Deutsche Biotech-Regionen starten Initiative: Neues Programm zur Gründungs-Finanzierung

22.03.2004
Deutsche Biotech-Regionen starten Initiative: Neues Programm zur Gründungs-Finanzierung Vertreter führender deutscher Biotech-Regionen vereinbaren erste Schritte zur Zusammenarbeit und entwickeln Gründungsprogramm / "Blockade des Vertreter führender deutscher Biotech-Regionen vereinbaren erste Schritte zur Zusammenarbeit und entwickeln Gründungsprogramm / "Blockade des Innovationsprozesses durchbrechen"/ "Nationale Aufgaben nur mit nationalen Anstrengungen lösbar" Das Wachstum der deutschen Biotechnologie ist ins Stocken geraten: Die private Finanzierung, besonders in der Gründungsphase, ist rückläufig - für frühe Unternehmensphasen steht kaum Kapital zur Verfügung. Unternehmen werden voreilig oder ohne ausreichende Finanzierung gegründet und scheitern deshalb, obwohl die Idee tragfähig ist. Diese Probleme betreffen alle deutschen Bioregionen und sind nur mit einer gemeinsamen Anstrengung zu lösen. Anfang März trafen sich deshalb erstmals Vertreter aus 17 Regionen. In der Bio City Leipzig vereinbarten sie einen Aktionsplan, um die Innovationsblockade zu durchbrechen. Neues Finanzierungs- und Förderprogramm - Unterstützung des Bundesforschungsministeriums angestrebt "Privates Kapital und Fördermittel für die Gründungsphase von Biotech-Unternehmen sind äußerst knapp geworden. Damit werden Start-ups bereits zum Scheitern verurteilt, bevor sie sich beweisen können", so Prof. Dr. Horst Domdey, Vorstand der BioM AG München-Martinsried. "Wir benötigen in Deutschland ein neues Finanzierungskonzept für Existenzgründungen. Mit einem Pre-Seed-Incubation-Programm könnten innovative biotechnologische Forschungsprojekte mit hohem Marktpotenzial bis zu einer Phase geführt werden, in der sie für privates Kapital interessant sind. In den Bioparks sind dafür exzellente Bedingungen vorhanden. Außerdem wird ein Fonds benötigt, der speziell für die frühen Phasen eine erste Finanzierung ermöglicht." Das Programm soll die Ressourcen und Finanzierungsmittel der Technologietransfer-Einrichtungen der Universitäten und Forschungseinrichtungen mit den Möglichkeiten der Biotech-Inkubatoren zusammenbringen. Fördermittel des Bundes sollen in das Programm fließen. Je Projekt wäre ein Investment von bis zu 1 Mio. Euro geplant. Insgesamt müssten damit schätzungsweise bis zu 30 Mio. Euro Jahr aufgewendet werden - Folgefinanzierungen inklusive. In den nächsten Wochen werden die Bioregionen ihr Modell dem Bundesforschungsministerium (BMBF) vorstellen, mit dem Ziel, ein entsprechendes Förderkonzept des Bundes zu stimulieren. Die anderen Biotech-Förderprogramme des BMBF würden damit sinnvoll ergänzt. Forschungsergebnisse professionell und schnell kommerzialisieren "Die Bioregionen und Technologietransfer-Gesellschaften sind bisher nur in den jeweiligen Städten und Regionen aktiv. Wenn wir jetzt unsere Kräfte auf nationaler Ebene bündeln und Best-practice-Modelle einführen, können wir der Biotechnologie entscheidende Wachstumsimpulse geben", sagt Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Bio City Leipzig. "Nach Identifizierung förderfähiger Forschungsprojekte führen wir sie bis zu einer Phase, in der sie für die Unternehmensgründung fit sind. Damit bringen wir Forschungsergebnisse schneller und Erfolg versprechender auf den Markt." Die Beratung durch Finanzierungs- und Biotech-Experten, die Vermittlung unternehmerischen Know-hows an die Wissenschaftler, die Begleitung bei der Bewerbung um Risikokapital sowie Fördermittel - das ist der Kern des neuen Programms. Angesiedelt werden können die Teams entweder in den Technologietransferstellen der Universitäten oder den Inkubatoren. Besonders günstige Konditionen, ausgestattete Labors und umfangreicher Service werden ebenfalls an den Biotech-Inkubatoren geboten, die in ganz Deutschland aufgebaut wurden. Eine Evaluierung nach 12 bis 18 Monaten ermittelt die Projekte, die fit zur Unternehmensgründung sind. So könnten bis zu 50 Prozent der Projekte in nachhaltig erfolgreiche Firmen überführt werden. "Oft werden Start-ups ohne unternehmerische Erfahrung auf den Weg gebracht oder es wird zuviel Zeit mit der Suche nach Kapital und Kooperationen verschenkt", so Tobaben. "Unser Programm kann hier schnell Abhilfe schaffen." Deutsche Biotechnologie international profilieren Die Frage, wie Deutschland in der internationalen Biotech-Branche mehr Profil gewinnen kann, bewegt alle Bioregionen gleichermaßen. Im globalen Maßstab müssen alle Biotech-Regionen ihre Kräfte bündeln, um der Biotechnologie in Deutschland mehr Präsenz im weltweiten Wettbewerb zu verschaffen. Die Wirtschaftsverbände schaffen das nicht, da hier Forschung und Wissenschaft, Regionen und Initiativen nicht vertreten sind. "Vor allem brauchen wir eine klare Botschaft: Wohin entwickelt sich die deutsche Biotechnologie, wo liegen ihre Stärken, welches Konzept steckt dahinter?" so Dr. Ann De Beuckelaer, Direktorin von biosaxony aus Sachsen: "Auch um wieder mehr Dynamik bei Gründungen in der Biotechnologie zu erzeugen, brauchen wir Kooperation und den Erfahrungsaustausch der Bioregionen. Das Treffen in der Bio City Leipzig ist ein gelungener Start. Ende April werden wir die Details festzurren und ein Gremium wählen, welches die Initiative in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik vertritt. Eine Institutionalisierung, etwa in Form eines Verbandes oder einer Geschäftsstelle, ist nicht vorgesehen." Am Treffen in der Bio City Leipzig nahmen auch Vertreter aus Baden-Württemberg, Bayern, Berlin-Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, München, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen teil. Initiiert wurde diese Veranstaltung durch biosaxony und die BioM AG, die für den Cluster München-Martinsried verantwortlich ist. Ziel der Initiative ist es, Perspektiven und Risiken der deutschen Biotechnologie zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

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