Mit Platin gegen Krebs

25.07.2007
Im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Netzwerks "COST" (European Cooperation in the field of Scientific and Technical Research) haben sich Chemiker zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, um gemeinsam neue Medikamente auf der Basis von Platin-Verbindungen entwickeln, die das Tumorwachstum stoppen. Prof. Dr. Wolfgang Weigand von der Friedrich-Schiller-Universität Jena koordiniert die Gruppe "Platinum-based metallo-Drugs; beyond Cisplatin and its Analogues" in den kommenden drei Jahren und erläutert, warum gerade das Metall Platin dem Krebs Einhalt gebieten kann. "Bestimmte Platinverbindungen (z. B. Cisplatin) lagern sich an die Moleküle der Erbsubstanz DNA ein und verhindern so, dass diese bei der Zellteilung korrekt ,gelesen' werden", so der Professor für Anorganische Chemie. Dadurch kommt die Zellteilung insgesamt zum Erliegen, wovon besonders die sich sehr schnell teilenden Tumorzellen betroffen sind. Seit der zufälligen Entdeckung ihrer Wirkung Ende der 1960er Jahre, sind Platin-haltige Medikamente in der Krebstherapie im Einsatz. Doch die gängigen Präparate verursachen teilweise schwere Nebenwirkungen wie etwa Nieren- oder Nervenschäden. "Die Nebenwirkungen beruhen u. a. darauf, dass die Medikamente nicht nur die DNA in den Tumorzellen unbrauchbar machen, sondern auch mit anderen körpereigenen Substanzen interagieren", weiß Prof. Weigand, der kürzlich auch als ordentliches Mitglied in die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt aufgenommen wurde. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Slowenien, Spanien, den Niederlanden, Italien, Österreich und der Schweiz plant der Chemiker von der Jenaer Universität, eine neue Generation von Platin-Wirkstoffen zu entwickeln, die sehr spezifisch nur in den Tumorzellen wirkt. "Dazu analysieren wir die Wechselwirkung verschiedener neuer Platin-Verbindungen mit Eiweißen und anderen körpereigenen Substanzen, um gezielt die Verbindungen auszuwählen, die sehr effizient DNA blockieren und dabei möglichst wenig Nebenwirkungen zeigen", umreißt Weigand die Strategie.

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