Wenn der Geruchssinn versagt: Riechstörung kann Warnzeichen für Parkinson sein

Studie untersucht Zusammenhang zwischen Parkinson und Geruchssinn

07.04.2014 - Deutschland

Ein nachlassender Geruchssinn kann verschiedene Ursachen haben. Obwohl die meisten Menschen mit eingeschränktem Geruchssinn nicht an Parkinson erkranken, ist dieser bei der Mehrheit der Parkinson-Patienten reduziert. Tübinger Hirnforscher wollen daher dem Zusammenhang zwischen Riechstörung und Parkinson mit einer klinischen Studie auf den Grund gehen. Das machen sie gemeinsam mit der „Michael J. Fox Foundation“ in der „Initiative zu Progressionsmarkern der Parkinsonkrankheit“ (Parkinson’s Progression Markers Initiative), kurz PPMI. Das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universitätsklinik Tübingen sucht dafür noch nach Teilnehmern, die nicht an Parkinson erkrankt sind.

Das Ziel der PPMI ist die Identifikation und Beurteilung von zuverlässigen Biomarkern, das heißt: objektiven Merkmalen der Parkinsonkrankheit. Mit ihrer Hilfe soll künftig eine schnelle und verlässliche Testung auf Parkinson möglich werden. PPMI wird weltweit an 22 Parkinson-Zentren durchgeführt. Eines von zwei teilnehmenden deutschen Zentren ist in Tübingen. „Früherkennung ist wichtig für das Verständnis der Ursachen einer Parkinsonkrankheit und die Entwicklung verbesserter Behandlungsmethoden“, sagt Professor Dr. med. Daniela Berg, Forschungsgruppenleiterin am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) und am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Standort Tübingen sowie Oberärztin an der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikum Tübingen. Denn verlässliche Biomarker liefern wertvolle Informationen für Diagnose, Prognose und Therapie.

Selbst einen Beitrag zur Parkinson-Forschung leisten

Klinische Studien sind ein wesentlicher Schritt, wenn es darum geht neue Behandlungsstrategien zu entwickeln. „Bei PPMI können auch nicht an Parkinson erkrankte Menschen einen Beitrag zur Parkinson-Forschung leisten“, so Berg, die noch Probanden für die Riechstudie sucht. An der klinischen Studie können Menschen teilnehmen, die mindestens 60 Jahre alt sind und nicht an Parkinson leiden. Ihre Krankengeschichte darf außerdem kein Nasentrauma und keine Nasen- oder Nebenhöhlenoperation aufweisen.

Wenn die Nase blind wird

Der Geruchssinn lässt im Alter langsam nach. Eine von zwei Personen über 60 Jahre lebt mit einer Riechstörung. Ein Grund dafür kann sein, dass die Schleimsekretion in der Nase abnimmt. Diese wird aber dafür benötigt, Duftstoffmoleküle zum sogenannten olfaktorischen Rezeptor zu transportieren. Ein weiterer häufiger Grund für eine Riechstörung ist eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung. Aber auch Allergien, Polypen der Nase oder toxische Reizungen können Geruchsstörungen auslösen. Mediziner bezeichnen sie als sinunasale Geruchsstörungen. Nicht sinunasale Geruchsstörungen hingegen können Folge einer Hirnhautentzündung oder von Kopfverletzungen sein. Auch als Folge von Tumoren oder als Medikamentennebenwirkung treten Riechstörungen auf. Da die Riechstörung langsam fortschreitet, wird sie von den Betroffenen häufig nicht bemerkt. Sieben von zehn Personen, die mit einer Riechstörung leben, erfahren dies erst nach einer Testung.

Riechstörung kann Warnzeichen für Parkinson sein

Der Verlust des Geruchssinns kann aber auch ein Frühsymptom einer neurodegenerativen Erkrankung wie Parkinson sein. Denn Riechstörungen sind ein Begleitsymptom vieler neurodegenerativer Erkrankungen. Rund 96 Prozent aller neu erkrankten Parkinson-Patienten haben einen Teil ihres Geruchssinns verloren. „Wir nehmen an, dass die olfaktorischen Störungen oft mindestens vier bis sechs Jahre vor den motorischen Symptomen des Morbus Parkinson auftritt“, sagt Daniela Berg, die auch Vorsitzende der Deutschen Parkinson-Gesellschaft ist. Durch das frühzeitige Auftreten bei Parkinson besitzen Störungen des Geruchssinns eine besondere Bedeutung in der Früherkennung und Differenzialdiagnose dieser Erkrankungen. Seine Erforschung kann daher, so die Neurologin, zu wichtigen Erkenntnissen bei der Früherkennung der Erkrankung bei gefährdeten Personen führen.

Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Kampf gegen Krebs: Neueste Entwicklungen und Fortschritte