latent in Gedächtnis-B-Lymphozyten. Um einer Gegenreaktion des Immunsystems zu entkommen, werden in dieser latenten Infektionsphase nur zehn der fast 100 viralen Gene exprimiert, was dem Virus eine vom Immunsystem weitgehend unerkannte Resistenz ermöglicht. [5]

Auch noch einige Wochen nach Beendigung der Krankheitssymptome ist das Virus über den Speichel an nichtimmune Personen übertragbar. Außerdem kommt es nach der Ausheilung der Erkrankung immer wieder zu Reaktivierungen der persistierenden Viruserkrankung. Von diesen bemerkt der Betroffene in der Regel nichts, er scheidet dann aber wieder Viren im Speichel aus. Solche Reaktivierungen sind auch im Blut nachweisbar (u. a. durch Anstieg der IgG-Antikörper gegen das Virus-Capsid-Antigen VCA und durch EBV-PCR).

Diagnose

  Das Pfeiffersche Drüsenfieber wird häufig nicht diagnostiziert. Bei extremer Müdigkeit und Schwächegefühl ist deshalb immer auch an eine kürzliche Epstein-Barr-Infektion zu denken. Eine eindeutige Diagnose erfolgt durch den Nachweis von Epstein-Barr-Virus-Antikörpern und häufig auch einer auffälligen Erhöhung der Leukozytenzahl (Leukozytose) zwischen 10.000 und 25.000 pro mm³ mit 60 bis 80 % lymphoiden (mononukleären) Zellen, davon ein Teil atypische Lymphozyten. Die Leberwerte sind in vielen Fällen erhöht. Serologisch sind richtungsweisend

  • Nachweis heterophiler Antikörper in der Paul-Bunnell-Reaktion oder daraus abgeleiteten Tests
  • IgM-Antikörper gegen Early Antigen (EA) und/oder
  • IgM-Antikörper gegen Viral Capsid Antigen (VCA) bei negativen EBNA-1(Epstein-Barr Nuclear Antigen-1)-IgG.

Hohe Konzentrationen von EBNA-1-IgG schließen dagegen eine frische Infektion praktisch aus, da diese Antikörper erst im Laufe von mehreren Wochen bis Monaten nach Auftreten der Symptome vom Immunsystem produziert werden.

Differentialdiagnose

Differentialdiagnostisch ist eine Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV) oder mit dem HI-Virus abzuklären. Zu Beginn der Erkrankung steht häufig eine Rachenentzündung im Vordergrund, die von einer eitrigen Angina, z. B. durch Streptokokken der Gruppe A, abgegrenzt werden muss. Bei den häufig vorkommenden Lymphknotenschwellungen muss neben anderen Infektionskrankheiten (z. B. Toxoplasmose, Katzenkratzkrankheit, Tuberkulose) auch an eine Autoimmunerkrankung und an eine bösartige Erkrankung wie beispielsweise malignes Lymphom gedacht werden.

Krankheitsverlauf / Symptome

Die Epstein-Barr-Infektion ist zwar häufig sehr kräftezehrend, verläuft aber in der Regel ohne Komplikationen. Latente, wiederkehrende oder chronische Verläufe sind selten. Allerdings gilt die Infektion auch in diesen Fällen als ungefährlich.

Die Rolle des Immunsystems

Gerade bei Infektionen mit Krankheitserregern, die schon an den Menschen als ihren Reservoirwirt stark angepasst sind – wie es bei den Epstein-Barr-Viren der Fall ist – spielt auch der Zustand des Immunsystems des betroffenen Organismus eine wichtige Rolle.

Ob nach einer solchen Infektion tatsächlich eine Erkrankung auftritt, hängt von der Menge und Virulenz der Erreger und vom Zustand des Immunsystems der betroffenen Person ab. Die Beobachtung, dass beim Pfeifferschen Drüsenfieber keineswegs alle Kontaktpersonen ebenfalls erkranken, hat verschiedene Ursachen. So kann bereits eine Immunität bestehen, die Virendosis oder -virulenz für einen Krankheitsausbruch zu gering sein oder das Immunsystem in der Lage sein, trotz Infektion Krankheitssymptome zu verhindern [apparente Infektion oder stille Feiung (Immunisierung ohne Impfung oder Erkrankung)]. Besonders bei einem intakten und abwehrstarken Immunsystem und geringer Erregerdosis kann die Erkrankung entweder überhaupt nicht ausbrechen oder einen weniger schweren Verlauf nehmen.

Gewöhnlicher Verlauf

Die Inkubationszeit beträgt bei Kindern 7 bis 30 Tage. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist sie mit 4 bis 7 Wochen schon deutlich länger.

Nach einer Primärinfektion beginnt die Krankheit häufig mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber (38–39 °C), Gliederschmerzen, Leibschmerzen und starker Müdigkeit. Zusätzlich schwellen die Lymphknoten der Erkrankten an Hals, Nacken, selten auch unter den Achseln und an den Leisten an (Lymphadenopathie). Bei vielen der Betroffenen bildet sich außerdem eine Halsentzündung bzw. Mandelentzündung (Angina tonsillaris), bei der ein eher schmutziggrauer statt weißer Belag auf den Mandeln entsteht, der nicht auf die Umgebung der Mandeln (Tonsillen) übergreift. Ziemlich auffällig ist daher bei vielen Patienten ein fauliger Mundgeruch (Foetor ex ore). Bei vielen Patienten kommt Nachtschweiß als weiteres Symptom hinzu, dem durch unmittelbaren Wäschewechsel begegnet werden muss, da sonst zusätzlich Erkältungssymptome hervorgerufen oder verstärkt werden können. Die Krankheit dauert in der Regel wenige Tage bis 2 Wochen.

