Deutsche Biotech-Regionen starten Initiative: Neues Programm zur Gründungs-Finanzierung
Vertreter führender deutscher Biotech-Regionen vereinbaren erste Schritte
zur Zusammenarbeit und entwickeln Gründungsprogramm / "Blockade des
Vertreter führender deutscher Biotech-Regionen vereinbaren erste Schritte
zur Zusammenarbeit und entwickeln Gründungsprogramm / "Blockade des
Innovationsprozesses durchbrechen"/ "Nationale Aufgaben nur mit nationalen
Anstrengungen lösbar"
Das Wachstum der deutschen
Biotechnologie ist ins Stocken geraten: Die private Finanzierung, besonders
in der Gründungsphase, ist rückläufig - für frühe Unternehmensphasen steht
kaum Kapital zur Verfügung. Unternehmen werden voreilig oder ohne
ausreichende Finanzierung gegründet und scheitern deshalb, obwohl die Idee
tragfähig ist. Diese Probleme betreffen alle deutschen Bioregionen und sind
nur mit einer gemeinsamen Anstrengung zu lösen. Anfang März trafen sich
deshalb erstmals Vertreter aus 17 Regionen. In der
Bio City Leipzig
vereinbarten sie einen Aktionsplan, um die Innovationsblockade zu
durchbrechen.
Neues Finanzierungs- und Förderprogramm - Unterstützung des
Bundesforschungsministeriums angestrebt
"Privates Kapital und Fördermittel für die Gründungsphase von
Biotech-Unternehmen sind äußerst knapp geworden. Damit werden Start-ups
bereits zum Scheitern verurteilt, bevor sie sich beweisen können", so Prof.
Dr. Horst Domdey, Vorstand der BioM AG München-Martinsried. "Wir benötigen
in
Deutschland ein neues Finanzierungskonzept für Existenzgründungen. Mit
einem Pre-Seed-Incubation-Programm könnten innovative biotechnologische
Forschungsprojekte mit hohem Marktpotenzial bis zu einer Phase geführt
werden, in der sie für privates Kapital interessant sind. In den Bioparks
sind dafür exzellente Bedingungen vorhanden. Außerdem wird ein Fonds
benötigt, der speziell für die frühen Phasen eine erste Finanzierung
ermöglicht."
Das Programm soll die Ressourcen und Finanzierungsmittel der
Technologietransfer-Einrichtungen der Universitäten und
Forschungseinrichtungen mit den Möglichkeiten der Biotech-
Inkubatoren
zusammenbringen. Fördermittel des Bundes sollen in das Programm fließen. Je
Projekt wäre ein Investment von bis zu 1 Mio. Euro geplant. Insgesamt
müssten damit schätzungsweise bis zu 30 Mio. Euro Jahr aufgewendet werden -
Folgefinanzierungen inklusive. In den nächsten Wochen werden die
Bioregionen ihr Modell dem Bundesforschungsministerium (BMBF) vorstellen,
mit dem Ziel, ein entsprechendes Förderkonzept des Bundes zu stimulieren.
Die anderen Biotech-Förderprogramme des BMBF würden damit sinnvoll ergänzt.
Forschungsergebnisse professionell und schnell kommerzialisieren
"Die Bioregionen und Technologietransfer-Gesellschaften sind bisher nur in
den jeweiligen Städten und Regionen aktiv. Wenn wir jetzt unsere Kräfte auf
nationaler Ebene bündeln und Best-practice-Modelle einführen, können wir
der Biotechnologie entscheidende Wachstumsimpulse geben", sagt
Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Bio City Leipzig. "Nach
Identifizierung förderfähiger Forschungsprojekte führen wir sie bis zu
einer Phase, in der sie für die Unternehmensgründung fit sind. Damit
bringen wir Forschungsergebnisse schneller und Erfolg versprechender auf
den Markt." Die
Beratung durch Finanzierungs- und Biotech-Experten, die
Vermittlung unternehmerischen Know-hows an die Wissenschaftler, die
Begleitung bei der Bewerbung um Risikokapital sowie Fördermittel - das ist
der Kern des neuen Programms. Angesiedelt werden können die Teams entweder
in den Technologietransferstellen der Universitäten oder den Inkubatoren.
Besonders günstige Konditionen, ausgestattete Labors und umfangreicher
Service werden ebenfalls an den Biotech-Inkubatoren geboten, die in ganz
Deutschland aufgebaut wurden. Eine Evaluierung nach 12 bis 18 Monaten
ermittelt die Projekte, die fit zur Unternehmensgründung sind. So könnten
bis zu 50 Prozent der Projekte in nachhaltig erfolgreiche Firmen überführt
werden. "Oft werden Start-ups ohne unternehmerische Erfahrung auf den Weg
gebracht oder es wird zuviel Zeit mit der Suche nach Kapital und
Kooperationen verschenkt", so Tobaben. "Unser Programm kann hier schnell
Abhilfe schaffen."
Deutsche Biotechnologie international profilieren
Die Frage, wie Deutschland in der internationalen Biotech-Branche mehr
Profil gewinnen kann, bewegt alle Bioregionen gleichermaßen. Im globalen
Maßstab müssen alle Biotech-Regionen ihre Kräfte bündeln, um der
Biotechnologie in Deutschland mehr Präsenz im weltweiten Wettbewerb zu
verschaffen. Die Wirtschaftsverbände schaffen das nicht, da hier Forschung
und Wissenschaft, Regionen und Initiativen nicht vertreten sind. "Vor allem
brauchen wir eine klare Botschaft: Wohin entwickelt sich die deutsche
Biotechnologie, wo liegen ihre Stärken, welches Konzept steckt dahinter?"
so Dr. Ann De Beuckelaer, Direktorin von
biosaxony aus Sachsen: "Auch um
wieder mehr Dynamik bei Gründungen in der Biotechnologie zu erzeugen,
brauchen wir Kooperation und den Erfahrungsaustausch der Bioregionen. Das
Treffen in der Bio City Leipzig ist ein gelungener Start. Ende April werden
wir die Details festzurren und ein Gremium wählen, welches die Initiative
in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik vertritt. Eine
Institutionalisierung, etwa in Form eines Verbandes oder einer
Geschäftsstelle, ist nicht vorgesehen."
Am Treffen in der Bio City Leipzig nahmen auch Vertreter aus
Baden-Württemberg, Bayern, Berlin-Brandenburg, Hamburg,
Mecklenburg-Vorpommern, München, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen teil. Initiiert wurde diese
Veranstaltung durch biosaxony und die BioM AG, die für den Cluster
München-Martinsried verantwortlich ist. Ziel der Initiative ist es,
Perspektiven und Risiken der deutschen Biotechnologie zu diskutieren und
Lösungsvorschläge zu erarbeiten.