Bluthochdruck-Medikament hilft schwachen Herzen

05.03.2013 - Deutschland

Etwa die Hälfte aller Menschen mit Herzschwäche leiden an der sogenannten "diastolischen Herzinsuffizienz". Das Problem dabei: Die Herzkammern sind versteift und deshalb fließt nicht genug Blut in die linke Herzhälfte. Für diese Patienten gibt es bisher keine speziellen medikamentösen Behandlungsempfehlungen. Das könnte sich bald ändern.

Ein aussichtsreicher Kandidat für die Behandlung von diastolischer Herzinsuffizienz könnte das Bluthochdruck-Medikament "Spironolacton" sein. Das Medikament wird seit über 50 Jahren gegen Bluthochdruck eingesetzt. Der sogenannte Aldosteronrezeptorantagonist verbessert nachweislich die Füllungsphase des Herzens in der linken Hälfte. Auf die Belastbarkeit und die Lebensqualität der Patienten hat die Gabe des Medikaments keinen Einfluss. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie unter der Federführung von Medizinern am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen.

422 Patienten wurden in den Jahren 2007 bis 2011 im Rahmen der Studie untersucht. Jeweils die Hälfte bekam das Medikament "Spironolacton" oder eine Tablette ohne Wirkstoff. Weder die Ärzte noch die Patienten wussten, welcher Patient welcher Gruppe zugeordnet war.

Ergebnisse der Studie im Detail

"Nach einem Jahr Behandlung zeigte sich die Herzfüllungsphase in der Gruppe, die mit "Spironolacton" behandelt wurde, deutlich gebessert. Im gleichen Zeitraum hatte sich dieser Wert in der Placebogruppe leicht verschlechtert", sagt der Erst-Autor und Koordinator der Studie, Priv.-Doz. Dr. Frank Edelmann aus der Abteilung Kardiologie und Pneumologie der UMG. Der positive Effekt des Medikaments war dabei unabhängig von verschiedenen Patientenmerkmalen, wie z.B. Alter, Geschlecht, Nierenfunktion u.a., nachweisbar. Darüber hinaus sank bei den mit Spironolacton behandelten Patienten der Blutdruck. Der zuvor verdickte Herzmuskel wurde schlanker. Ein Blutwert, der das Ausmaß der Herzbelastung anzeigt (NT-proBNP), besserte sich ebenfalls.

Die Belastbarkeit der Patienten unterschied sich allerdings nach einem Jahr Behandlungsdauer nicht zwischen den beiden Gruppen. Als Kriterium galt hierbei die maximale Sauerstoffaufnahme während einer Fahrradergometrie. Darüber hinaus kam es bei einigen Patienten, die mit "Spironolacton" behandelt wurden, zu einem Anstieg der Kalium- und Nierenwerte. "Dies sind bekannte Nebenwirkungen des Medikamentes, die sich aber durch eine Reduzierung oder Pausierung des Medikamentes gut beherrschen ließen", sagt Prof. Dr. Burkert Pieske, Leiter der Studie.

"Die Ergebnisse der Studie stimmen hoffnungsvoll, dass mit Spironolacton endlich ein Medikament gefunden worden ist, das bei der diastolischen Herzschwäche einen positiven Einfluss auf Umbauprozesse am Herzen hat", sagt Priv.-Doz. Dr. Rolf Wachter, Abteilung Kardiologie und Pneumologie der UMG. "Auch wenn wir jetzt diese Daten vorliegen haben, ist es noch zu früh, unseren Patienten diese Therapie generell zu empfehlen." Für Ende 2013 werden die Ergebnisse der US-amerikanischen "TOPCAT-Studie" erwartet. Diese Studie untersucht über 3.000 Patienten. "Danach wissen wir vermutlich besser, ob das Medikament "Spironolacton" in Zukunft für alle Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz empfohlen werden kann", so Priv.-Doz. Edelmann.

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