Ungewöhnlicher Verlauf

Asymptomatische Verläufe sind besonders bei kleinen Kindern möglich.

Außerdem kann diese Erkrankung auch chronisch verlaufen. Die Betroffenen leiden dann monate- oder jahrelang unter Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, depressiven Verstimmungen, Gefühlen von Antriebsschwäche und chronischen Lymphknotenschwellungen, insgesamt also einem starken Krankheitsgefühl ähnlich dem beim Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS).

Zudem ist bei einer Schwächung des Immunsystems ein erneutes Aktivwerden (Reaktivierung) des Epstein-Barr-Virus – wie bei allen Herpes-Viren – immer wieder möglich, wobei allerdings dann in diesen Fällen die Erkrankung in abgeschwächter Form verläuft. [6]

Komplikationen

In etwa 10 % der Fälle kommt es im Krankheitsverlauf zu einer Infektion der Mandeln mit Streptokokken-Bakterien. Noch seltenere Komplikationen sind Gehirnentzündung (Enzephalitis), infektiöse Blutarmut (autoimmunhämolytische Anämie), Blutplättchenarmut (Thrombozytopenie), starke Verminderung der Granulozyten (Agranulozytose), Leberschwellung (Hepatomegalie) oder Milzschwellung (Splenomegalie), Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Nierenentzündung (Nephritis) und Gelbsucht (Ikterus). Beim Auftreten dieser Symptome kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden.

Da wie beschrieben gegebenenfalls auch die Milz anschwellen kann, sollte besonders nach Ausbrechen der Krankheit körperliche Anstrengung vermieden werden, da die Gefahr eines Milzrisses besteht.

Bei Kindern mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten kann diese Erkrankung einen besonders schweren oder sogar letalen Verlauf nehmen.

Es wird vermutet, dass das Epstein-Barr-Virus bei der Entstehung des Chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS), seltenen Tumoren des Rachenraumes, seltenen Lymphomen sowie Multipler Sklerose eine Rolle spielen könnte. Bewiesen oder eindeutig belegt ist dies jedoch bis heute nicht.

Es gibt viele Gerüchte über das Pfeiffersche Drüsenfieber, die wenigsten entsprechen jedoch der Wahrheit. So erzeugt diese Erkrankung zum Beispiel keine Impotenz.

Therapie

Ein spezielles Präparat gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber gibt es bisher nicht. Bei Fieber ist es zum Flüssigkeitsausgleich notwendig, viel zu trinken und wenn angebracht auch fiebersenkende Medikamente zu nehmen. Außerdem sollte sich der Patient unbedingt genügend ausruhen.

In ca. 10 % der Fälle kommt es außerdem zu einem bakteriellen Infekt, der gegebenenfalls mit Antibiotika behandelt werden muss. Nicht nur aus diesem Grund sollte man bei dieser Erkrankung unbedingt einen Arzt konsultieren. Allerdings muss der Arzt darauf achten, dass bestimmte Antibiotika bei einer akuten EBV-Infektion schwere Hautausschläge mit Juckreizen am ganzen Körper verursachen können. Mehrere Quellen weisen ausdrücklich darauf hin, dass insbesondere die Breitbandantibiotika Ampicillin und Amoxicillin nicht für eine Therapie benutzt werden sollten, da dies in bis zu 90 % der Fälle zur Bildung des beschriebenen Hautausschlags (so genanntes Ampicillinexanthem) und Juckreizes führt. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine Allergie, so dass bei späteren Antibiotikatherapien weiterhin Penicillin und seine Derivate (u.a. Ampicillin) verwendet werden können.

Postinfektiöse Immunität

Da sich im Rahmen der Infektion Antikörper gegen das Virus bilden, besteht nach der ersten Infektion in der Regel eine lebenslange Immunität. Die Bedingungen, unter denen eine Reinfektion oder Reaktivierung stattfindet, ebenso die Häufigkeit des Auftretens solcher erneuten oder länger anhaltenden Erkrankungen, sind bislang nicht umfassend wissenschaftlich untersucht.

Vorbeugung

Vorbeugen kann man nur, indem man Kontakt zu erkrankten Personen meidet, da es bisher keinen Impfstoff gibt.

Ein gesundes und gestärktes Immunsystem kann jedem Menschen dabei helfen, diverse Krankheitserreger und damit auch die des Pfeifferschen Drüsenfiebers besser zu bekämpfen und manchmal auch einen Krankheitsausbruch zu verhindern oder Krankheitssymptome zu mildern, beziehungsweise den Krankheitsverlauf zu verkürzen. Alle Maßnahmen wie beispielsweise gesunde, ausgeglichene Ernährung inklusive aller für den Organismus notwendigen Stoffe wie beispielsweise Mineralstoffe und Vitamine, ausreichend Schlaf, möglichst stressfreier Tagesablauf, regelmäßige Bewegung oder gar sportliches Ausdauertraining und regelmäßige Abhärtung durch Kneippsche Güsse und Saunieren können daher als Vorbeugemaßnahmen im weitesten Sinne angesehen werden.

Einzelnachweise

  1. http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2004/0113/pdf/dsc.pdf S.85
  2. http://www.vu-wien.ac.at/i123/SPEZVIR/EBV.HTML Pfeiffersche Druesenfieber
  3. http://www.medhost.de/gesundheit-lexikon/pfeiffer-druesenfieber.html
  4. http://www.aok.de/bund/tools/medicity/diagnose.php?icd=573
  5. http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2004/0113/pdf/dsc.pdf S.85
  6. http://www.contractrelax.de/db/news/druesenfieber.xhtml Absatz "Therapie schwierig" Ende
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