Viel versprechender Angriff auf den Lebertumor

16.09.2005

Lebertumoren zählen zu den größten Problemen in der Krebsmedizin. Meist sind sie bei den ersten Symptomen schon so groß, dass gängige Therapien wie eine Operation, die Zerstörung mit Hitze oder eine Transplantation nicht mehr in Frage kommen. Selbst die konventionelle Chemotherapie bleibt oft erfolglos. Nun eröffnen die Ergebnisse von Dr. Marion Ganslmayer womöglich eine neue Chance.

Bei Ratten verkleinerte eine kombinierte Behandlung mit mehreren Medikamenten die Tumoren drastisch. Die Arbeiten der Ärztin von der Universität Erlangen-Nürnberg hat die Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung mit einem Graduierten-Stipendium in Höhe von 8.000 Euro ausgezeichnet.

Erste Versuche anderer Forschergruppen deuteten bereits an, dass Retinsäure - ein oft gegen Hauterkrankungen wie Akne oder Schuppenflechte eingesetztes Mittel - Rückfälle verhindern kann, nachdem Lebertumoren entfernt wurden. Ein anderer Ansatz hingegen war weniger erfolgreich. Das vor allem bei bestimmten Brustkrebs-Formen eingesetzte Tamoxifen erfüllte die anfänglichen Hoffnungen nicht.

Vielleicht, so die Überlegungen der Erlanger Forschergruppe um Marion Ganslmayer, könnten beide Substanzen zusammen besser wirken. Denn es gibt in der Medizin diverse Beispiele, wo Medikamenten-Kombinationen effektiver sind als Einzeltherapien. "Die Tumoren der behandelten Ratten schrumpften", erklärt die junge Ärztin. Der Zweifach-Attacke folgte alsbald ein Vierfach-Angriff. Aus einem Dutzend getesteter Präparate, die die Blutversorgung von Tumoren abschneiden sollen, haben die Forscher einen ausgewählt. Diesen "Angiogenese-Hemmer" fügten die Mediziner ebenso hinzu wie ein Medikament, das die Vermehrung der Krebszellen über einen ebenfalls neuen Mechanismus blockiert. Der Cocktail der Substanzen wirkte bemerkenswert: Die Tumoren mit rund fünf Zentimeter Durchmesser waren binnen weniger Wochen nur noch drei bis vier Millimeter klein; einige verschwanden völlig. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Therapie hat die Stipendiatin kaum Nebenwirkungen bei den behandelten Ratten festgestellt. Was jetzt noch fehlt, sind weitere Daten - beispielsweise mit menschlichen Lebertumoren, die unter die Haut der Tiere verpflanzt werden. Zudem will die Ärztin die jeweiligen Tumoren vorab molekularbiologisch analysieren, um entscheiden zu können, welche Medikamentenkombination am viel versprechendsten ist.

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